Die ganze Stimmung war runtergezogen, dank mir. Mrs. Min Hatte noch versucht mich zu überreden das Kleid doch mitzunehmen. Sie hatte gestanden, dass mir dieses Kleid sogar noch viel besser stand und dass ich damit wohl alle Blicke der Gäste auf mich ziehen würde. Noch ein Grund mehr, es erst recht nicht zu kaufen.
Auf der Rückfahrt war es also bedrückend still und ich fühlte mich wie eine miese, unentschiedene Zicke. Yoongis Mutter verabschiedete mich trotzdem so herzlich, wie ihren eigenen Sohn, vielleicht sogar noch herzlicher.
Danach waren Yoongi und ich alleine und ich hielt den Blick fest auf die Außenwelt geheftet, die durch das Seitenfenster hindurch sichtbar an uns vorbei raste. Wenn ich nach vorne sah, würde ich Yoongi bloß die ganze Zeit aus dem Augenwinkel sehen, das wollte ich um alles in der Welt vermeiden.
Ich blieb aber nicht verschont, denn selbst wenn ich ihn nicht sehen konnte, konnte ich ihn spüren, ihn hören, ich konnte ihn sogar riechen. Jede seiner Bewegungen ließ meinen Kopf zucken, weil ich mich zu ihm umdrehen wollte, jedes Räuspern ließ mich glauben, dass er gleich etwas sagen würde und sein Geruch war am schlimmsten, weil ich das Gefühl hatte, ihn vermissen zu müssen. Seine warmen Hände auf meinen Schultern, die flüchtige Berührung unserer Arme, wenn wir nebeneinander standen, nebeneinander hergingen. Als müsste ich sein Lachen vermissen, das fast immer nur ein kleiner, kaum hörbarer Laut war und manchmal ein tiefer, kehliger, der mein eigenes Lächeln vertiefte. Ich vermisste die Unbeschwertheit zwischen uns, weil ich nicht wusste, ob sie je zurückkehren würde, wenn ich versuchen würde, meine Wünsche nach Genuss und Sorglosigkeit weiter zurückzustellen.
Ich durfte mir das alles nicht angewöhnen. Ich durfte mir nicht angewöhnen, jemanden wie Yoongi an meiner Seite zu haben. Er war immerhin der größte Luxus, den ich momentan in meinem Leben hatte.Dennoch konnte ich das Gefühl, irgendetwas falsch gemacht zu haben, irgendjemanden mit meinem Verhalten verletzt zu haben, einfach nicht abschütteln. Yoongi und seine Mutter bedeuteten mir bereits zu viel, um kein schlechtes Gewissen zu haben, dass ich den beiden so vor den Kopf gestoßen hatte.
"Tut mir leid, wegen eben", brachte ich deshalb krächzend heraus. Doch ich konnte ihn immer noch nicht ansehen. Ich betrachtete nur die Straßen da draußen und versuchte mich dadurch von der Versuchung abzulenken, sein Profil voll und ganz mit den Augen aufzunehmen, bis es sich in jede noch so kleinste Ritze meines Gehirns eingebrannt hatte. Selbst wenn er enttäuscht aussah oder traurig oder wütend. Verständnisvoll. Ich glaubte, dass war wirklich das Gesicht, das ich von ihm zu sehen bekommen würde und das wäre so tröstend und schmerzhaft zugleich, dass ich es einfach nicht wagte, den Kopf zu drehen.
"Du-", er seufzte, "Ran, du musst dich für nichts entschuldigen. Ich habe dir gesagt, du musst dir nichts von meiner Mutter aufschwatzen lassen und du musst nichts tragen, worin du dich nicht wohlfühlst. Du musst gar nicht mitkommen, wenn du nicht willst."
Das ließ meinen Kopf dann doch herumfahren und ich sank in meinen Sitz zurück, als ich seinen entschlossenen Ausdruck sah, während er sich auf die Straße vor sich konzentrierte.
"Doch, ich muss. Wir haben im Vertrag vereinbart, dass-"
"Du einmal in der Woche auf ein Date oder eine Veranstaltung oder ein Treffen mit mir gehst. Diese Woche waren es schon zwei."
Ich setzte mich abermals auf.
"Das waren doch nur Treffen mit dir und deiner Mutter. Wir sind seit Vertragsbeginn noch nie auf eine Veranstaltung gegangen, wie die, als ... als-" Ich brach ab und lehnte mich wieder zurück, bei dem Gedanken an den Abend, als Yoongi mich vor diesem schmierigen Typen gerettet hatte. Dieses Mal starrte ich aus der Frontscheibe hinaus auf die Straße und es hatte etwas beruhigendes, einfach stumm neben Yoongi zu sitzen, während er kontrolliert und suverän fuhr.
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Sugar Coated || min yoongi
FanficKunststudentin Lim Kiran ist pleite, hoch verschuldet und braucht dringend einen neuen Job. Ihre vorherigen Nebenjobs endeten entweder im Desaster oder bezahlten nicht genug, um ihre anfallenden Studiengebühren und die Mietkosten ihrer Ein-Zimmer-Wo...