Story 30 - Wiederkehr

27 2 0
                                    

Richard Jackdaws Sichtweise:

Seltsame Kinder, dachte ich mir, als ich im Herbst wieder ins schottische Hochland zurückkehrte, und mich an eine Unterhaltung mit sechs Schülern erinnerte, die auf der Suche nach dem Einhorn-Wasserfall waren. 

Sollte ich vielleicht wirklich mal wieder ins Schloss gehen? Wenn es wirklich schon 1909 war, war ich ja bereits seit fast 100 Jahren nicht mehr in Hogwarts. 

Ich dachte nach. Ich und der damalige Schulleiter sind nicht gerade im Guten auseinander gegangen, aber er, und vermutlich alle anderen Lehrer, außer Professor Binns, waren ja inzwischen sowieso tot.

Es schien mir nicht, als wäre es die schlechteste Idee, also machte ich mich los und schwebte durch den Wald, in Richtung des Schlosses. 

Es war schon sehr spät, und auf dem Schulgelände waren keine Schüler mehr. Wo sollte ich nun hingehen? Ich hatte die ganze Nacht vor mir. Manchmal stellte ich mir zwar vor zu schlafen, aber als Geist war es mir nicht möglich wirklich zu schlafen. 

Schlaf und frischgebackener Kirschkuchen, waren eigentlich die einzigen Dinge, die ich an meinem sterblichen Leben vermisste. 

Viele andere Geister klagten Tag ein, Tag aus, wie schrecklich es war tot zu sein. Und auch, wenn ich mir natürlich bessere Dinge vorstellen konnte, war ich eigentlich ganz zufrieden damit. 

Nur ein einziges Mal, wünschte ich es mir, wieder ein Mensch zu sein, und das ist auch schon viele Jahre her. 

1811 lernte ich ein 18 jähriges Mädchen aus der siebten Klasse in Hogwarts kennen. Beatrice war ihr Name. 

Ich traf sie, als sie im verbotenen Wald nach Pflanzen suchte. Wir verstanden uns gut, und verbrachten wirklich viel Zeit miteinander. Es war wirklich wundervoll. 

Mit jedem Tag, den wir miteinander verbrachten, wurde das Band zwischen uns stärker. Und doch, wurde unsere Freude immer wieder gedämpft. Es war mir nicht einmal möglich ihre Hand zu nehmen, oder sie zu umarmen. Immer und immer wieder weinte sie, weil wir uns nicht annähern konnten, obwohl wir uns so sehr mochten. Und wenn sie weinte, konnte ich sie nicht einmal richtig trösten. 

Eines Tages fragte sie mich, wie ich es geschafft hatte ein Geist zu werden. Ich wusste es selbst nicht, und erzählte ihr meine Geschichte, auch wenn ich davon ausging, dass sie mich nun meiden würde. 

Doch sie mied mich nicht. Ganz im Gegenteil. Sie wünschte sich, dass ich sie ins Schloss begleiten würde, was ich ihr zu liebe auch tat. Gemeinsam saßen wir nächtelang im Hufflepuff Gemeinschaftsraum und erzählten uns die lustigsten Geschichten, und lachten gemeinsam. 

Irgendwie überwunden wir, dass wir uns körperlich nicht Nahe sein konnten, obwohl wir uns beide so sehr nach Berührung verzerrten. 

Das ging fast ein ganzes Jahr so. Dann, kurz vor ihrem Schulabschluss, erzählte sie mir, dass man bei ihr eine Krankheit entdeckt hatte. Eine Krankheit, die man nicht heilen konnte und die tödlich verlaufen würde. 

Sie weinte. Und wieder konnte ich sie nicht trösten. Ich konnte nicht für sie da sein. Nicht so sehr, wie ich es wollte. 

Beatrice bat mich, herauszufinden, wie man ein Geist wird, damit wir, wenn sie sowieso sterben müsste, wir zumindest die Ewigkeit gemeinsam verbringen könnten. 

Ich begann die anderen Geister zu fragen. Bücher konnte ich ja nicht anfassen. Diesen Part übernahm Beatrice. Aber ich fragte alle Geister in Hogwarts, aber kein Geist hatte eine richtige Antwort darauf. Das Einzige, was mich mit allen Geistern verband, war, dass wir alle in unserem Leben unzufrieden waren. Keiner von uns, war bereit zu sterben. Es gab zwar einige, die Suizid begangen hatten, aber auch bei diesen Geistern, war es nicht mehr als ein Akt der Verzweiflung. 

Zauberhafte Sommersprossen - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt