Story 29, Teil 2/2 - Zuhause

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Marlees Sichtweise (38 Jahre alt):

Es klopfte an meiner Tür. Etwas irritiert ging ich zur Haustür. Ich hatte keinen Besuch erwartet. 

Als ich die Tür öffnete, sah ich Edvin und Fayettes Tochter im Gras liegen. Ich rief laut nach Edvin, weil ich dachte er würde sich verstecken. Doch dann sah ich, dass auf dem Boden ein Brief lag. Ich las ihn und brach in Tränen aus. 

Das konnten sie unmöglich ernst meinen. Ich hatte keine Erfahrung bezüglich des Umgangs mit Kindern. 

Ich sah nach draußen, wie Caelie immer noch friedlich in der Sonne lag und schlief. 

Ich ging in Todds altes Büro. Diesen Raum hatte ich die letzten Jahre gemieden. Zu sehr schmerzte mich seine Abwesenheit immer noch. Aber gut, welche Wahl hatte ich? 

Ich nahm meinen Zauberstab, und verwandelte seinen Schreibtisch in ein Kinderbett, und seinen Stuhl in einen Kleiderschrank. Aus dem Schlafzimmer nahm ich Decken, und legte sie auf das Bett. Dann nahm ich ihre Koffer und begann ihre Kleidung einzuräumen. Als ich auch damit fertig war, hob ich Caelie an und legte sie in das Bett. 

Aber wie ging es jetzt weiter? Sollte ich sie anlügen, und so tun, als wäre ich ihre Mutter? Dieser Gedanke, ließ sich alles in mir zusammenziehen. Todd und ich versuchten so viele Jahre Kinder zu bekommen, doch nie klappte es. Ich konnte nicht einfach 3 Jahre nach seinem Tod, so tun, als würde ich unser eigenes Kind großziehen. 

Weiterhin weinend versuchte ich mir zu überlegen, was ich nun tun sollte. Ihr meinen Nachnamen geben und so tun, als wär sie mein Kind, konnte ich nicht. Nicht nur meinetwegen, sondern auch, weil Caelie ruhig wissen sollte, wer ihre Eltern sind. Sie sollte mich eines Tages, wenn sie alt genug ist, Fragen können. 

Aber wenn sie aufwacht, und fragt wo sie ist, oder wo ihre Eltern sind, was soll ich darauf antworten? Scheiße, was erwartet ihr von mir?, fragte ich mich, während an diesem Gedanken immer weiter verzweifelte. 

Ich versuchte mich auf meine Atmung zu konzentrieren und mich zu beruhigen. Ich werde einfach so tun, als wäre sie schon länger bei mir, auch wenn es sich unglaublich falsch anfühlte, dieses kleine Mädchen anzulügen. 

Ich schickte einen Brief zu einem alten Freund von Todd, der ganz in der Nähe wohnte, und uns damals half, als wir in den Süden gezogen sind, in der Hoffnung, dass er mir helfen könnte. Wir hatten uns im Laufe der Jahre selbst angefreundet, und er stand mir inzwischen näher, als alle anderen.

Ich ertrug es kaum jemanden zu sehen, und seid Todd tot war, wartete ich eigentlich nur selbst darauf, zu sterben. Ich war noch nicht einmal 40, aber hatte die Liebe meines Lebens verloren. Das Leben hatte mir nichts mehr zu bieten, doch jetzt schien ich eine neue Aufgabe bekommen zu haben. 

Es dauerte keine zehn Minuten, bis es wieder klopfte. "Danke, dass du so schnell gekommen bist, Septimus. Ich brauche deine Hilfe.", sagte ich leise, und bat ihn herein. 

Er setzte sich auf das Sofa und sah mich irritiert an, "Was ist los? Dein Brief war viel kryptischer als sonst.", sagte er und lächelte leicht. 

"Mein Cousin und seine Ehefrau haben mir eine Aufgabe gegeben, aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich hab keine Ahnung von Kindern, und du hast drei, und von deinen Enkeln fangen wir gar nicht erst an." "Nummer 5 ist auf dem Weg.", sagte er stolz. "Wer?" "Gwen. Im Oktober soll es soweit sein, sie hat es erst vor zwei Tagen erfahren. Wird bald ganz schön voll im Haus.", sagte er lachend. 

Septimus war ein toller Mann. Er hat seine Ehefrau auch vor vielen Jahren verloren, und so durchlebten wir das gleiche Leid. Er verstand mich. Doch er hatte eine Familie, die ihn ablenkte, während ich ganz allein war. 

Zauberhafte Sommersprossen - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt