8. Das Ende von Eisenwald

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Draya schaffte es ohne Probleme, ihr Team zu dem Ort zurück zu führen, an den sie die beiden Ganoven - Narbengesicht und Bohnenstange, wie sie sie mehr oder weniger heimlich getauft hatte- gebracht hatten. Sie wies ihre Teamkameraden an, ihr ein wenig später zu folgen, wenn sie sich als erste in das Loch herabgelassen hatte und den Kanal entlang huschen würde. Sie hatte versprochen, Markierungen zu hinterlassen, damit ihre Kameraden ihr mühelos folgen konnten. Das Passwort hatte sie den anderen erläutert und hatte ihnen auch gesagt dass sie behaupten sollten, angeheuert geworden zu sein. Natsu hatte der Plan gar nicht gefallen- blah blah "ich will die aber alleine platt machen und als erstes gehen" blah blah "ich bin aber Feuer und Flamme" blah blah. Erza hatte ihn schließlich mit einem Schlag auf den Kopf zum Schweigen gebracht und ihn dazu gebracht, widerwillig den Umhang überzuwerfen, der sein Gesicht verbarg. Alle hatten sich die Umhänge übergeworfen- mit Ausnahme von Draya natürlich. Sie gab leise letzte Informationen und Anweisungen weiter, dann stapfte sie zum Kanaldeckel hinüber, der tatsächlich durch ein Gildenmitglied bewacht wurde. Es handelte sich um einen jungen Mann, sein Gesicht als auch seine Haarfarbe konnte Draya im spärlichen Schein der Straßenlaterne eher schlecht als recht ausmachen. Das Einzige, was sie mit Sicherheit erkannte, waren die schwarzen Augenringe. Ist das so eine Art Markenzeichen für Mitglieder von schwarzen Gilden? Falle ich jetzt auf, weil ich die nicht habe? ... konzentriere dich, Draya. Zielstrebig näherte sie sich dem Mann und blieb schweigend neben ihm stehen. Misstrauisch hob er den Kopf und starrte sie an. Als er ihr Gesicht nicht erkannte, schob er sein Katana, das er an der Seite trug, mit dem Daumen lässig ein Stück weit aus der Scheide. "Passwort?", knurrte er und musterte wachsam jede ihrer Bewegungen. Sie nannte ihm die Worte ohne zu zögern. "Ich wurde heute von zweien deiner Freunde angeheuert." Sie gab ihm eine kurze Beschreibung. Am Ende sah er beinahe erleichtert aus. Er ließ sein Katana in die Scheide zurückgleiten.
Draya war so ruhig geblieben da sie wusste, dass sie den Mann leicht hätte überwältigen können wenn es notwendig gewesen wäre. Wie bereits gesagt- sie plante immer ein, dass etwas schief gehen könnte.
Der Mann ließ sie schließlich passieren und beschrieb ihr die Richtung, in die sie gehen musste. Danach öffnete er den Eingang für sie und Draya ließ sich in die kalte Öffnung sinken. Das hämische Grinsen, das der Mann aufgesetzt hatte nachdem sie verschwunden war, konnte sie nicht mehr sehen.

Sie kam mit den Füßen auf dem Boden auf und vernahm ein schmatzendes Geräusch unter ihren Schuhen. Sie hörte, wie einige Ratten davonhuschten. Sie unterdrückte ein Schaudern. Sie zog den Mantel enger um ihre Schultern und ritzte mit ihrem Dolch die erste Wegmarkierung für die anderen ein. Dann machte sie sich langsam auf den Weg.
Immer dann wenn sie abbog hinterließ sie dasselbe Zeichen.

Nach einer letzten Biegung, deren Gang sie hinabgelaufen war, stand sie plötzlich in einem großen Raum. Der Raum wirkte rund, war aber tatsächlich in einem Achteck aufgebaut. In der Mitte befand sich eine Bar, um die herum verschiedene Gestalten huschen und sich leise unterhielten. Es war insgesamt sehr still hier, mit Ausnahme dessen, dass von der Decke ständig Wasser tropfte. Bis auf die Lampen, die an Ketten von der Decke hingen, einige Bänke und Tische, die vom Wasser das von der Decke tropfte ständig nass zu sein schienen und die Bar und die wenigen Menschen, die sich in dem Raum befanden, war der Raum komplett leer. Viel Zeit blieb Draya allerdings nicht, sich umzusehen. "Heyyy schön dass du doch noch aufgetaucht bist! Besonders pünktlich bist du ja nicht gerade." Die Bohnenstange kam breit grinsend mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Draya zog eine Augenbraue hoch. "Ich kann auch wieder gehen", antwortete sie schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Er lachte. "War doch nur ein Spaß. Also... willkommen in unserer... bescheidenen Bleibe. Ich hoffe, die trägt nicht dazu bei, dass du gleich wieder den Rückwärtsgang einlegen wolltest." Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Mich interessiert nur das Geld", antwortete Draya kühl. Sie horchte in den Gang hinein. Wo blieben denn nur die Anderen? Zur Not müsste sie hier also im Alleingang aufräumen...
Unauffällig ließ sie den Blick durch den Raum streifen. Hier befanden sich um die 20 Leute, verteilt in Grüppchen, im ganzen Raum. Sie befand sich an einer der Seiten des Achtecks. Sie machte bislang keine stärkere Präsenz aus, sie spürte nur eine bedrückende, ängstliche Stimmung der Anwesenden. "Warum sind alle so.. still?" Die Gesichtszüge des Mannes ihr gegenüber wurden traurig. "Unser Meister ist vor einiger Zeit von Magiern... einer legalen Gilde besiegt und gefangen genommen worden. Mit ihm ist auch ein Großteil unserer Männer verhaftet worden. Wir sind.. alles, was noch übrig ist." Dann grinste er sie jedoch triumphierend an. "Aber hey! Mit dir haben wir wieder ein neues Mitglied! Wir werden uns Stück für Stück wieder erholen... und dann zahlen wir es diesen Magiern heim! Nicht wahr... Draya, die Kopfgeldjägerin?" Draya erstarrte und war sofort in Alarmbereitschaft. Sie hatte sich diesem Mann nicht mit ihrem Namen vorgestellt. Sie konnte nicht mehr auf die anderen warten. Sie musste ihre Feinde überrumpeln, ehe sie sie überwältigen konnten und der Überraschungsmoment vorbei war. Die falsche Bohnenstange öffnete den Mund und wollte ihr wohl gerade seinen bösen Plan erklären - fürchterliches Ganovenklischee - doch dazu kam er nicht mehr. Draya zog ihre Dolche und griff ohne Vorwarnung an.

Ein unverhoffter Beginn (Fairy Tail FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt