Kapitel 2

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„Kein Bier vor vier, aber irgendwo auf der Welt ist es nach vier, also geht das." Ich lachte und fing die Dose, die Niilo mir zuwarf.
„Es ist immer nach vier.", sagte ich und das kühle Getränk zischte, als ich es öffnete.
„Wohl wahr, also können wir ohne schlechtes Gewissen trinken." Wir stießen an.
„Du hast nie ein schlechtes Gewissen.", murmelte ich und wir tranken.

Josie kreischte und ich sah zu ihr. Sie rannte gerade lachend vor ihrem Freund Isaac weg. Isaac war Niilos bester Freund und so hatte ich ihn auch kennengelernt. Am Anfang war es mir schwer gefallen, dass ich Josi teilen musste, gleichzeitig hatte ich mich schlecht gefühlt, dass ich so dachte. Ich wollte schließlich, dass meine beste Freundin glücklich war, gleichzeitig war sie die einzige die ich hatte. Nach und nach jedoch hatte ich mich mit Niilo und Isacc angefreundet, auch wenn es lange gedauert hatte.

„Wie gehts dir?", ich seufzte. Niilo klang plötzlich alles andere als ausgelassen und ich kannte diesen Tonfall.

„Soweit ganz gut.", er setzte sich neben mich in Isaacs Auto oder viel mehr in den Kofferraum, der mit Kissen und Decken vollgestopft war, sodass man gemütlich darin sitzen konnte. Wir schauten beide auf das Meer von la Push. Isaac hatte meine beste Freundin erreicht und beide küssten sich etwas zu innig, als dass man es hätte schön finden können.

„Die beiden sind grausam. Wie sie mit ihrer Liebe die Luft verpesten." Ich lachte und trank einen Schluck aus der Dose in meiner Hand.

„Das stimmt wohl." Niilo sah angewidert zu den beiden, dann wand er sich wieder zu mir.

„Du warst drei Tage nicht in der Schule.", ich nickte zögerlich, abstreiten konnte ich es wohl schlecht, doch eigentlich wollte ich nicht darüber reden.

„Du könntest den Abschluss nicht schaffen.", ich zuckte mit den Schultern, diese unangenehme ziehen in meinem Bauch tauchte auf, dass ich in letzter Zeit immer wieder spürte: Angst.

„Ich kann ihn nachholen, ich muss nur alt genug werden, um abhauen zu können." Niilo sah mich mitleidig an, ein Ausdruck, der nicht zu ihm passte, doch mit dem er mich schon viel zu oft angesehen hatte. Dann leuchteten seine Augen wieder auf und ich wusste, dass er das Thema wechseln würde.

„Wie sieht es nächste Woche Freitag aus? Kommst du mit zur Party?" ich nickte.

„Na ja an Mangel von alternativen, werde ich wohl kommen." einen kurzen Moment saßen wir noch still nebeneinander, bis zu dem Zeitpunkt als Isaac und Josie das Surfen, weswegen wir eigentlich hier warn völlig vergessen hatten und sich fest umschlungen küssten.

Das reicht!" Niilo fischte aus der Kühlbox eine Handvoll Eiswürfel und rannte zu meiner besten Freundin. Ich grinste und verfolgte mit den Augen die Jagt, die darauf entfachte.
Ich nahm noch einen schluck und schloss einen Moment die Augen, genoss das rauschen des Meeres und die frische Luft, doch in meinem Magen lauerte weiterhin die Angst, es würde eine weile dauern bis ich sie wieder verbannen könnte.
„Hi, Alina." Die Stimme war rau und schön und dennoch schoss mir die röte in die Wangen, als mir klar wurde wer da gesprochen hatte.
Es war der Typ, bei dem ich morgens vor gut zwei Wochen aufgewacht und ohne einen Ton verschwunden war. Zu allem Überfluss trug er kein Shirt und sah fast noch besser aus als in meiner Erinnerung. Er stand mir verschränken Armen neben dem Auto und ein schiefes Grinsen lag auf seinen Lippen, das Herzen zum schmelzen bringen konnte. Seine lässige Haltung und die dunkeln zerzausten Haare tat sein übriges, dass auch mein Herz ein paar tackte aussetzte. Wäre da nicht die Peinlichkeit, dass ich damals einfach verschwunden war, ich seinen Namen nicht kannte und ich mich an unsere Nacht nicht erinnerte.
Zu meinem Verdruss hatte ich die letzten zwei Wochen immer wieder an ihn denken müssen und mich fast dabei erwischt, dass ich überlegte im Reservat wandern zu gehen, nur auf die Chance, dass ich ihn wieder treffen würde. Allerdings hatte ich mich gut gegen meine viel zu primitiven Verlangen gewehrt.
Nichts anmerken lassen, Alina.

Savior // Paul LahoteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt