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POV Paula:
Sie schläft immer noch tief und fest in meinen Armen, obwohl sie längst aufstehen sollte. „Liv süße. Du musst jetzt wirklich wach werden.", sage ich und schiebe sie etwas von mir weg. Sie öffnet müde die Augen und legt dann ihre Arme um mein Hals. „Nicht in die Schule.", fleht sie mich beinahe an. Erst jetzt fällt mir auf, dass ihre Augen geschwollen sind. Sie muss gestern Abend noch ziemlich lange geweint haben. „Doch du musst dahin Maus.", sage ich ruhig und stehe auf. Sie seufzt traurig und steht ebenfalls auf. Wenn sie mir nicht sagt, was sie hat, kann ich ihr nicht helfen. „Gut ich warte unten auf dich.", sage ich und verschwinde aus ihrem Zimmer. „Na wie geht's ihr?", fragt Miriam interessiert am Küchentisch und auch Phil wartet auf eine Antwort. „Ich wünschte, ich wüsste es. Sie redet nicht. Sie hat komplett geschwollene Augen und wollte nicht aus dem Bett. Wer weiß, wie lange die kleine gestern Abend wach war und geweint hat.", seufze ich und reibe mir die Schläfe. Diese ganzen Sorgen um Liv machen mich fertig. „Sie wird sich sicherlich irgendwann öffnen Paula.", versucht Phil mich aufzumuntern, was leider komplett daneben geht. Das einzige, was mich jetzt etwas fröhlicher machen könnte, wäre wenn Liv sich jetzt zu uns setzt und über ihre Probleme redet. Zu meiner Verwunderung kommt sie sogar zu uns runter und setzt sich mit an den Tisch. Hoffentlich redet sie jetzt...Nein, das tut sie natürlich nicht. Sie ist stumm und schaut nur lustlos durch die Gegend.

POV Liv:
Diese besorgten Blicke gehen mir sowasvon auf die Nerven. Paula jedoch übertrifft damit alle. Miriam und Phil schauen mich zwar an aber nicht so wie Paula, die mich regelrecht mit ihren Blicken durchlöchern könnte. „Wie geht's deiner Hand?", fragt Phil und greift instinktiv nach dieser. Ich wehre mich nicht, sondern lasse ihn machen. „Tut etwas weh aber nicht so schlimm wie gestern.", antworte ich ehrlich. Meine Hand ist momentan echt mein kleinstes Problem. Viel wichtiger ist es, dass ich heute Luis sehen muss. Bei dem Gedanken krampft sich alles in mir zusammen, sodass ich mir unbewusst den Bauch halte. „Hast du Bauchschmerzen?", fragt Paula, die neben mir sitzt und ihre Hand auf meine Hand legt, die an meinem Oberbauch liegt. „Weiß nicht.", sage ich, weil mir sonst keine bessere Antwort einfällt. „Soll ich mal untersuchen?", fragt sie besorgt, woraufhin ich mit dem Kopf schüttle. Das bringt mir jedoch noch mehr besorgte Blicke ein, als mir lieb ist. „Ähm danke aber ich denke, dass ist einfach nur weil ich noch nichts gegessen habe.", winke ich ab und mache mir mein Müsli fertig. Sie schauen etwas irritiert, sagen aber nichts dazu.

„So Liv, bist du soweit?", fragt Miriam, die mich heute zur Schule fährt. Paula und Phil mussten schon früher los, als wir. Ich nicke auf Miriams Frage und schultere meine Tasche. Zusammen gehen wir zu ihrem Auto und setzen uns hinein. Sie startet den Motor und fährt los. „Du Liv?", fragt sie plötzlich. Ich schaue zu ihr rüber und sehe sie fragend an. „Also Paula...sie macht sich echt sorgen um dich. In jeder Sekunde redet sie darüber, dass sie dir helfen möchte aber sie verzweifelt, weil du dir nicht helfen lassen willst. Meinst du nicht, du könntest ihr...", beginnt sie, doch wird von mir unterbrochen. „Stop Miriam. Ich finde es echt nett von euch, dass ihr mir helfen wollt aber ich brauche und will eure Hilfe nicht.", antworte ich leicht gereizt. So langsam geht mir das fragen und gut zureden ziemlich auf die Nerven. „Ich meine ja nur...gib ihr eine Chance.", fleht Miriam mich an. Ich antworte darauf nichts und steige bei meiner Schule aus.

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragt Jolina verwirrt und zugleich besorgt. „Sie ist braunhaarig, zufällig Ärztin und heißt Paula.", antworte ich gereizt und verabschiede mich schnell von ihr, da ich einen Treffpunkt von Luis erhalten habe und alleine kommen sollte. Ich sehe ihn schon vom weiten und muss mir unwillkürlich ans Handgelenk fassen, welches zu schmerzen beginnt, wenn ich an gestern denke. „Ey Streber hast du meine Hausaufgaben?", fragt er und macht drei große Schritte auf mich zu. Ich nicke und Hocke mich hin, damit ich ihm die Hausaufgaben geben kann, doch er nimmt meinen Rucksack und kippt ihn aus. „Aha hier sind sie ja. Das selbe will ich noch für deutsch und Biologie haben. MORGEN!", sagt er streng und nimmt die Hausaufgaben in die Hand. Ich bin dabei meine Tasche wieder einzuräumen und sehe, wie er hinter mir verschwindet. „Dann mach sie selber.", flüstere ich Augenrollend, was er noch zu hören scheint, denn er dreht sich um und packt mich am Hals. „Was hast du gesagt?!", brüllt er wütend und gibt mir eine Backpfeife. Ich kralle mich an seinen Unterarm fest, mit der er mir die Luft abschnürt. „Bitte Luis...ich kriege keine Luft.", keuche ich, wobei mir schon wieder die Tränen kommen. Er lacht nur und lässt mich zur Seite fallen. „Noch einmal so ein Spruch und du siehst Sterne, das verspreche ich dir.", droht er mir und zischt dann ab. Ich lehne mich an eine Wand und weine. Mir ist extrem schwindelig, mein Hals tut weh und meine Hand pocht auch, weil ich erneut auf diese gefallen bin. „Liv? Olivia Funke?", spricht mich eine Lehrerin an, die mich erst nicht zu erkennen scheint. „Mhm ja?", antworte ich und versuche aufzustehen, doch leider klappt das nicht. Ich bin einfach zu schwach. „Was ist passiert?", fragt sie und erkennt meine Tränen. „Hingefallen.", Lüge ich. Sie mustert mich besorgt und brabbelt dann irgendwas von RTW und Krankenhaus. Ich kriege das alles nur so halb mit, da mein Gehirn immer noch nicht genug mit Sauerstoff bereichert wird.
Noch immer sitze ich an der wand, als ich die Sirenen von einem RTW höre. Meine Augen sind zu, weil ich durch den Schwindel wahrscheinlich umkippen würde, wenn ich die Augen auf mache. „Omg Liv!", höre ich eine bekannte Stimme, weshalb ich die Augen doch aufreiße und Paula sehe. „Paula?", frage ich verwirrt, bis mir einfällt, dass sie ja Dienst hat. Sie kniet sich zu mir und nimmt mich in den Arm. „Ja ich bin's Maus. Was ist passiert?"

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Man liest sich im nächsten Teil;)

Der Grund zum kämpfen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt