ℍ𝕚𝕘𝕙𝕨𝕒𝕪 𝕥𝕠 𝕥𝕙𝕖 𝔻𝕒𝕟𝕘𝕖𝕣 ℤ𝕠𝕟𝕖

Chapter 5 - ''try me''

"Guten Morgen. Heute beginnen wir noch nicht mit dem richtigen Training. Gestern wollte ich von Ihnen sehen, was Sie draufhaben. Heute allerdings will ich sehen, wer Teamplayer ist und wer ein Kommando übernehmen könnte. Ihr fliegt in Dreier-Teams und müsst versuchen mich abzuschießen."
Danach begann Pete die Gruppen aufzuzählen, während er langsam mit seiner Liste durch unsere Reihen lief.
"...und zu guter Letzt: Hangman, Phoenix und Bob und Shadow. Viel Glück Ladys und Gentlemen."
Dies war unser Stichwort.
Fast gleichzeitig erhoben wir uns alle und strömten aus dem Briefingraum in die Umkleiden.
Na super.
Hangman auch noch.
Er wird mich so oder so hassen, für das was ich ihm heute Morgen angetan habe.
Kurz vor den Umkleiden, hielt er mich tatsächlich zurück.
Ich hätte Hellseherin werden sollen.
"Jetzt werden wir sehen, wie gut du wirklich bist. Und wie gut du zu sein glaubst." Damit ging er an mir vorbei, rempelte mich absichtlich noch an der Schulter an und verschwand in der Männerumkleide.
In mich hineingrinsend betrat ich unsere Umkleide.
Das könnte noch etwas werden.

Keine Stunde später checkte ich meine F-18, was mir die anderen gleich taten.
Gerade landete das vorherige Team auf der Bahn. Die Cockpits der drei Jets öffneten sich und heraus kletterten Fritz, Harvard und Yale und Dawn.
Die rothaarige Pilotin riss sich anscheinend wütend den hellrotorangenen Helm vom Kopf und begann mit den Push-Ups.
Genau wie die anderen Drei.
Ein leichtes Schmunzeln entfloh mir und ich bemerkte den Blick von Phoenix auf mir.
"Du bist sehr schadenfreudig oder?"
"Oh nicht nur das.", grinste ich und kletterte die Leiter hoch ins Cockpit, wo ich ebenfalls nochmal alles checkte und den Funk testete. Dann setzte ich mir den schwarzen Helm auf, schloss die Luke und rollte auf die Startbahn.

"Sagt mal Leute, sollten wir den anderen verraten, wofür Bob eigentlich die Abkürzung ist? Außer für Robert natürlich."
Und es geht los.
Ich verdrehte die Augen. Er sollte diesen armen Mann in Ruhe lassen.
"Fall nicht drauf rein Bob.", erwiderte Phoenix.
"Ja Bob steht für Baby on Board.", feixte dieses kleine arrogante Arschloch dreckig in seine Maske. Ich hob meine ebenfalls zum Mund.
"Und wisst ihr, wofür Hangman steht? Dafür, dass er bald ein toter Mann am Galgen ist, wenn er weiter so von sich selbst überzeugt ist."
Ein überraschendes Luftaufschnappen war über den Funk zu hören, was ich Bob zuordnen konnte. Der ganze Funk war für einen kurzen Augenblick still. Selbst Hangman schien endlich Mal sprachlos zu sein. Dann klickte es wieder im Funk.
"War das bei deinem Team auch so?"
Mir gefror das Blut in den Adern. Meine Finger krallten sich um den Hebel.
Woher wusste er es?
"Was hast du gerade gesagt?", fragte ich gefährlich ruhig, allerdings konnte ich das Zittern aus meiner Stimme nicht verbannen.
"Ob das bei deinem Team auch so war? Hast du sie auch hängen gelassen, weil du so selbst von dir überzeugt bist?", erwiderte er, wie als wäre ich schwerhörig.
"Halt die Klappe.", zischte ich. Mein Atem ging abgehackt, mein gesamter Körper fing vor Wut an zu zittern.
Wie konnte er?
Wie konnte er nur?
"Sie standen unter deinem Befehl. Unter mir wäre das sicher nicht passiert. Aber was erwartet man schon von der Tochter von Maverick. Du bist genau wie er."
"Hangman lass es-"
"HALT DIE KLAPPE!", brüllte ich in den Funk hinein, zog den Jet scharf nach links, um genau hinter ihm zu fliegen.
Schrill ertönte das Piepen, doch Seresin machte keine Anstalten auszuweichen. Stattdessen ertönte ein leises Lachen von ihm.
"Du würdest es dir niemals trauen, aus dieser kurzen Distanz zu schießen."
"Hangman, jetzt hör auf!", rief Phoenix in den Funk, allerdings blieb sie wo sie war.
Meine Hand krallte sich noch fester um den Steuerknüppel und hätte ich nicht die fingerlosen Handschuhe auf, würden meine Knöchel weiß hervorstechen.
Ich konnte nicht denken.
In diesem Moment übernahmen mich vollkommen Wut, Trauer und Selbsthass.
Ehe ich mich versah, entsicherte ich die richtigen Waffen.
"Sicher?", erwiderte ich kalt, mein Daumen schwebte nur Zentimeter über den roten Knopf.
"Shadow, hör nicht auf ihn! Sichere die Waffen.", rief Bob bittend, doch ich konnte nicht anders in diesem Moment.
Mein eigener Herzschlag hallte hektisch durch mein Cockpit.
"Na los, tu es."
"Shadow hör nicht auf ihn!"
Mavericks Jet tauchte links neben meinem auf. Kurz warf ich einen Blick zu ihm, dann fixierte ich erneut den Jet vor mir.
"Ich wusste es. Du hast nicht den Mumm dazu.", ertönte Hangmans Stimme gelassen, wie als würde ich nicht mit scharfen, auf ihn gerichteten Waffen hinter ihm fliegen.
"Du mieses Drecksarschloch-"
"Lt. Mitchell! Waffen sichern!", brüllte mein Vater dazwischen, ehe ich auf den Auslöseknopf drücken konnte.
Schwer atmend hielt ich inne, noch immer von der Wut geblendet und blinzelte ein paar Male.
"Sichere deine Waffen, Jade!", wiederholte Pete, nur dieses Mal ruhiger.
Meine Hand um den Hebel lockerte sich und während ich gegen die Tränen ankämpfte, sicherte ich die Waffen.
Erleichtertes Aufatmen war durch den Funk zu hören, sowohl von Phoenix und Bob, als auch von Maverick.
Das Piepen schrillte mir noch immer in den Ohren.
"Flieg zurück zur Basis, Shadow. Phoenix, Bob und Hangman weitermachen."
"Mir geht's gut.", erwiderte ich und begab mich wieder zurück in meine eigentliche Position in der Mitte der beiden Jets meiner Teammitglieder.
Kurz warf ich, warum auch immer einen Blick zu meiner Linken, wo Hangman fliegt.
Er hatte die Lippen fest zusammengepresst und mied Blickkontakt.
Was war denn jetzt mit dem los?
"Das war ein Befehl.", sprach Maverick und ungläubig sah ich zu ihm hinüber.
Ich wollte bereits zum Widerspruch ansetzen, doch er kam mir zuvor. "Shadow, zurück zum Rollfeld. Jetzt!"
Ich zischte auf, zog den Jet nach oben und verließ die Formation.
So ein Drecksarschloch!

Gerade als die Luke sich öffnete und ich die Leiter herunterstieg, hörte ich Schritte hinter mir. "Verdammt dein ganzes Team ist tot? Warum hast du nichts gesagt, Jade?", fragte Elowen aufgebracht.
Ich nahm den Helm ab und setzte mir dafür meine Sonnenbrille auf, damit sie meine wässrigen Augen nicht bemerkte.
"Wir sind nicht mehr zusammen, hast du das vergessen?", fuhr ich sie an und lief an ihr vorbei. Trotzig schob sie ihre Brille hoch und schloss zu mir auf.
Gott, ich wollte doch einfach nur meine Ruhe haben.
"Nein, hab ich nicht. Jade lass uns darüber reden, ich-"
"Darüber gibt's nichts mehr zu reden. Ich habe alles gesehen, was ich sehen sollte. Die Sache ist abgeschlossen."
Gemeinsam betraten wir das Gebäude und liefen durch die gefüllten Flure, wo sie mit mir zum Glück nicht mehr über private Themen reden konnte.
"Was war da oben los? So aufgebracht kenne ich dich doch gar nicht.", fragte die Rothaarige leise.
"Wenn du dein Team, deine Familie erst vor ein paar Tagen verloren hast und dann damit konfrontiert wirst, dass es alles deine Schuld sei und diese Aussage deinen Selbsthass nur noch mehr schürt, würdest du auch so reagieren, oder?"
"Du weißt doch, wie Hangman ist. Er lässt dauernd solche blöden Sprüche platzen und-"
"Das hilft mir nicht gerade weiter, Winnie!", fuhr ich sie erneut an und hielt dann in meiner Bewegung inne, als ich realisierte, wie ich sie eben genannt habe.
Winnie.
Den Spitznamen, den nur ich benutzte, da alle anderen sie Elo nannten.
Shit.
Sie schien es auch bemerkt zu haben und schaute perplex zu mir auf, da sie nur wenige Zentimeter kleiner war.
Ein trauriger Ausdruck machte sich auf ihren Gesicht breit.
Tief ein und ausatmend drehte ich mich auf Absatz um und stürmte zum Gemeinschaftsraum.

"Verdammt Jade, was ist da oben in dich gefahren? Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?!"
"Ich habe an gar nichts gedacht, weil ich vor Wut auf dieses Arschloch geblendet war."
"Das ist kein Grund mit richtigen Waffen auf ihn zu zielen und Befehle zu verweigern!"
"Ach und wie hättest du reagiert, wenn jemand so über Goose geredet hätte?!", fauchte ich und warf die Arme in die Luft. Auf Mavericks Gesicht trat ein geschockter Ausdruck und er presste die Lippen fest aufeinander.
Langsam ließ ich meine Arme sinken.
"Dachte ich mir.", sagte ich und wandte mich zum Gehen.
"Jade.", rief er leise, doch er machte keine weiteren Anstalten mich aufzuhalten.
Besser so.
Ruckartig öffnete ich die Tür, knallte sie hinter mir zu und atmete tief durch.
Irgendwie hatte er auch recht.
Ich durfte kein weiteres Mal so die Kontrolle verlieren und meine Gefühle übernehmen lassen.
Er war mein Kamerad, so widerwillig ich auch mit ihm zusammenarbeiten will und so arrogant er auch ist. Er gehörte zum Team.
"Jedes Mal, wenn ihr beide aufeinander trefft, kann man förmlich die Spannung greifen. Selbst hier draußen.", erklang eine männliche Stimme. Rooster lehnte rechts neben der Tür an der Wand und betrachtete mich mit einem kleinen Lächeln.
"Ist bei euch doch genauso.", schnaubte ich und wir liefen den leeren Flur zu unseren Quartieren entlang.
"Die anderen wollen nachher zum Hard Deck fahren. Willst du mit?"
Ich verzog leicht das Gesicht.
"Eigentlich wollte ich trainieren gehen, irgendwo meinen Frust und meine Wut abbauen, damit so etwas wie heute Früh nicht noch einmal passiert."
Bradley gab einen zustimmenden Laut von sich. "Er hat dich für heute nicht noch einmal in die Luft gelassen und das obwohl diese Mission spezieller als alles sein wird, was wir bisher kannten."
Ich schnaubte. "Das regte mich noch umso mehr auf."
"Deswegen sorgen wir für Ablenkung, also komm mit."
"Bradley-"
"Nichts da. Du kommst mit."
Ergeben seufzte ich. "Na schön."
"Ich wusste, ich bekomme dich rum." Breit grinsend legte Rooster seinen Arm um meine Schulter und klopfte darauf.
Leise zischte ich auf, in der Hoffnung er würde es nicht hören, doch anscheinend hatte er gute Ohren.
"Was...wurdest du verletzt?"
Schnell zog er seinen Arm runter und blieb stehen.
"Nur ein Streifschuss.", wank ich ab.
"So sah das aber gerade nicht aus. Hast du es nochmal kontrollieren lassen?" Den Kopf schüttelnd ging ich weiter. "Nein habe ich nicht. Ich warte nur drauf, dass die Fäden rauskommen."
"Du solltest bald gehen.", murmelte Bradley nachdenklich vor sich her.
"Ja Mama.", grinste ich und auch auf sein Gesicht schlich sich ein Lächeln. "Na da ist ja unsere Jade wieder. Und jetzt geh dich umziehen.", schmunzelte Bradley und deutete auf meine Teufelstür.
"Bis dann.", riefen wir beide gleichzeitig und er verschwand den Flur runter zu seinem Zimmer.
Gott, das könnte heute noch was werden.
Seufzend kramte ich meinen Schlüssel aus der Tasche, schloss auf und knallte die Tür im nächsten Moment wieder zu, als ich das Bild sah, was sich mir bot.
Dawn, die von Halo an die Wand gedrückt wurde und sie wild küsste.
Warum zum Teufel passierte mir immer so etwas?

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1756 Wörter

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