CHAPTER 16

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Als ich zu Hause ankam, hätte ich eigentlich schon im Diner sein müssen. Die Aussicht auf einen Job hatte das aber hinfällig gemacht.
Ich erklomm also die letzten Stufen zu meiner Wohnung, endlich bereit ins Bett zu fallen und für den Rest des Tages an die Decke zu starren.

Vor meiner Tür hörte ich auf, nach meinen Schlüsseln zu kramen. Das war nicht mehr nötig, denn sie stand offen, sperrangelweit und genehmigte mir einen Blick auf das Chaos, das in meinem Zuhause auf mich wartete.

Mein Blut rutschte mir aus dem Gesicht. Unter meinen Schuhsohlen knirschte Glas, als ich hereinstürmte, um den Schaden zu inspizieren. War er wieder zurück?

»Hee? Hee-yah, bist du hier?«

Ein leises Schluchzen führte mich zum Badezimmer. Ich stieß die Tür auf und wollte in diesem Moment jeden tot sehen, der ihr das angetan hatte.
Sie kauerte am Boden. Ich sah Tränen, blühendes Rot auf ihrer Wange, eine aufgeplatzte Lippe. Als sie mich bemerkte, drehte sie sich von mir weg.

Ich sagte nichts. Ich tadelte sie nicht oder schrie sie an. Meine Hand war an meinem Handy in der nächsten Sekunde und rief Jennie an.

»Hey, Kook-«

»Kannst du Hee heute zu dir nehmen?« Sie antwortete zunächst nicht. Hinterfragte meine Bitte aber nicht. Ich bat sie nicht oft um Hilfe. Und wenn ich es tat, dann war es meistens schon zu spät.

»Ja, klar. Soll ich sie abholen?«

»Bitte.« Damit legte ich auf und rutschte zu ihr rüber. Ich sammelte sie in meinen Armen auf. Sie fühlte sich nach so wenig an, als ich sie hielt, so zerbrechlich, ich hatte Angst, ich könnte ihr wehtun. Ihr Schluchzen nahm zu.

»O-Oppa, es- es tut mir leid-« Es brach mich. Sie sprach so selten in unserer Muttersprache, dass es sich fast fremd anhörte.

»Shh, es ist alles in Ordnung, ja? Ich bin nicht böse.«

Meine Hand fand ihren Weg in ihr Haar und ich wiegte sie sanft, hin und her, hin und her, bis ihr Schluchzen leiser wurde. Sie krallte sich mit ihren letzten Kräften, die sie zusammenhielten, in mein Shirt.
Ich spürte ihren Schmerz, als wäre es mein eigener. Ich hätte eher eingreifen sollen. Sie schützen sollen.

»Das ist alles mein Fehler. Oppa kümmert sich darum, Hee-yah. Mach dir keine Sorgen..«

»Die Wohnung- Ich- ich-«

»Scheiß auf die Wohnung. Dass es dir gut geht, ist wichtiger als irgendwelche Möbel.«

Ich rahmte ihr Gesicht mit meinen Händen ein und versuchte ihr das mit meinen Augen klarzumachen. Sie war das wichtigste in meinem Leben. Sie war das einzige, was ich noch hatte.

Bald holte sie Jennie ab. Während Junghee ihre Tasche packte, fing ich sie im Flur ab.

»Ich weiß von.. Jimin und- und dem Vampirkram«, flüsterte ich und schielte zu ihrem Handgelenk hinab. Sie wusste mehr über all das, als sie zugeben wollte. »Was hast du damit zu tun, Jen?«

»Kook..« Sie schüttelte den Kopf und ging einen Schritt zurück. Ihre Augen wichen meinen aus. »Ich kann dir deine Frage nicht beantworten.«

So schnell ließ ich mich nicht abschütteln. Ich folgte ihr den Schritt.

»Was, Jen? Bist du etwa eine von denen?«

Mein Atem brach nicht durch meine Lippen, als ihre Augen zu mir zurückschossen. Durch sie flackerte ein Rostbraun, für das ich sonst das Licht verantwortlich machte. Aber ich sah genauer hin, beugte mich noch näher und dann sah ich es. Sie trug Kontaktlinsen.

BROOKLYN BOY | 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt