Milana kniete vor ihrem Beet. Sie war dabei die Salatpflanzen zu gießen, denn das tat sie immer, wenn sie nachdenken wollte. Es ermöglichte ihr komplett abzuschalten. Sie liebte es die Erde unter ihren Fingern zu spüren. Sie liebte es zu sehen, wie die Pflanzen, die sie im Frühjahr anpflanzte, sich zu ernte reifen Früchten entwickelten. Sie war so stolz, wenn immer sie etwas aus ihrem eigenen Garten ernten konnte und mit ihrer Familie zusammen aß. Nachdem sie die hinterste Pflanze gegossen hatte, stand sie auf. Als sie sich zum Gehen drehte lief sie geradewegs in eine andere Person hinein. „Oh Entschuldigung.", beteuerte Milana. Das Mädchen, in welches sie hineingelaufen war, machte eine abwehrende Handbewegung. „Keine Sorge mir geht es gut." Als sie zu Milana aufsah weiteten sich ihre Augen. „Sind Sie nicht Prinzessin Milana?" Milana konnte spüren, wie das Blut in ihre Wangen schoss. „Es ist mir eine Ehre. Aber sollte nicht jemand anderes diese schmutzige Arbeit für sie übernehmen?" „Nein es ist in Ordnung ich liebe Pflanzen." Milana musste lächeln als sie merkte, wie merkwürdig dieser Satz klang. Das Mädchen nickte verständnisvoll. „Ich schätze, da haben wir etwas gemeinsam." Als Milana dieses Geständnis hörte, wollte sie sich unbedingt weiter mit dem Mädchen unterhalten, doch sie verabschiedete sich schnell. Als das Mädchen an Milana vorbeilief, spürte sie eine merkwürdige Energie, die sie so noch nie gespürt hatte. Sie blickte sich nach ihr um, doch sie war schon weg.
Milana sah in die vielen Gesichter und eine riesige Schuld ergriff sie. Sie versuchte die Vorräte, die sie dabei hatte unter den vielen verzweifelten Menschen zu verteilen. Ein kleiner Junge, vielleicht gerade einmal vier Jahre alt, griff ihren Arm und drängte Milana Tränen in die Augen. Sie machte weiter und reichte der Mutter des Kindes ein großen Laib Brot. Ein lautes, metallisches Klirren bringt Milana dazu sich umzublicken. Vor ihr stand nicht nur das Mädchen von Vorhin, sondern auch ein großer dünner Mann. In seinem Gesicht war deutlich Wahnsinn abzulesen. Das Mädchen hatte den Mann festgehalten, auch wenn er etwa doppelt so groß und so breit war. Das Messer am Boden war wohl zuvor noch in seinen Händen gewesen. Hatte er versucht sie zu töten? Wieso sollte er? Ein Wachposten, der von der Sache wind bekommen hatte, kam auf sie zugelaufen und übernahm den Mann. „Keine Sorge Eure Hoheit. Wir werden dafür sorgen, dass er eine angemessene Strafe erhält. Und mit den Worten führte er den Mann ab. Um sie breitete sich Panik aus, weshalb sie zusammen Richtung Schloss liefen. „Ich verstehe nicht. Wieso?", fragte sich Milana. „So ist nun mal die Welt, Prinzessin. Menschen wollen immer unzufrieden sein. Sie schlachten Lämmer und bei ihrer Leiche behaupten sie, es wäre für ihr schlechtes Leben verantwortlich. Beachtet diese Menschen nicht. Denn heute seid Ihr ein Lamm, doch morgen werdet ihr eine Königin sein.
Die Worte des Mädchens faszinierten Milana, weshalb sie sich entschied sie ausfindig zu machen. Das Haus, welches sie gefunden hatte, war recht klein und abseits der meisten. Vorsichtig klopfte sie an die Tür. Das Mädchen, dass Milana als Lilien identifizieren konnte öffnete ihr die Tür und war über ihren Besuch sehr überrascht. „Es tut mir leid, wenn ich störe, aber ich wollte mich noch mal bedanken." Lilien nickte schnell. „Komm doch rein." Milana folgte ihr herein und sah sich erst mal um. Die Möbel waren allesamt aus Holz. Die Einrichtung war eher spartanisch, wobei überall Pflanzen herumstanden. „Du hast mir das Leben gerettet.", begann Milana das Gespräch erneut. „Ihr seid die Prinzessin. Wenn ich dienen kann, ist es mir eine Ehre.", antwortete Lilien und schien es tatsächlich auch so zu meinen. „Es ist mir Ernst. Ich wollte viel früher kommen, nur konnte ich dich nirgends finden." „Ich halte mich, wenn es mir möglich ist von Menschen fern." Lilien sprach die Worte wie eine Entschuldigung aus. „Ich verdanke dir mein Leben. Deswegen wollte ich dich fragen ob du Interesse hättest in meinen Dienst zu treten." Liliens Atem stockte. „Eure Hoheit, ich will Euch ja nicht enttäuschen, aber ich bin nicht in den hohen Stand geboren. Der einzige Grund, wieso ich in eurem Garten war, war eine Freundschaft, die ich zu einer eurer Diener hatte." Milana schüttelte ihren Kopf. „Das ist mir egal. Ihr habt euch auf jeder Weise meinen Respekt verdient. Würdet ihr mir dienen, könnte ich wieder beruhigt schlafen." „Ich weiß nicht.", gab Lilien offen zu. Leicht schüttelte sie den Kopf, wobei sich ihre langen goldenen Haare bewegten. Milana hatte solch eine Haarfarbe noch nie gesehen. Ohne sich sicher zu sein, ging sie davon aus, dass auch sie kein gewöhnliches Blut in sich trug. „Ich will dich wirklich nicht zu irgendetwas zwingen. Doch wie gesagt, wäre ich beruhigt dich an meiner Seite zu wissen. Denk mal darüber nach." Lilien versprach es, woraufhin Milana wieder ging. Drei Tage später verkündete Lilien, dass sie für Milana arbeiten wollte.
Victoria schleppte mich zu einer Kriegsbesprechung, von der ich nicht wusste, wieso ich mitmusste. Ich fühlte mich völlig fehl am Platz. Der Raum war gefüllt mit Adligen und ich war der Einzige, der nicht von hoher Geburt stammte. Ich konnte mir gut vorstellen, was in den Köpfen der anwesenden Adligen alles vor sich ging. „Der Krieg wird bald beginnen. Es sind jetzt nur noch einige Monate. Es wird Zeit unsere Strategie zu besprechen.", begann der König die Versammlung. Ich setzte mich zwischen Victoria und Aaron und fühlte mich nur noch mehr fehl am Platz. „Wir haben von unseren Spionen erfahren, dass Theriza wohl auf ihrem Weg nach Ear ist. Falls sie es tatsächlich schaffen sollte Ear zu übernehmen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir ihr nächstes Ziel sind. Außerdem wäre ein Bündnis mit der Familie Light auch in unserem Interesse, da wir durch eine Zusammenarbeit auch Lücken finden können. Schwächen. Die wir dann für uns nutzen können, wenn die Zeit reif ist.", erklärte der König. Ich hatte zuvor kaum etwas über die Adligen anderer Ländereien erfahren und so blieb ich die gesamte Versammlung still.
Wie mir Victoria erzählt hatte, würden die anderen Feuerhexen sich unserem Kampf anschließen. Aya, Victorias Mutter war früher mit ihnen durchs Land gereist, bevor sie sich mit Cedric verlobte. Sie kamen eines Nachmittags. 16 Frauen komplett in rot gekleidet. Sie verschleierten ihre Gesichter mit roten Schleiern. Eine der Frauen trat hervor und ging auf Aaron zu. „Aaron, nicht wahr? Du hast ein gutes Herz. Es ist voller Mut und Kraft." Ihre Stimme war merkwürdig. Sie hatte nur wenig Menschliches an sich. Dann drehte sie sich zu Milana. „Milana. Das Mädchen ohne rotes Haar. Es heißt du besitzt keine Fähigkeiten." Milana nickte nur bedrückt. Als letztes drehte sich die Frau Victoria zu. „Und zu guter Letzt Victoria. Du blühst vor Kraft. Du solltest vorsichtig mit ihr sein, sonst tust du etwas, was du noch bereuen wirst." Etwas in Victorias Blick zeugte von Hass. Echtem Hass. Auch die Frau schien das bemerkt zu haben, denn sie schnaufte laut. „Schön dich wieder zu sehen.", begrüßte Aya sie. „Du hast starke Kinder Aya. Doch das habe ich keine Sekunde bezweifelt" Aya lachte, wobei es kein echtes war, was wohl jedem bewusst war. „Komm doch erst einmal herein." Die Frau nickte und folgte Aya. Wie ihr Gefolge liefen ihr die anderen Frauen hinterher.
Die nächsten Tage verbrachte ich damit die Fähigkeiten, die ich angeblich haben sollte zu erlernen. Schwierig war nur, dass ich weder wusste, was ich tun sollte, noch wie und so verbrachte ich mehrere Tage damit nichts anderes zu tun als Handbewegungen und Worte zu verwenden, die mir irgendwie magisch vorkamen, doch es brachte nichts. Victoria kam ab und an, um mich aufzumuntern und las neben mir. Ich konnte nicht lesen und so verbrachten wir am Ende das „Training" damit, dass sie mir aus ihrem Buch vorließ und teilweiße versuchte mir das Lesen einzelner Buchstaben beizubringen
Morgen würden wir wieder zusammen „trainieren". Ich fand es am Anfang arrogant, wie sie da einfach nur neben mir lag und während ich mit aller Kraft versuchte Magie zu wirken, in ihrem Buch las. Doch als sie anfing mir vorzulesen änderte ich meine Meinung. In dem Buch ging es um eine junge Frau, die sich in die See verliebte und letztlich ertrank und mit der See für immer vereinigt war. Ich selbst fand die Geschichte eher seltsam, doch Victoria fieberte richtig mit. Sie so zu sehen, wie sie sich so für eine Geschichte begeistern konnte, schenkte mir eine neue Sichtweise auf sie. Ich begann mich zu freuen, wenn sie mich besuchte und wenn ich sie zufällig traf, verbesserte es mir den Tag. Victoria hatte gesagt, wir müssten bald aufbrechen. Ich weiß nicht, wo ich in der Geschichte hingehörte. Ich war ein Bauer ohne Kampf Erfahrung oder politische oder in irgendeiner anderen Weise hilfreichen Erfahrung. Meine „Macht" konnte ich nicht finden, wenn ich denn wirklich eine hatte. Außerdem wollte ich mich nicht von Camille oder meinen Eltern trennen. Doch mein Schicksal war bereits geschrieben. So hatte es Victoria ausgedrückt.
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Erbsünde
FantasyLuciana, Tarmin, Theriza und Victoria müssen, so wie jeder von sich denkt der rechte Thronfolger zu sein, um die Macht über Migorien kämpfen und überleben.