Schweiß gebadet und mit rasendem Puls schreckte ich hoch.
Es war nichts neues für mich so zu erwachen, jedoch dachte ich, ich würde mich langsam an das Gefühl der Enttäuschung nach dem Aufwachen gewöhnen.
Das Blut rauschte noch immer viel zu schnell durch meinen Körper als ich meine kleine Nachttischlampe anknipste. Warmes Licht erhellte den kleinen Raum, doch tröstete mich der Anblick meines Zimmers dieses mal nicht.
Müde fuhr ich mir mit der Hand über das Gesicht und band meine unordentlichen Haare zu einem Dutt.
Danach schloss meine Beine zu einem Schneidersitz in meinem Bett und ließ meinen Traum review passieren.Das warme Licht der Sonne flutete mein vertrautes Zimmer. Wie so oft ließ ich mich auf mein Bett fallen während ich einem guten Freund aus der Schule zuhörte wie er mir eine weitere Geschichte seiner ehemaligen, toxischen Beziehungen erzählte. So komisch es klingt, doch ich hörte ihm gerne zu, da seine Geschichten mich oft von meinen eigenen Problemen ablenkten, so dass ich diese für einen kleinen Moment vergessen konnte.
Gerade mussten wir beide sehr doll über etwas lachen, als sein Gesicht plötzlich ernster wurde und er sich neben mir auf das Bett sinken ließ.
,,Wie sieht es eigentlich bei dir aus? Schon was von ihm gehört?"
Mein Lachen und meine fröhliche Stimmung erstarben. Der Schmerz den ich immer bei seiner Erwähnung verspürte, war schon fast peinlich aber was sollte ich tun? Man konnte Gefühle nicht einfach abstellen wie einen beschissenen Wasserhahn, ebensowenig wie Tränen. Schnell blickte ich auf meine Finger in meinem Schoß die plötzlich viel interessanter waren.
,,Hey, süße" eine tröstete Hand seinerseits legte sich auf meine Schulter. ,,Du weißt für was für einen Idioten ich ihn halte und ich weiß, dass du ihn mindestens genauso idiotisch findest wie ich aber..." er seufzte resigniert ,,...wie wäre es wenn du ihn einfach mal anrufen würdest?"
Ich stockte. Einfach mal anrufen? Wie bitte stellte er sich das vor?,,Hey du sorry das ich störe aber ich bin immer noch nicht über dich hinweg und vermisse dich jeden Tag an dem ich dich nicht sehen kann..."?
Nur über meine Leiche...
Immer noch erschrocken von dem was er gesagt hatte starrte ich ihn aus aufgerissenen Augen an. Doch augenscheinlich meinte er das wirklich ernst.
Je mehr ich darüber nachdachte desto weniger schlimm schien mir diese Idee zu sein.
Langsam wurde ich unsicher. Vielleicht sollte ich es doch wagen. Aber war es nicht eigentlich schon viel zu spät? Das letzte mal Kontakt hatten wir vor über einem halben Jahr?
Ich wusste nicht mal ob er mich überhaupt mochte, nachdem was er mir als letztes gesagt hatte stand ich bei ihm lediglich bei einer 2 von 10 seines persönlichen Rankings...Ein resigniertes Seufzen meinerseits später hatte ich mein Handy von meinem Schreibtisch geholt und suchte seine Nummer in meinen Kontakten.
Ich zögerte. War das wirklich eine gute Idee?
Doch bevor ich einen Rückzieher machen konnte drückte ich auf ,,Anrufen".Es klingelte, doch keine drei Sekunden später nahm er schon ab. Es verlug mir beinahe den Atem seine Stimme nach so langer Zeit endlich wieder zu hören.
,,Hallo?" Seine tiefe Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken, durch meinen ganzen Körper.
,,Ähm...H..hey, Chris, ich bin's Elle, falls du dich noch erinnerst, ich..."
,,Ja klar erinnere ich mich, Elle." Seine Stimme hatte einen anderen Tonfall bekommen während er mir ins Wort gesprochen hatte, irgendwie...weicher.
,,Ah, oh, das ist ja...schön zu hören" ein nervöses Lachen drang aus meiner Kehle und ich hätte mir dafür am liebsten eine Ohrfeige verpasst.
,,Was ist der Grund für deinen Anruf?" Fragte er mit sanfter Stimme.
Ich war verwirrt. War das wirklich der Chris mit dem ich mich damals immer wieder gestritten hatte und der mir unzählige Male das Herz gebrochen hat ohne es auch nur im Ansatz zu bemerken?
,,Ich wollte fragen ob du Zeit und natürlich auch Lust hättest dich mit mir zu treffen?" Der letzte Teil des Satzes kam fast nur als ein Pipsen hinaus, doch schien er mich trotz dessen problemlos verstanden zu haben.
,,Elle, für dich habe ich immer Zeit, wann und wo?"
Ich war überrumpelt. So leicht ging das? Verarschte er mich gerade? Oder meinte er es ernst? Und was sollte heißen ,,für dich habe ich immer Zeit"?
,,Äh, jetzt sofort? Vielleicht? An der U-Bahn Haltestelle? Und dann einen Spaziergang machen?
,,Das klingt gut, ich wäre in 15 Minuten da."
,,Ich auch, super, dann bin gleich."
Ich legte auf. Reglos saß ich auf dem mindgrünen Bettbezug den ich so liebte und starrte an die Wand. Es war nur schwer mich aus dieser Starre zu befreien. Das volle Gefühlschaos brach auf einmal über mir zusammen und ließ mich am Ende mit einer großen Schippe Aufregung und einer mindestens genauso großen Schippe Reue zurück. Was sollte ich jetzt nur tun? In wenigen Minuten würde ich mich mit ihm treffen und dann? Über was würden wir reden? Und wie zur Hölle sollte ich ihn überhaupt begrüßen? Einer Umarmung? Wir waren noch nie Freunde gewesen also nein?
So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet.
Aufgeregt lief ich in meinem Zimmer auf und ab.
Mein Schulfreund der gerade eben noch dagewesen war, war schon verschwunden...komisch.
Doch dafür hatte ich keine Zeit, ich musste mich fertig machen.Bereits als ich mich unserem Treffpunkt näherte, sah ich ihn seitlich an einen Pfeiler gelehnt stehen und auf mich warten. Als er auf blickte verschmolzen unsere Blicke miteinander. Seine grünen Augen funkelten im hellen Tageslicht als er mich auf sich zukommen sah. Als ich bei ihm ankam musste ich den Kopf ein Stück in den Nacken legen um ihm in sein Gesicht schauen zu können.
,,Hey." Das Wort kam zusammen mit der Luft die ich unmerklich angehalten hatte heraus. Mein Herz schlug mir bis zum Hals als er mich anlächelte und ebenso schüchtern aber um längen lässiger als ich mein ,,"Hey" mit seinem ,,Hi, schön dich zu sehen" erwiderte.Während des Spazierganges brachten wir uns zu Anfang nur auf den neusten Stand was ein paar Lebensbereiche- wie Schule und Sport- anging.
Doch blieb er plötzlich stehen und drehte sich zu mir. Ich tat es ihm gleich und so standen wir da, in einer malerischen Umgebung von alten Villen und Häusern und ebenso malerischen Bäumen und Sträuchern am Wegesrand oder in den Vorgärten wie einer großen Weide die ihre Blätter-Ranken schutzhaft über uns erstreckte.
Sein Blick bohrte sich langsam durch meine Augen in mein inneres. Schnell blickte ich auf dem Boden. Auf keinen Fall durfte er mein Gefühlschaos bemerken, obwohl er das wahrscheinlich eh schon getan hatte, meine Emotionen zeigten sich gerade bei ihm oftmals wie ein offenes Buch und das störte mich gewaltig.
,,Hör zu" Seine Stimme klang ruhig und doch schwing in ihr ein Ton mit, den ich nicht wirklich zuordnen konnte.
,,Es ist viel Zeit vergangen...zu viel wenn du mich fragst." Verlegen fuhr er sich mit seiner Hand in den Nacken, bevor er weiter sprach:,,Vor einem halben Jahr hatte ich Angst und davon ziemlich viel. Ich habe alles und jeden weg gestoßen und wollte mir nicht eingestehen, was für ein Arsch ich doch war, das habe ich jetzt verstanden und was ich mich ebenfalls nie getraut habe, besonders dir gegenüber, zu tun, war mich offen und ehrlich bei dir zu entschuldigen. Es tut mir leid dir das alles angetan zu haben, wie ich dich behandelte, die Worte die ich dir ohne Grund an den Kopf grschmissen habe, einfach alles."
Tränen spürte ich in mir aufstiegen. Er hatte es getan. Er hatte es wirklich getan. Er hatte sich entschuldigt. Für alles.Eine Träne lief mir über meine Wange, gefolgt von vielen weiteren. Stumm saß ich auf meinem Bett und weinte lautlos.
Immer wieder träumte ich genau Das. Das er sich einfach entschuldigte. Der Schmerz in meiner Brust wuchs und drückte wie eine eiserne Hand mein Herz zusammen. Ein halbes Jahr schon und noch immer schlich sich seine Person leise in meine Gedanken und Träume, wie ein Schatten der nicht von mir ablassen wollte, als würde er mich festhalten, doch warum nur?Diese Frage stelle ich mir schon seit geraumer Zeit, doch habe ich noch nie eine Antwort erhalten und werde wohl auch nie eine erhalten.
~♡~
Hallo liebe Leser,
In letzter Zeit verfolgen mich wieder einmal ein paar meiner Dämonen in meinen Gedanken und Träumen und ich habe sie hier in Form dieser Geschichte verpackt.
Ich hoffe sie gefällt euch, falls euch momentan auch Dämonen jagen, schreibt mir gerne.LG L.
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Oneshots : Ausgesprochene Gedanken
ContoZum Glück kann keiner Gedanken lesen (jedenfalls hoffen ich das). Egal ob im Unterricht, bei der Arbeit, vor dem einschlafen oder nach dem Aufwachen, jeden Mensch begleiten früher oder später Tagträume und intime Gedanken. Manche sind lustig, manch...