Alleine saß er auf der Treppenstufe vor der Kneipe. Er hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. Der Abend, das Auseinandertreffen, den Grad des Alkoholpegels der gerade durch deine Venen floss. Nämlich garkeiner. Dafür hatte er zu wenig getrunken, und saß schon zu lange hier draußen auf der Stufe.
Denn ihm war nicht zu trinken zu mute. Seit dem er sie gesehen hatte. SIE. Er weiß nicht mal mehr wieso oder an was er sie erkannt hatte. Sie sah komplett anders aus als damals.... Ihre Haare trug sie nun silbern, ihre Arme und Beine komplett volltättoowiert, sie war durchtrainiert.
Er kannte sie nur als unsportliche, gemütliche Person, welche etwas schwabbelig war und süß. Ja tatsächlich.... Damals war sie seine süße kleine Freundin.
Und was schlimmste war: Sie wusste nicht wer er war und hatte ihn einfach ignoriert. Geht man deshalb nicht alleine feiern? Damit man mit seinen besoffenen Freunden unangenehme Situationen durchstehen kann und nicht damit alleine war? Können besoffene Freunde das überhaupt noch? Denn sie waren ja besoffen...
Er wusste nicht mal was er genau sagen sollte, denn es war nicht geplant, dass sie aufeinandertreffen. Er hatte nur der guten alten Zeiten wegen mal wieder in seine damalige Stammkneipe reingeschaut. Heute gab es anscheinend irgendein Event. Es lief laute Musik, rote Lichter wurden eingeschalten und viele Gäste tanzten durch die Kneipe hinweg. Einen Dancefloor gab es nicht, aber das schien niemanden zu stören. Jeder tanzte mit jedem.
Eigentlich wollte er nur kurz vorbei und dem Besitzer hallo sagen. Er war schon so ewig nicht hier gewesen. Damals hatte er alles hinter sich gelassen. Alles. Er ist in eine neue Stadt gezogen, hat seine wenigen Freunde hinter sich gelassen, sein altes Leben. Alles für seinen Traum.
Heute kann er endlich durchatmen. Seine Kreativ-Firma läuft seit letztem Jahr stabil und schreibt keine roten Zahlen mehr.
Er dachte daran, was er alles aufgeben musste für seinen Traum. Hat es sich gelohnt? Er hatte keine Antwort darauf.
Nichts desto trotz zog es ihn wieder nach Köln. Nicht zuletzt, weil hier alles für Ihn angefangen hatte. Oder endete... Je nach dem aus welchem Blickwinkel man es betrachtete. Aber auch, weil hier eines DER Medienzentren Deutschlands war. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass hier mehr als durchschnittlich viele Menschen kreative Köpfe waren. Ihn eingeschlossen. Und sie... Ja sie...
Wenn er so darüber nachdenkt hatte er schon etwas gehofft sie irgendwann eventuell anzutreffen. Köln ist groß. Aber seine Hoffnung was insgeheim größer. Er würde ihr nicht wie ein creepy Stalker auflauern. Abgesehen davon, weiß er nicht mal wo er anfangen sollte. Nichts schien so zu sein, wie es mal war, als er wegzog. Wie denn auch? Es waren nun sechs Jahre vergangen. Sicherlich war sie nicht mehr die selbe Person, und das konnte ihr ja auch keiner verübeln.
Sie erkannte ihn nicht einmal. Sie hatte ihn einfach nett begrüßt und sich weiter mit der Dame neben ihr unterhalten. Er wusste nicht wie er darauf reagieren sollte, also bestellte er sich einen Drink und setzte sich so weit weg wie möglich, aber so, dass er sie immer noch beobachten konnte. Zu seinem Unglück bekam er von der Bedienung die Information, dass der Barbesitzer seit gestern für die nächsten vier Wochen in Urlaub war.
Irgendwann im Laufe des Abends hatte sie angefangen mit der Dame neben ihr rumzumachen am Tresen. Spätestens dann war es Zeit für ihn zu gehen. Dem ganzen noch länger Aufmerksamkeit zu schenken war, wie er sich wohl oder übel eingestehen musste, wohl doch zu schmerzhaft.
Verwirrt und den Tränen nahe saß er also nun komplett aufgelöst auf den Stufen vor dem Eingang der Kneipe. Draußen standen Grüppchenweise Menschen, die zusammen rauchten. Langsam begann sich die Spannung in seiner Brust zu lösen, als er in seine Jackentasche griff um sein Drehzeug rauszuholen. Still und leise tropften seine Tränen auf sein Pape und machten es schwer bis unmöglich eine vernünftige Kippe zu drehen.
Gerade als er es endlich geschafft hatte und nach seinem Feuerzeug suchte, bemerkte er, dass er es verloren hatte. Vor Verzweiflung, nicht einmal die Erlösung seiner Frust durch das Rauchen gerecht zu werden flossen nun immer mehr Tränen aus seinen Augen, und er fing an zu schluchzen. Was war das nur für ein Tag? Er wollte doch nur der guten alten Zeiten wegen, einmal in die Stammkneipe zurück wo alles anfing. Wo er sie kennengelernt hatte, wo sie sich immer wieder trafen, wo die Wiege seiner Kreativität lag. Einmal den Zeitpunkt wiedererleben, wo sein Leben anfing eine Wendung zu kriegen. Aus seiner Depression heraus in die Kreativität. Damals war sie es, die ihn für die Filmkunst begeistern konnte, als er noch in seinem 9-5-Job arbeitete. Sie was der eine Funke. Sein Funke.
Das einzige, was jetzt funkelte, waren die Tränen auf seinen Wangen. In Erinnerung an die "guten alten Zeiten", die Momente, die sie hier tagtäglich verbracht hatten um sich gegenseitig zu inspirieren, die Zeit, in der er einfach er selbst war und glücklich. Er hatte alles. Aber er wollte mehr. Mehr aus sich machen, aus seinem Leben, aus seiner neu gewonnenen Freiheit seinen Job zu kündigen, da er nun genug mit seiner Filmproduktion verdiente um Selbstständig zu sein.
Und so zog er nach Berlin und gab sechs Jahre lang sein eigenes Wohlbefinden für seine Karriere auf. Klar hatte er da auch Kontakte und Freunde gefunden. Allerdings war das nichts was mit Köln vergleichbar war. Nichts, was er da an Bekanntschaften gemacht hatte, war mit ihr vergleichbar. Das beflügelnde Gefühl, alles erreichen zu können, nur wenn diese eine Person bei Ihm war. Das hatte er seit ihrer Trennung nie wieder. Und die kurzen Späße konnten ihm nur kaum Trost bieten.
Er verstand es nicht. Er dachte eigentlich, dass er schon längst darüber hinweg sei. Wieso tat es so weh? Er hatte damals nicht mal Schluss gemacht. Sie war es. Sie konnte nicht mehr mit ihm zusammen sein, da sie sich vernachlässigt fühlte. Und von seiner gestressten Stimmung und seinem Fehlverhalten ihr gegenüber hatte sie genug. Sie hatte wirklich etwas besseres verdient, dachte er. Was wäre, wenn ich hier geblieben wäre? Wäre es das wert gewesen?
"Feuer?"
Er drehte sich hastig zur fremden Stimme um. Kurz dachte er, sie hätte Ihne doch noch erkannt. Aber nein. Es war jemand anderes. Er kannte sie nicht. Sie war schätzungsweise einen Kopf kleiner als sie, hatte eine normale, fitte Figur, und war auch sehr heavily inked. Die auf den ersten Blick weißen Haare stellten sich als helles Mintgrün heraus bei näherer Betrachtung. Sie hatte ein weites, schwarzes Shirt an, Docs und dazu eine zerissene Jeans. Nichts besonderes also. Trotzdem schien sie zu strahlen, und er wusste nicht wieso. Denn sein Typ war sie nicht, und er fühlte sich alles andere als verliebt. Nein, in fact, fühlte er sich in dem Moment gerade so, als würde sein Leben keinen Sinn mehr haben.
Nur für einen kurzen Moment. Bis sie aufgetaucht ist.
Sie setzte sich zu ihm auf die Stufen, und schaute ihn ernsthaft besorgt an. "Brauchste lieber nen Tempo? Ich hab hier save irgendwo ne Packung, wart mal kurz..", ergänzte sie, nachdem sie in sein verheultes Gesicht blickte. Mit der einen Hand durchsuchte sie ihre Hosentaschen während sie mit der anderen ihm immernoch das Feuerzeug hinhielt, bis er es endlich nahm, seine Kippe anzündete und leise ein "Danke" während des ersten Zugs in sich reinmurmelte.
"Ja kein Ding du. Hier.. Fallsde... ja... Nh? Weisste bescheid und so... Denk ich?", antwortete sie unbeholfen während sie ihm ein Taschentuch aus der Packung rauszog und es ihm etwas unbeholfen lächelnd hinreichte.
Er musste etwas auflachen unter seinen Tränen und nahm das Taschentuch dankend an. Wenn schon einer Fremden Person auffiel, wie mies es ihm ging... Was würde wohl passieren, wenn sie ihn sehen würde? Würde sie ihm dann endlich ein die Augen schauen können und ihn erkennen? "Oh man ey, tut mir so leid nh!", stammelte er etwas aufgeregt während er sich seine Tränen mit dem Taschentuch wegwischte.
" Ach kein Ding! Willste drüber reden?", antwortete sie.
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Leude ich bin zurück :D Ich weiß nicht für wie lange, aber ich hatte malwieder Bock was zu schreiben :D bin gespannt wo die Geschichte hinführt, denn ich habe selbst null Plan haha :D
Kuss auf die Nuss, an alle die das hier lesen :D