Story 29, Teil 1/2 - Zuhause

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Fayettes Sichtweise (Sommer 1878 [8 Jahre nach ihrer Flucht aus Frankreich]):

"Guten Morgen, meine schöne Königin. Du musst langsam aufstehen.", hörte ich Edvins sanfte Stimme. Ich blinzelte ein paar Mal, eh ich Edvin über mir sah. Er lächelte mich an, und fing an mir viele kleine Küsse über mein Gesicht zu verteilen. 

Plötzlich spürte ich zwei kleine Hände auf meinem Gesicht und ein weiteres Paar goldener Augen. "Guten Morgen Mama. Gehen wir heute wieder zum Meer?", fragte Caelie neugierig und fing ebenfalls an, mir viele kleine Küsschen auf die Wange und auf die Stirn zu geben, nur leider deutlich nasser als die von Edvin. 

Plötzlich rief Edvin, "KUSCHELATTACKE!", und warf Caelie auf das Bett. Sie legte sich auf mich, während Edvin sich seitlich an mich ankuschelte. 

Eigentlich war alles perfekt. 

Wir waren gerade in Dänemark um Urlaub zu machen. Vika und Torin, also Edvins Eltern hatten uns noch ein wenig Geld zu dem gegeben, was Edvin und ich erarbeitet hatten. Tagsüber passten sie sonst auf Caelie auf, und so konnten wir beide arbeiten. 

Edvin und ich hatten beide in der Poststelle von Inverness eine kleine Anstellung gefunden. Es war zwar eine Muggelarbeit, aber so waren wir am Sichersten. Wir wollten und mussten für Caelie ein sicheres Leben aufbauen. Und auch wenn die Bezahlung wirklich schlecht war, ging die Sicherheit unserer geliebten Tochter vor.

"Einen Tag können wir noch bleiben, aber morgen müssen wir wirklich wieder nachhause zurück.", sagte Edvin und stupste Caelies Nase an, "Oma und Opa vermissen dich bestimmt schon schrecklich. Und außerdem müssen wir doch morgen zu Tante Orla. Weißt du noch was es bei Tante Orla zu feiern gibt?" "KUCHEN!", sagte Caelie fröhlich und sprang auf dem Bett herum. 

"Und warum gibt es bei Tante Orla Kuchen?", fragte ich weiter. Caelie blieb kurz stehen und dachte nach, "Weil Tante Orla Burtstag hat?" "Genau! Tante Orla hat Geburtstag und da möchte sie uns alle sehen.", sagte ich lächelnd und strich ihr über ihr Haar. Ich war sehr froh, dass sie weder meine Haar- noch meine Augenfarbe geerbt hatte. Ich hätte es nicht ertragen, ständig in einen Spiegel zu blicken. 

Ich hatte schon genug Probleme damit, wirklich in einen Spiegel zu sehen, doch Edvin ermunterte mich jeden Tag aufs Neue weiter zu machen. 

Es war wundervoll zu sehen, wie Caelie heranwuchs. Sie war ein tolles Kind. Fröhlich, liebevoll und einfach super entspannt. Sie weinte kaum und auch wenn ihr etwas nicht passte, blieb sie entspannt. Ich hatte Angst davor, so wie meine Mutter zu werden, aber insbesondere durch ihre Art, machte sie es mir sehr leicht, anders zu sein, als meine Mutter. 

Ich dachte immer, ich würde genau so werden wie sie, weil ich es ja nicht anders kannte. Eigentlich wollte ich genau aus diesem Grund keine Kinder, doch Edvin glaubte an mich. Er kannte mich manchmal besser als ich selbst. Und er behielt auch recht. Ich war eine gute Mutter. Zumindest versuchte ich, alles genau im Gegensatz zu dem zu machen, was meine Mutter mit mir tat. 

Wir verbrachten noch einen wundervollen Tag am dänischen Strand, eh wir unsere Sachen packten und nachhause reisten. Als wir Inverness erreichten, sah Edvin plötzlich skeptisch aus. 

Vorsichtig öffnete er die Tür seines Elternhauses, und erschrak sich sehr, als seine Mutter fröhlich vor uns stand.  Wir brachten unsere Sachen nach oben, und ließen Caelie ihren Großeltern von unserem Urlaub erzählen. 

Edvin verwandelte sich in seine Animagusgestalt und rannte nach draußen. Irgendetwas hatte er gerochen. Nach kurzer Zeit kam er zurück, und verwandelte sich im Flur wieder in meinen Edvin. 

"Der alte Gaunt war in der Stadt.", sagte er leise. "Und? Was machen wir nun?" "Ich weiß es nicht. Wir waren ja immerhin nicht da, also wird vermutlich nichts passieren." "Wenn sie uns doch finden, sollten wir nach Island gehen." "Island?" "Ich hab zumindest ein isländisches Wörterbuch da. Und ich glaube, dass die Dichte an Zauberern in diesem Ödland nicht sonderlich hoch ist." "Mach dir keine Sorgen, es wird sicherlich nichts passieren.", sagte er weiterhin leise, und gab mir einen Kuss auf den Kopf. 

Zauberhafte Sommersprossen - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt