Stocksteif blieb sie stehen und hielt mich fest, aber als ich in ihr Gesicht sah, sah ich diesmal riesige Augen und ihre Kinnlade, die gerade über den Boden kratzte. "Ist nicht wahr!" Schrie sie beinahe, als sie sich wieder gefangen hatte. Ich nickte bloß leidend.
Sie schnappte nach Luft. "Bist du schwanger?" Ich zog meine Augenbrauen geschockt hoch. Wie kam sie denn jetzt nur darauf? Schlussfolgernd aus meinem Gesichtsausdruck und der Tatsache, dass ich nicht in der Lage war, ihr auf diese Frage eine Antwort zu geben, stellte sie einfach fest: "Du bist schwanger!" Sie fing an zu hyperventilieren.
Ich verdrehte nur die Augen, nun immer noch imstande etwas zu sagen. Ich erinnerte mich auf ihre Worte hin, wie ich vor ein paar Wochen kotzend über der Kloschüssel gehangen hatte und entsetzt feststellen musste, dass ich meine Tage bereits eine Woche zuvor bekommen hätte. Bei dem Gedanken daran spürte ich die gleiche Übelkeit und die Welle an nicht identifizierbaren Gefühlen, als würde ich immer noch dort hängen.
"Nein." Schrie ich beinahe hysterisch. "Natürlich nicht!" Enttäuscht zog sie eine Grimasse. Sah mich jedoch misstrauisch an. "Wirklich nicht?" Hakte sie nochmal nach. Ich erwiderte nichts, denn ich hatte ihr bereits ganz deutlich geantwortet.
Statt es dabei zu belassen und sich weiter darauf zu konzentrieren, wie groß denn der Diamant sein würde, den James mir bei seinem Vermögen an den Finger stecken würde, legte sie mir doch nicht ernsthaft eine Hand auf den Bauch und fragte ganz unschuldig, lieblich säuselnd: "Wann ist es denn soweit?"
"Ich bin nicht schwanger!" Ich betonte jedes Wort mit Nachdruck. So wie ich es auch vor ein paar Wochen mir gegenüber im Spiegel getan hatte.
"Schade!" Es kam mehr als Frage heraus, statt einer belanglosen Phrase. Und was sollte das denn auch überhaupt heißen? Ich war achtzehn und keine alte Jungfer. "Schade!" Wäre ja wohl die Reaktion darauf gewesen, hätte ich ihr gebeichtet, dass ich schwanger wäre.
Sie biss sich auf die Lippen und versuchte zu viel in meinen Gesichtsausdruck hinein zu interpretieren. "Ah..." Flötete sie. "Du dachtest aber du wärst es?"
Sie besaß doch tatsächlich die Frechheit laut loszulachen. "Deswegen bist du in letzter Zeit auch immer so ruhig, wenn wir dich damit aufziehen, wie gut kleine Potters in deinen Armen aussehen würden." Sie lachte immer noch und der Spott in ihrer Stimme sprach Bände.
"Und wenn ich dich jetzt so ansehe, muss ich ja ganz verwegen feststellen, dass es dir sogar gefallen hätte."
Mein Herz pochte viel zu schnell bei ihren Worten. Sie wühlten mich viel zu sehr auf. Denn nachdem ich meine Tage nur zwei Tage später bekommen hatte, ich vermutete, dass sie aufgrund des Stresses verspätet waren, setzte meine Panik nicht, wie ich es erwartet hatte, aus.
Und da war er. Der Grund dieses Gefühls.
Ich blieb stehen und zeitgleich hörte Mary auf sich über mich lustig zu machen. "Bei Merlin!" Sagte sie schließlich ganz verdattert. "Ich hab wirklich recht." Ungläubig weiteten sich ihre Augen, doch ich konnte nichts dazu sagen. Mein Mund fühlte sich zu trocken an.
Natürlich hatte ich schon oft über Kinder nachgedacht und in meinen besten Träumen saßen James und ich ja auch alt und grau auf unserer Veranda und sahen unseren Enkeln beim Spielen zu. Aber ich war nicht nur erst achtzehn, sondern meine Zukunft war gerade auch noch so ungewiss.
"Hast du es James gesagt." Sie überlegte und bedachte vermutlich nochmal ihre Wortwahl. "Ich meine, hast du James irgendetwas gesagt?"
Ich räusperte mich. "Nein."
Ich ging einfach weiter und ließ Mary unwissend stehen. "Es ist nicht falsch sich Kinder zu wünschen." Versuchte sie mich zu beruhigen. "Und es ist auch nichts falsch daran, enttäuscht zu sein. Auch wenn dein viel zu logischer und großer Verstand genau weiß, dass du noch keine Kinder willst, darfst du daran denken und du darfst dir welche wünschen, denn irgendwann wirst du welche haben. Irgendwann wirst du diesen Wunsch ganz realistisch zulassen können und deswegen darfst du ihn jetzt auch schon haben."
Sie hakte sich schließlich bei mir unter. "Ich meine, ich will auch irgendwann Kinder und ich habe diesen Wunsch und ich denke auch schon jetzt darüber nach, aber weiß ganz genau, dass es dann soweit sein wird, wenn es soweit ist. Und ich muss mir keine Sorgen darüber machen, was sein wird und was mal war."
Ich schwieg weiterhin und versuchte ihre Worte zu verstehen und anzunehmen. Während sie noch weitere Solcher schlauen Weisheiten vor sich hin faselte."Aber wenn du ihm nichts gesagt hast, warum denkst du dann, dass er dir einen Antrag machen will? Macht er irgendwelche Anzeichen?" Sie wischte das andere Thema einfach weg und klang nun wieder ganz aufgeheitert. Sie schnalzte mit der Zunge und zog vielsagend ihre Augenbrauen nach oben. Auch ich schloss mich ihrer Laune an und verdrängte einfach das Gespräch von vorher.
"Nicht direkt, aber es gab da diese Sache..."
Weil ich nun wieder nervös wurde und dieses Thema durchaus realistischer war und weniger Angsteinflößend, wenn auch nur kaum, ging ich ein bisschen schneller und zog Mary so hinter mir her.
"Du musst mir versprechen, es auf gar keinen Fall Remus zu erzählen. Und auch nicht Sirius. Du darfst das Alles" Ich betonte dieses Worte, damit sie wusste, dass das ganze und vorherige Gespräch komplett unter uns blieb. "Niemandem erzählen!"
Sie nickte gespannt. "Jetzt rück schon raus!"
"Also es gab da diese Sache an meinem Geburtstag, an dem ich ja etwas zu viel getrunken hatte." Etwas war eine gute Umschreibung . "Ich war einfach nicht gut drauf gewesen. Eins führte zum anderen und dann... naja erst wollte ich mit James Schluss machen..." Mary unterbrach mich: "Du wolltest was?" Wenn sie auch Verständnis für vieles und in meinem Falle für fast alles hatte, das war ausgenommen. James und ich waren für sie einfach das Traumpaar. Wir waren einfach... Jily. Vermutlich hätte sie genauso viel gelitten wie James und hätte sich dann auf seine Seite geschlagen, um gemeinsam mit ihm über meine Dummheit zu philosophieren und schlussendlich hätte sie an meinen Menschenverstand appelliert und ich wäre doch wieder mit ihm zusammen gekommen.
Um mir dieses Drama zu ersparen, zuckte ich nur mit den Schultern. "Es war kompliziert." Versuchte ich mich zu rechtfertigen. "Das ist eine längere Geschichte, aber auf jeden Fall hat James mich danach indirekt gefragt, ob ich ihn heiraten will."
Mary riss den Mund auf aber es kam nichts raus.
"Naja und ich meinte dann nur..."
"Ja!" Sang sie.
"Nein!" Widersprach ich ihr.
"Nein?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein!"
Mary sah verwirrt aus. "Ich meinte: wir wären zu jung. Es war also meines Erachtens nach kein direktes Nein und außerdem hat er mich auch nicht gefragt, sondern es eher in den Raum gestellt. So als wäre es eine Tatsache." Echauffierte ich mich darüber. Ich dachte an den Abend zurück, schmerzlich daran erinnert, dass er meine haare halten musste, während ich so über der Kloschüssel hing.
"Er sah einfach so süß aus und schließlich war ich auch noch betrunken, dass ich meinte, dass ich ihn sicherlich irgendwann heiraten werde, aber nicht jetzt."
Mary schrie auf: "Also seid ihr verlobt?!"
Mal ehrlich. Hat sie mir gerade nicht zugehört? "Nein!" Stöhnte ich.
Sie ließ sich aber von nichts abbringen. "Aber indirekt hattest du 'Ja' gesagt. 'Ich meine irgendwann werd ich dich heiraten' ist kein Nein und auch kein vielleicht, sondern ein Ja!"
Sie hatte recht und das war das schlimme. Der Gedanke fühlte sich auch gar nicht mal so falsch an. Ich fühlte mich viel zu alt in meinem jungen Körper. Wäre ich einfach etwas älter, wären diese ganzen Probleme und Gedanken gar nicht vorhanden. Denn das einzige, was zwischen James und mir stand, war die Tatsache, dass wir beide erst achtzehn waren.
"Wir sind nicht verlobt." Nachdrücklich betonte ich jedes Wort, denn schließlich war ich doch erst achtzehn. Jetzt da mich Mary auch noch auf diesen unfassbaren Gedanken gebracht hatte, rebellierte etwas in mir, wenn ich es so direkt aussprach.
Mary grinste breit. "Aber du wünschst es dir."Freundschaftlich schlug ich ihr gegen den arm. Wir hatten heute viel zu viel in mir wachgerüttelt und ich ging gar nicht weiter darauf ein. Das musste ich auch gar nicht, denn Mary strahlte wie ein Honigkuchenpferd über die Eingeständnisse ihrer besten Freundin.
Das schlimmste daran war lediglich, dass ich wohl die einzige war, die an diesem Tag noch mehr strahlte. Zumindest innerlich, denn vor Mary hätte ich mir das nicht eingestehen können.Als wir schließlich in Hogsmeade ankamen, fühlte es sich, bei den ganzen Gefühlen und Themen, die wir so aufgewühlt hatten von Hogwarts bis hierher, so an, als hätten wir für den sonst eher kurzen weg, mehrere Stunden gebraucht.
Fröhlich schlenderten wir schließlich zum Geschäft, in dem wir schon unsere letzten Kleider gekauft hatten.Insgeheim malte ich mir bei der Anprobe von Tüll und Seide aus, mit James über unsere Zukunft zu reden, sobald ich zurück war.
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Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|
ФанфикSich in James Potter Hals über Kopf zu verlieben, stand definitiv nicht auf Lily Evans Plan für die siebte Klasse. Eigentlich hatte sie gedacht, dass die Prüfungen das Schwerste des ganzen Schuljahres werden würden, doch das schwierigste ist: Sie mu...