31. Hochmut kommt vor dem Fall

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Ezra und ich saßen mittlerweile am Esstisch und unterhielten uns schon eine ganze Weile. Ich war sehr zufrieden mit der Situation, ich fühlte mich wohl und auch Ezra lächelte ziemlich viel vor sich hin.

Es war etwas was ich wirklich mochte, häufig konnte er sein Lächeln garnicht verstecken und somit war es leicht seine Stimmung zu erkennen. Manchmal sah man ihm an, dass er versuchte sein Lachen zu unterdrücken, was ihm häufig nicht gelang. Gerade dann fühlte ich mich besonders wohl.

„Marlon?" „Hm?" „Was würdest du davon halten, wenn wir ein oder zwei Nächte hierbleiben? Das Haus liegt wirklich schön, du hast bestimmt das Schlafzimmer gesehen, das ist wirklich besonders dort aufzuwachen. Es gibt allerdings nur das eine Schlafzimmer... was denkst du?" fragte Ezra mich nach einer Weile und ich nickte zögernd.

Es war zwar nicht das erste Mal, dass ich mit ihm in einem Bett schlafen würde, aber gewohnt war ich daran nicht. Aber dafür in diesem Bett schlafen zu können, war es mir definitiv wert.

So abstoßend war der Gedanke mit Ezra in einem Bett zu liegen, aber auch nicht. Ganz im Gegenteil, ich fühlte mich wohl, wenn ich bei ihm war. Gleichzeitig war er, wenn er müde war, gleich viel ruhiger und irgendwie süßer. Auch wenn er sich dann manchmal wie ein Kleinkind benahm, er war zumindest immer sehr ehrlich.

„Hätte ich damals gewusst, dass ich schon so nah bei dir Zuhause war, dann wäre ich bestimmt durchgedreht." überlegte ich laut. „Wieso das denn?" „Ich weiß nicht, ob ich es ausgehalten hätte das nicht dem Geheimdienst zu sagen." beichtete ich ihm.

„Deshalb hab ich es dir ja auch nicht erzählt. Aber jetzt denk mal daran, was du dem Geheimdienst jetzt alles verheimlicht." schmunzelte er. Man sah ihm an, dass ihm das gefiel. „Fühlt sich das nicht ein bisschen gut an?" fragte er mich.

„Ich will darüber garnicht nachdenken, sonst dreh ich noch durch. Da kann es sich so gut anfühlen wie es will, Sorgen bereit es mir trotzdem." erklärte ich ihm, aber Ezra nickte nur wissend. Eine Weile lang schien er mich einfach beim Essen zu beobachten.

Plötzlich klingelte es an der Tür und wir beide hielten für einen kurzen Moment inne. „Wer ist das?" flüsterte ich nervös. „Keine Ahnung, geh sofort ins Schlafzimmer und wenn ich schreie, dann musst du raus durchs Fenster und zu mir Nachhause und Bruno kontaktieren." erklärte er mir schnell, stand auf, zog plötzlich eine Waffe aus einem Schrank und setzte seine Maske wieder auf.

Erschrocken sah ich erst zu Waffe, tat aber anschließend was er von mir verlangte. Panisch sah ich aus dem Fenster, aber da war niemand...

Plötzlich hörte ich jemanden schreien, ich kannte die Stimme irgendwoher. Dann hörte ich auch Ezra der lautstark mit der Person zu diskutieren schien, dann war es plötzlich still und ich hörte ein heftigen dumpfen Schlag. Ich horchte in die entstandene Stille.

Was war passiert? War jetzt die Zeit für mich gekommen zu gehen? Ging es Ezra gut? Ein Blick nach draußen verriet mir freie Bahn für eine Flucht. Sollte ich nicht lieber nach Ezra schauen und ihm helfen?

„Marlon!? Du hast Besuch!" rief Ezra mich und ich konnte an seinem Ton erkennen, dass es nichts gutes zu verheißen schien. Zögernd öffnete ich die Tür des Schlafzimmers und ging Richtung Eingang.

Dort sah ich Ezra der mich mit aufgerissenen Augen ansah, neben ihn lag ein Mann auf den Boden, der mir doch ziemlich bekannt vorkam. „Was ist passiert?" fragte ich erschrocken und kam besorgt auf Ezra zu. Ging es ihm gut?

Als ich näher kam konnte ich eine kleine Platzwunde unter seinem Auge erkennen. „Pass auf, dieser Typ hat irgendwas zu sich genommen. Hol schnell Kabelbinder aus der Abstellkammer." wies er mich immer noch ziemlich gestresst an, weshalb ich genau das tat was er sagte. In diesem Moment musste ich ihm einfach vertrauen.

Als ich wiederkam hörte ich wieder, wie der andere Mann angefangen hatte weiter zu brüllen und mir wurde klar, dass es sich wirklich um Vincent handelte. Verwirrt reichte ich Ezra die Kabelbinder und er machte sich direkt an die Arbeit ihn zu fesseln.

„Marlon! Du elendiger Verräter! Warte nur ab, bis ich das meinen Vorgesetzten erzähle!" schrie er mich an, seine geweiteten Pupillen waren kaum zu übersehen. „Ich krieg dich dran! Du wirst noch bereuen, dass du mich abserviert hast! Du hast mein Leben zerstört!" schrie er weiter.

„Halt endlich dein Maul!" schimpfte Ezra und schlug dem Mann so feste ins Gesicht, dass er wieder vollständig zu Boden sackte. „Ich hätte ihn schon beim ersten Mal umbringen sollen." motze Ezra und schien völlig wutentbrannt zu sein.

Er drehte sich zu mir und starrte mich eine Weile mit seinen aufgerissenen Augen an, bis er einmal tief ein- und ausatmete. „Tut mir leid. Hilfst du mir bitte." seufzte er und setzte an Vincent anzuheben.

Da Vincent komplett in sich zusammengesackt war, war es wirklich anstrengend ihn zu tragen. Durch meine Schulter war meine Hilfe sehr eingeschränkt. Wir schlossen ihn in die Abstellkammer ein, Ezra meinte, dass wir ihn da ausnüchtern lassen sollten.

„Bist du dir sicher, dass wir ihn hier einfach liegen lassen können?" „Wir können jetzt nicht mehr für ihn tun. Wer denkt, dass er hier einfach auftauchen kann, der muss auch mit den Konsequenzen leben können." seufzte er und ging ins Bad.

Dort klebte er seine Platzwunde einfach mit einer Art Tape zusammen. „Solltest du damit nicht lieber zum Arzt?" fragte ich ihn. „Machen wir morgen. Lass uns raus gehen." meinte Ezra nur und ging.

Draußen setzte er sich auf eine Bank und ich setzte mich neben ihn. Eine Weile starrte er einfach ins nichts. „Meintest du das vorhin ernst?" „Was meinst du?" fragte er und schaute verwirrt zu mir auf. „Du meintest, dass du ihn hättest umbringen sollen." „Nein tut mir leid, ich war nur so sauer." entschuldigte er sich direkt bei mir.

Er nahm mich vorsichtig in den Arm. „Ich hab wirklich viel dafür getan, dass er dich in Ruhe lässt. Ich wusste nicht, dass er durchdrehen würde." er schmiegte sich vorsichtig an meinen Kopf und roch an meinen Haaren.

„Was hast du überhaupt getan?" fragte ich ihn und kraulte seine Haare. „Ich hab dem Geheimdienst gesteckt, dass er ein Stalker ist und er einen seiner Ex-Partner zusammengeschlagen hat. Danach wurde er gefeuert, mehr war da nicht." seufzte er zufrieden, als wäre es keine große Sache gewesen.

Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt