„Und du meldest dich sofort, wenn du gelandet bist." Genia zog Ina fest in ihre Arme. „Oder soll ich doch noch mitfliegen?" Ina schüttelte ihren Kopf. Auch wenn es eigentlich totaler Wahnsinn war, dass sie jetzt total überstürzt nach Barcelona flog, musste sie das alleine machen. Es fehlte ja gerade noch, dass Genia wegen ihr jetzt auch noch die Familie hier stehen ließ . Nein, sie gehörte definitiv zur Familie an Silvester. „Spatzl, Ina ist schon ein großes Mädchen. Sie schafft das ganz alleine." Luca zwinkerte ihr zu. Schön, dass er so viel Vertrauen in sie setzte. Sie selbst tat es noch nicht. Aber egal! „Ja, Ina holt uns Linus einfach zurück! Du ziehst doch auch die ganzen alten Säcke in der Firma über den Tisch. Dann schaffst du das auch." Natascha schob Genia beiseite und umarmte ihre Schwester grinsend. „Und wenn er wieder da ist, dann geige ich ihm auch mal meine Meinung. Uns einfach alleine zu lassen." Natascha schüttelte ihren Kopf und es war unmissverständlich, was sie von diesem Umstand hielt. „Da kannst du dich hinten anstellen, meen Deern", brummte Thomas und zog Ina auch in seine Arme. „Und wenn er weiter spinnt, dann rufst du mich an. Dann setze ich mich in den nächsten Flieger und komme auch nach Spananien." „Und ich auch", schloss sich Astrid sofort an. „Und du kannst ihm sagen, dass ich dann auch meine alten Latschen mitbringe. Er weiß dann schon, was das für seinen Hintern bedeutet." Ina musste ein Schmunzeln unterdrücken, denn der Gedanke, wie Astrid ihrem mindestens einen Kopf größeren Sohn den Hintern versohlte, war schon irgendwie eigenartig und lustig. „So, jetzt sieh aber zu, dass du durch den Security Check kommst, sonst verpasst du noch deinen Flug." Inas Opa zog sie auch noch kurz in seine Arme. „Jo, jetzt lass mich auch noch mal ran." Alex schob ihn aufgeregt beiseite. „Du machst das schon, meine Süße", flüsterte sie ihr ins Ohr. „So und jetzt Abmarsch!" Alex schob sie in Richtung Abfertigung. Ina lief los. „Und bring mir bitte ein Trikot von Barcelona mit", hörte sie Ben hinter ihr herrufen. Sie drehte sich kurz um und sah ihren ..... ja, was war Ben eigentlich? Sie musste schmunzeln. Er war der Bruder ihrer Mutter, also ihr Onkel. „Mache ich", versicherte sie ihm noch schnell, ehe sich die Schranke hinter ihr schloss. Ganz alleine lief sie den Gang entlang und trat in den Abfertigungsbereich, in dem sich nur wenige Personen befanden. Sie legte ihre Handtasche und den Rucksack, den ihr Luca geliehen hatte, in die Schale. Ja, sie flog nur mit Handgepäck. Und auch in ihrem Handgepäck befand sich nur Wechselwäsche für maximal drei Tage. Auch wenn sie noch keinen Rückflug gebucht hatte, würde sie nicht länger bleiben. Nein, entweder Linus und sie bekamen es in der Zeit geklärt.....oder es war sowieso vorbei. Dieser Gedanke fuhr ihr wie ein Pfeil ins Herz. Nein, auch wenn sie gerade richtig sauer auf Linus war, weil er sich scheinbar in Barcelona vergnügte und nicht einen Gedanken an sie verschwendete, wollte sie sich kein Leben komplett ohne ihn vorstellen. Nein die letzten Tage ohne ihn waren schlimm genug gewesen. Trotzdem würde sie ihm das alles nicht einfach so durchgehen lassen. Das hätte sie vielleicht früher. Ja, ihr Vater hätte ihr schon erklärt, dass ein Mann seine Freiheiten brauchte und eine Frau das zu dulden hatte. Scheinbar hatte er das ihrer Mutter auch klargemacht.....bis es ihr gereicht hatte. Ina war jetzt aber nicht mehr so ein duldendes Dummerchen. Nein, da hätte Genia kein Verständnis für......und wahrscheinlich auch nicht Mona, wenn sie noch leben würde. Ja, Ina hatte zwei starke Frauen als Vorbild. „Guten Flug und ein gutes neues Jahr", wünschte ihr die Sicherheitsbeamtin am Ende der Kontrolle. „Ihnen auch ein schönes neues Jahr", wünschte Ina zurück und griff sich ihre Sachen. Im Duty-Free-Shop ließ Ina kurz ihren Blick über die Auslagen schweifen. Vielleicht sollte sie sich noch ein Wasser für den Flug holen. Und ein Schokoriegel konnte auch nicht schaden, denn sie war in der Aufregung gar nicht dazu gekommen, etwas zu essen. Nach dem Anruf, den Luca erhalten hatte, war plötzlich alles ganz schnell gegangen. Inas Opa hatte den Flug gebucht, Genia hatte ihr Sachen eingepackt und sie hatte dazwischen gestanden und versucht ihre Gedanken zu ordnen. Ja, das war ihr bis jetzt immer noch nicht so richtig gelungen. Weder auf der fast zweistündigen Fahrt von Tirol bis nach München noch jetzt. Ina musste an die ganzen Menschen denken, die da draußen jetzt auf dem Heimweg in das Chalet waren. Keiner aus ihrer Familie hatte es sich nehmen lassen wollen, sie zum Flughafen zu begleiten. Das gab ihr ein warmes Gefühl. Ja, im letzten Jahr hatte sich wirklich viel verändert. Sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben eine richtig große Familie, die ohne wenn und aber hinter ihr stand. Das war ein unglaublich gutes Gefühl. Getragen von dem Gefühl lief Ina weiter durch den Flughafen. Die Geschäfte hier hatten fast alle geschlossen. Kein Wunder. Inas Blick wanderte zu der Uhr an ihrem Handgelenk. Es war kurz vor 22 Uhr. Wer war schon an Silvester um diese Zeit normalerweise auf dem Flughafen unterwegs? Ein paar Polizisten beantwortete sie sich die Frage selbst, als zwei an ihr vorbei liefen und sie musterten. Die wären bestimmt auch viel lieber bei ihren Familie und würden mit ihnen zusammen feiern. Zum ersten Mal in ihrem Leben schoss ihr dieser Gedanke durch den Kopf. Das war schon komisch. Das war genau wie mit dem Pflegepersonal und Ärzten in den Krankenhäusern, den Feuerwehrleuten und Rettungsdiensten und auch allen anderen Menschen, die dafür sorgten, dass es allen andern gut ging an so einem Tag. Eigentlich waren sie die wirklichen Helden und nicht die Herren in den Geschäftsanzügen, die sie viel zu lange bewundert hatte. Ina lief in Gedanken weiter auf das lange Laufbahn, das sie in den anderen Terminal bringen würde. Ja, sie hatte ja noch etwas Zeit bis ihr Flug ging. Trotzdem wollte sie nicht trödeln. Nicht, dass sie ihn noch verpasste.....
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Schuss und Treffer - in der zweiten Mannschaft ✔️ Teil 13
RomanceLinus und Ina sind schon seit zwei Jahren ein Paar. Gemeinsam führen sie das Bauunternehmen von Inas Vater, der seit seinem Herzinfarkt ein Pflegefall ist. Für Ina war der Weg in die Firma schon von kleinauf vorgezeichnet. Linus hatte sich sein Lebe...