Story 35 - Schmerz

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Septimus Sichtweise (4 Jahre nachdem Caelie bei Marlee abgegeben wurde):

"Alles Gute zum 63. Geburtstag!", rief Marlee fröhlich, als ich am Abend des 8. Junis vor ihrer Tür stand. 

Ich nahm sie in die Arme und drückte sie fest an mich. Caelie war bereits im Bett, und so kam ich herein und aß mit ihr den kleinen Kuchen, den sie für mich gebacken hatte. "Du wirst immer besser.", sagte ich stolz und lächelte sie an, "Aber mein Geburtstag ist nichts was ich noch feiern sollte. Zumindest macht es keinen Spaß mehr. Ich bin ein alter Sack."

"Ach Quatsch, du siehst auch höchstens aus, als wärst du 62.", antwortete sie kichernd. "Hey, das war fies." "Nein, nur wahr." "Nur weil du ein junges Küken bist." "Ich bin 42." "Ich sag es ja! Junges Küken!"

Es war ein entspannter Abend, und wir tranken bei Marlee auf dem Sofa noch etwas Wein, nachdem ich Caelies Tür verzauberte, sodass wir hören konnten, falls sie wach wird, sie uns aber nicht hört und wir sie so nicht versehentlich mit unserem Geplapper wecken konnten. 

"Du machst das toll.", sagte ich anerkennend und schaute ihr direkt in die großen, braunen Augen. "Was meinst du?" "Das mit Caelie. Und ich hab das Gefühl, dass es dir etwas besser geht." "Ja. Ja, das stimmt. Du hilfst mir sehr. Ohne dich würde ich das nie schaffen.", sagte sie und lehnte sich an mich. 

Ich legte meinen Kopf an ihren und zog ihren Arm auf meinen Oberschenkel um ihn besser streicheln zu können. "Das stimmt nicht, Marlee. Du bist eine fantastische Frau. Und eine fantastische Mutter. Ich hab dich nur leicht in eine Richtung geschoben. Den Rest hast du selbst gemeistert.", flüsterte ich. 

Ich sah und spürte, dass sie Gänsehaut bekam, "Magst du das, wenn ich dich anflüstere?", fragte ich weiterhin flüsternd. 

"Hör auf damit, irgendwie macht mich das nervös.", lachte sie beschämt und lief knallrot an. Ich legte ihr die Hand auf die Wange, und schob ihre schönen braunen Haare zur Seite, sodass ich direkt ihr Ohr erreichte. "Aber vielleicht will ich dich ja nervös machen.", flüsterte ich noch leiser, bevor ich, angesichts ihres knallroten Gesichts lachen musste und mich wieder zurücklehnte

"Warum machst du das?", lachte sie weiterhin beschämt. "Ich find es putzig, wie du dich schämst.", antwortete ich und grinste sie an. Sie war wirklich eine wundervolle Frau.

Iseult war nun seit über 20 Jahren tot, und Marlee war die erste Frau, die mir ein wohliges Kribbeln in der Magengegend entlockte. Doch ich sagte nichts.

"Septimus, ich muss dir etwas sagen. Aber du musst mir versprechen, dass du mich nicht hasst, okay?" "Ich schwöre es dir, meine Liebe." "Ich hab mich in dich verliebt.", sagte sie so leise, dass ich sie kaum verstand.

"Wie bitte?" "Ich sagte, ich habe mich in dich verliebt.", wiederholte sie es, ein wenig lauter und wurde noch roter.

"Ich hab es schon beim ersten Mal gehört. Ich wollte nur, dass du es nochmal sagst.", sagte ich und grinste sie für einen Moment breit an, "Du bist die erste Frau seit Iseult, in die ich mich verliebt habe, Marlee. Aber ich habe Angst." "Wovor?" "Dass du den Schmerz nochmal durchmachen musst."

"Was meinst du?" "Weil ich höchstwahrscheinlich vor dir sterben werde.", sagte ich und spürte, wie mein Gesichtsausdruck angespannter wurde, "Ich weiß, wie sehr du seit Todds Tod leidest. Ich kann dir das nicht ein zweites Mal antun. Als ich es mitbekommen habe, was ich für dich empfinde, wollte ich Abstand nehmen. Ich wollte nicht, dass du meine Gefühle erwiderst, damit du nicht verletzt wirst. Ich wollte nicht, dass du dein Leben mit so einem alten Mann wie mir verbringst, aber ich hab gemerkt, dass wir uns gegenseitig brauchen. Ich konnte dir nicht fernbleiben. Dafür liebe ich dich zu sehr.", sagte ich und schaute deprimiert auf den Boden. 

Zauberhafte Sommersprossen - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt