Als ich die Treppe hinunterging fielen mir die Bilder an der Wand ins Auge. Es waren Bilder von Seong-hwa. Die meisten stammten wohl aus Kindertagen. Obwohl er so klein war, konnte ich ihn auf Anhieb erkennen. Doch nicht nur er war zu erkennen. Auf einigen Bildern war auch ein anderer Junge dabei, welcher allerdings nie auf Familienbildern zu sehen war, aber im gleichen Alter wie Seong-hwa zu sein schien. Nach einiger Überlegung konnte ich erahnen, dass es sich dabei vermutlich um Hong-joong handelte. Dem Alter der Bilder nach zu urteilen, kannten sich die beiden also schon fast ihr ganzes Leben.
Die Familienbilder wirkten recht harmonisch. Es war ein Pärchen abgebildet, sowie ein anderer Junge, der vermutlich Jin-young sein musste. Die Eltern der Beiden sahen sehr glücklich und zufrieden aus. Auch die beiden Jungen wirkten verspielt und unzertrennlich. Ein kompletter Kontrast zu der Situation in Seong-hwas Zimmer. Was auch immer zwischen den beiden passiert war, hatte eine tiefe Wunde in deren Beziehung hinterlassen. Eine innere Stimme in mir, wollte eine Antwort auf diese Frage suchen.
Nach einiger Zeit gelang es mir mich von den Bildern zu lösen und so setzte ich meinen Weg in die Küche fort, indem ich der Weg Beschreibung von Seong-hwa folgte. Auf dem Weg in die Küche traf ich auf Mrs. Chang, welche ich mit einem freundlichen Lächeln grüßte. Einen kurzen Augenblick starrte sie mich einfach nur ungläubig mit leichtgeöffnetem Mund an. Dann erwiderte sie mein Lächeln. Sie wirkte direkt freundlicher als noch am Morgen, als ich ihr zum ersten Mal begegnet war. Dieser Umschwung brachte mich ein wenig durcheinander, wie ich mir selber eingestehen musste.
Sobald ich in die Küche hineintrat vernahm ich einen unglaublich köstlichen Duft, welcher mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. So duftete es bei mir zu Hause nie, was allerdings auch daran lag, dass ich nur sehr selten kochte, obwohl ich dies früher so gerne getan hatte. Doch aktuell hatte ich einfach nicht mehr die Zeit und vor allem nicht das Geld und den Platz um täglich frisch zu kochen.
Seong-hwa hatte mir den Rücken zugewandt und stand vor dem Herd. Ich bemerkte seine flinken Handbewegungen, während er das Essen zubereitete. Nachdem ich die Tür hinter mir leise verschloss, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, tapste ich, ohne groß darüber nachzudenken, zu Seong-hwa. Dieser hatte mich, zu meiner Verwunderung, bisher noch nicht bemerkt.
Als ich direkt hinter ihm stand schlang ich meine Arme vorsichtig um ihn. Zu meiner Überraschung zuckte er weder zusammen, noch sagte er irgendetwas, sondern streichelte mir mit seiner Hand über meine. "Na du. Du hast ganz schön lange gebraucht." Der Klang seiner Stimme ließ mich erschaudern. "Du hattest vorher auch ganz schön lange gebraucht." Ich machte einen Schmollmund, welcher allerdings nicht so viel bewirkte, da ich mein Gesicht in seinem Rücken vergrub.
Ich nahm wahr wie sich sein Körper bei jedem Atemzug bewegte. Zugleich konnte ich seinen Herzschlag ganz leise vernehmen. Ein Herzschlag, welcher für die Ruhe die Seong-hwa ausstrahlte, viel zu schnell war. Nanu? Hatte mein Herz bei dieser Erkenntnis gerade einen Satz gemacht und die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder in den Einsatz gebeten?
Abrupt ließ ich von ihm ab. Dann stellte ich mich neben ihn und schaute ihm beim Kochen zu. Ich spürte wie sein Blick immer wieder zu mir fiel und ihm einmal der Kochlöffel aus der Hand glitt, welchen er allerdings elegant wieder auffing. Es dauerte nicht mehr lange, bis er das Essen servierte, woraufhin wir uns mit unseren Tellern an die Küchentheke setzten. Erst jetzt fiel mir auf, dass es außer der Küchentheke, vor welcher edle Barhocker standen, keine andere Sitzmöglichkeit gab. Aber bestimmt hatte die Familie von Seong-hwa ein extra großes Zimmer zum speisen. Immerhin gab es ja noch so viele Räumlichkeiten die ich nicht gesehen hatte.
Bis auf das Klimpern unserer Essstäbchen an den Tellern war es ausnahmslos still. Keiner von uns beiden sagte auch nur ein Wort. Es war eine friedliche Stille. Trotzdem hätte ich das Schweigen gerne gebrochen, doch wann immer ich zu Seong-hwa blickte hatte ich einen Kloß im Hals. Dabei war doch zwischen uns gar nichts passiert. Naja. Nichts bis auf ein paar Küsse, welcher vor Unbeholfenheit meinerseits und Leidenschaft seinerseits strotzten. Oder irrte ich mich da etwa?
"Seong-hwa-"
"Yuna-"
Wir hatten gleichzeitig begonnen zu reden und hielten inne aufgrund des jeweils anderen. Uns beiden schlich ein Lächeln auf die Lippen. "Beginn du-" Erneut gleichzeitig. Erneut ein Moment des kurzen Innehaltens bis er mir mit einer Handbewegung zeigte, dass ich beginnen sollte. Dennoch blieb ich noch kurz still und dachte kurz nach, bevor ich die Frage stellte, welche mir auf der Seele brannte.
Noch einmal tief einatmen und los: "Seong-hwa. Was ist das zwischen uns beiden?" Er sah von seinem Teller auf. Sein Blick durchbohrte mich förmlich. "Also ist das was Ernstes, ist es nur ein Spaß? War ich vielleicht gestern nur ein Betthupferl und-" Weiter kam ich nicht, da er sich bei meinen letzten Worten verschluckt hatte und nach Luft rang.
"Denkst du wirklich so schlecht von mir Yuna?" Ich schüttelte den Kopf nur um ihn danach beschämt zu senken. Tränen wollten sich schon in meinen Augen sammeln. Kurz darauf spürte ich eine Berührung an meinem Kinn, sodass ich unweigerlich zu ihm schauen musste. "Um ehrlich zu sein. Ich weiß es nicht. Aber ein 'Betthupferl' bist du garantiert nicht!"
Erleichterung machte sich bei diesen Worten in mir breit. Seonghwa löste seine Hand von meinem Kinn um mir nur wenige Sekunden zu später durch die Haare zu wuscheln. "Na los Yuna. Wir sollten schnell aufessen und uns danach für unsere Schicht fertig machen." Nach diesen Worten leerte er zügig seinen Teller. Da ich die letzten Tage recht wenig gegessen hatte, hatte ich schon nach kurzer Zeit keinen wirklichen Hunger mehr. Doch es schmeckte so gut und vor allem wurde es von Seong-hwa gekocht.
Als wir beide aufgegessen hatten, wusch Seong-hwa die Teller und das Besteck, sowie die Pfannen und Töpfe die er verwendet hatte noch ab. Dann mussten wir uns auch schon auf den Weg zur Arbeit machen. Eine erneute Nachtschicht, welche ich dieses Mal jedoch mit wesentlich mehr Schlaf begann.
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Moonlight || Seong-hwa || FanFiction
FanficElite-Schüler. Irgendwie scheinen sie ja zu fast jeder Schule dazuzugehören. Schüler, welche aufgrund eines reichen Elternhauses gewisse Vorzüge und einen gewissen Ruhm in der Schule genießen. Schüler, welche unglaublich beliebt sind. Schüler, mit w...