"Lass mich doch bitte einfach mal sehen." Seine Stimme war streng und durchdringend. "Sag mal spinnst du eigentlich?", stieß ich hervor und versuchte in einer Ecke des kleinen Raumes etwas Schutz zu finden. Leider etwas schlecht wenn es kaum etwas Platz gab in dem kleinen Personal-WC, welches eigentlich auch für zwei Personen zu klein war.
"Yuna! Ich will doch nur schauen wie die Verletzung aussieht!" Seong-hwa hielt beide Hände verteidigend vor sich. Ich begann zu schnauben und wollte schon zu einem Schlag ansetzen. "NEIN!", rief ich. "Und jetzt hau bitte ab und lass mich bitte meine Arbeitsuniform anziehen.
Das war nämlich der eigentliche Grund warum ich mich im Personal-WC befand. Leider hatte ich es nicht einmal geschafft die Tür zu verschließen, da Seong-hwa sich gedacht hatte er müsse sich einfach mit in den kleinen Raum drängen. Wir hatten den kompletten Schultag kein Wort miteinander gewechselt und waren wie gewohnt unseren Gruppierungen treu geblieben.
Meine Pausen hatte ich wie gewohnt mit Yunho, Jong-ho und Min-gi verbracht. Die drei waren eine gute Ablenkung. Das einzige was mich störte war Yunhos empfindliche und gereizte Ader an diesem Tag. Egal was ich sagte oder tat, irgendwie brachte es ihn super schnell auf die Palme und irgendwann gingen mir die Ideen aus, was ich noch hätte tun können um ihn zu beruhigen. Ich hoffte das zwischen uns würde sich in der nächsten Zeit wieder entspannen. Immerhin hatte Yunho jetzt das komplette Wochenende Zeit um sich etwas herunterzufahren. Auf welchem Trip er auch immer gerade war.
Nur meine Tage wären höchstwahrscheinlich von einer Zusammenkunft mit Seong-hwa geprägt. Immerhin hatte meine Chefin bereits verkündet. dass wir heute und auch morgen (Samstag) zusammen die Nachtschicht machen würden. Dies bedeutete für heute abwarten und später Überstunden schieben, warum auch immer meine Chefin erst heute auf diese glorreiche Idee gekommen war. Immerhin musste ich dafür nicht am Sonntag und Montag Abend arbeiten.
Seong-hwa hatte meinen eindeutigen Wink wohl immer noch nicht verstanden und machte keine Anstalten sich aus dem kleinen Badezimmer rauszubewegen. "Boah Seong-hwa! Jetzt geh bitte endlich." "Erst wenn ich mir die Verletzung angeschaut habe. Mach doch jetzt nicht so ein Drama daraus." "Hey! Das war mein Part.", erwiderte ich. Seit wann waren wir den eigentlich auf so einer Ebene angekommen? Und warum traute ich mich auf einmal so rigoros mit ihm zu reden?
"Na gut.", stieß ich hervor, nachdem wir noch ein paar weitere Minuten regungslos in dem kleinen Bad standen und uns intensiv musterten. Hatten seine Mundwinkel gerade gezuckt? Hat er gerade wirklich fast ein Lächeln auf den Lippen gehabt, weil ich nachgeben musste?
Doch darüber konnte ich schon nicht mehr nachdenken, weil ich plötzlich seine Finger an meiner Wange spürte und meine Haut zu kribbeln begann. Natürlich schlug mein Herz auch schneller. Ich konnte nur hoffen er würde es einfach nicht mitbekommen, oder einfach ignorieren. Wie lange brauchte er denn um dieses Pflaster abzuziehen? Streichelte er mir gerade etwa einfach nur so über die Wange?
Dann löste er auch endlich das Pflaster, wodurch das Kribbeln von einem leichten Brennen abgelöst wurde. Ein kleiner Schmerzenslaut entwich mir. "Sorry", murmelte Seong-hwa daraufhin. "Alles gut.", sagte ich dann nur und versuchte ihm nicht direkt in die Augen zu blicken, welche mich gerade fixiert hatten. Allerdings hielt ich nicht lange stand und ließ mein Blick dann doch wieder zu Seong-hwa zurückkehren.
Warum wurde es plötzlich so heiß? War es denn normal plötzlich das Bedürfnis zu verspüren eine andere Person zu küssen, obwohl diese das vielleicht gar nicht wollte? Und warum in Gottes Namen stellte ich auf einmal so viele Fragen und führte diesen inneren Monolog?
Es wurde ganz still um uns. Bis er plötzlich die Stille mit seinen Worten durchbrach. "Sieht doch schon besser aus." Er lächelte mich freundlich an und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Schau es dir mal im Spiegel an. Soll ich dir nochmal ein Pflaster geben oder geht es so?" Ich richtete meinen Blick auf mein Spiegelbild.
Mein Gesicht war unheimlich blass, sodass ich jeglichen Gespenstern Konkurrenz machen konnte. Die Augenringe waren noch dunkler als am Vortrag und die Brandnarbe der Zigarette prangte in einem Rosaton auf meiner linken Wange. Alles in allem sah ich einfach furchtbar aus. "I-ich glaub ein Pflaster wäre ganz gut." Seong-hwa nickte und begab sich aus dem kleinen Badezimmer. "Und danke, dass ich mich jetzt endlich mal umziehen kann!" Ohne groß darüber nachzudenken streckte ich ihm die Zunge heraus.
Zu meiner Überraschung trat Seong-hwa noch einmal einen kleinen Schritt in das Bad und stand nun erneut vor mir. "Willst du dich wirklich mit mir anlegen Yuna?", fragte er belustigt und zwinkerte mir zu, bevor er nun endgültig den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. Dieser Junge, nein eher Mann, brachte meine ganzen Hormone ganz durcheinander. Und ganz sicher nicht nur meine Hormone sondern auch meine Gedanken.
Obwohl meine Kolleginnen eigentlich mitbekommen haben müssten, dass Seong-hwa und ich eine ganze Weile verschwunden waren, schien es sie nicht sonderlich zu stören. Denn nur ein paar Minuten nach der ganzen Badezimmer-Situation sah ich schon wieder, wie er in einzelne Gespräche verwickelt wurde. Wie am Vortrag spürte ich dieses flaue Gefühl in meiner Magengegend aufsteigen. 'Eifersüchtige Ziege', dachte ich mir und verstaute meine Schuluniform im Spind.
Die Schicht lief eigentlich ganz in Ordnung. Seong-hwa wurde heute auch wieder von mir eingearbeitet. Leider war ich einerseits durch ihn und einerseits durch die Nachtschicht ganz durcheinander. Immerhin passierte es nicht ganz so oft, dass ich für die Bar eingeteilt wurde. Und so geschah es, dass ich die ein oder andere Bestellung durcheinander brachte. Sehr zum Ärgernis meiner Kolleginnen. Und jedes Mal nahm Seong-hwa die ganze Schuld auf sich und sagte, das er die Fehler gemacht hatte.
Immer wieder spürte ich seine Blicke auf mir, welche vor Sorge strotzten. Irgendwann war dann auch der Zeitpunkt erreicht, indem sich mein Körper einfach verabschieden wollte. Ich schlief fast im Stehen ein und musste immer wieder von Seong-hwa angestupst werden um wach zu bleiben. "Alles in Ordnung?", fragte er mich daher fast im Minutentakt.
Nachdem ich fast umgekippt wäre, zog mich Seong-hwa mit sich in den Personalraum, in welchem sich unsere Spinde befanden, nachdem er sich erstmal bei den Kolleginnen entschuldigt hatte. "Yuna! Es ist nicht alles in Ordnung. Wie viel Schlaf hast du die Nacht gehabt? Du schläfst ja fast im Stehen ein!" Er umklammerte beide meiner Arme mit seinen Händen. "Ich- 3 oder 4 Stunden. U-und bevor du fragst die Tage davor genauso viel. Aber das ist vollkommen ausreichend für mich, das schwöre ich."
Seong-hwa musterte mich besorgt. Gleichzeitig bemerkte ich allerdings wie er frustriert ausatmete. "Es ist definitiv nicht ausreichend. Setz dich jetzt erstmal hin. Ich mach dir einen Kaffee, während ich versuche die Bestellungen in den Griff zu bekommen. Du bleibst erstmal hier!" Ich nickte nur und setzte mich vor die Spinde. Meine Augen wurden ganz schwer und auch wenn ich versuchte sie aufzuhalten, so fielen sie eine Sekunde später wieder zu.
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Moonlight || Seong-hwa || FanFiction
FanficElite-Schüler. Irgendwie scheinen sie ja zu fast jeder Schule dazuzugehören. Schüler, welche aufgrund eines reichen Elternhauses gewisse Vorzüge und einen gewissen Ruhm in der Schule genießen. Schüler, welche unglaublich beliebt sind. Schüler, mit w...