Kapitel 1_An dich, in sieben Jahren - Teil 1 / Die Akte
Kiba spürte sein Herz wie verrückt rasen, als er aus dem zersplitterten Fenster in die Nacht schaute. Das Gelände lag verlassen da, in Dunkelheit gehüllt und still. Der Wachhund, der bis eben noch wie verrückt gebellt hatte, war verstummt. Einfach so, von einer Sekunde auf die andere.
Langsam kniete Kiba sich hin und ließ den schwarzen Rucksack von seinen Schultern rutschen. Zum Glück hatte dieser nur zwei Schnallen und keinen Reißverschluss, der viel zu viel Lärm machte. Behutsam verstaute Kiba die Akte, die er in diesem Haus gefunden hatte, darin und verschloss ihn wieder sorgfältig.
Irgendetwas stimmte hier nicht. Es war viel zu ruhig. Alles war viel zu glatt gelaufen. Man hatte ihm gesagt, dass das Grundstück streng bewacht werden würde, Kameras, bewaffnete Wachen - aber alles, auf was Kiba gestoßen war, war der angeleinte Wachhund, der geschlafen hatte. An dem sich Kiba so leicht hatte vorbeischleichen können und der erst aufgewacht war, als der Agent bereits im Haus war. Ihm war sofort aufgefallen, als das verrückte Bellen einfach so verstummt war. Mehr war aber noch nicht geschehen.
Vorsichtig lugte Kiba aus dem Fenster, aber draußen war nach wie vor niemand zu sehen. Was spielst du für ein Spielchen, Azad?
Dieser gerissene Fuchs würde es Kiba niemals so einfach machen. Wahrscheinlich saß er in irgendeinem Zimmer und beobachtete von dort aus Kiba über gut getarnte Kameras, die Kiba übersehen hatte. Mit der Psyche seiner Gegner zu spielen, machte ihm doch am meisten Spaß. Die Frage war nur, welche Falle hatte er für Kiba bereitgestellt?
Der Agent warf einen schnellen Blick auf sein Armband. Der kleine Bildschirm darin zeigte ihm an, dass er seine Fähigkeit, sein Imvelo, innerhalb dieser vierundzwanzig Stunden bereits fast zwei Stunden lang benutzt hatte. Noch wenige Minuten, dann ist meine Energie endgültig aufgebraucht. Dann muss ich erst aufladen, bis ich wieder in den Schatten kann.
Plötzlich spürte Kiba etwas Kühles an seinem Hals. Sofort erkannte er es als eine Klinge, die ihn jemand an den Hals drückte. Sich jetzt zu bewegen, würde Game Over bedeuten.
„Was haben wir denn da?", fragte eine weibliche Stimme im Flüsterton. „Ein Agent, der nicht auf der Hut ist?"
Erleichtert drehte Kiba den Kopf über die Schulter und blickte direkt Kira entgegen, seine Partnerin für diesen Einsatz. Amüsiert lächelte sie Kiba an und schob ihr Katana zurück in die Schwertscheide, die an ihrem Gürtel befestigt war. „Hast du die Akte?", fragte sie, ohne die Hand vom Griff des Schwertes zu nehmen.
Kiba nickte und legte eine Hand auf den Rucksack. Das war Antwort genug. Kira nickte verstehend und drehte sich zur Tür. „Ich hab Azad nicht gefunden. Wahrscheinlich wartet er nur darauf, dass wir das Haus wieder verlassen, um aus dem Hinterhalt anzugreifen", überlegte sie leise, als würde sie Selbstgespräche führen.
„Ich hab nicht mehr viel Energie. Durch die Schattenwelt können wir nicht entkommen", gab Kiba zu bedenken. „Zumindest würde ich nicht weit kommen. Kannst du deine Telekinese noch benutzen?"
Zum Glück nickte Kira. „Überlegen wir mal. Azad kennt unsere Kräfte. Weiß, dass meine gut für den Fernkampf geeignet ist und deine für das Unbemerkt bleiben. Ein Nahkampf ist für ihn also von Vorteil. Vermutlich wird er aus dem Hinterhalt möglichst schnell und so lange unbemerkt wie möglich, angreifen. Zuerst dich, damit du nicht mehr rechtzeitig in den Schatten verschwinden kannst. Bei mir wird er auf jeden Fall darauf achten, dass ich es nicht schaffe, Distanz aufzubauen."
Kira legte den Kopf schief. „Ein kleiner, leerer Raum. Das wären für ihn optimale Bedingungen. Mit etwas, hinter dem er sich verstecken kann, ich aber nicht bewegen kann. Eine Säule oder so", murmelte sie vor sich hin.
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IMVELO || Woodwalkers FF
FanfictionWoodwalkers - Die Schnittwelt der Menschen und Tiere, ein uraltes Geheimnis, gefährdet und gehütet von allen, die es kennen. Eine Natur, die Menschen als Übernatürlich bezeichnen. Doch tief versteckt wird eine weitere Natur gehütet. Eine Magie, mit...