36. eine Ausnahme

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„Tut mir leid, davon wusste ich nichts. Ich bin eher davon ausgegangen, dass das nicht so gut ankommen würde, wenn ich diese Treffen irgendwann unterbreche." entschuldigte ich mich bei ihr. „Ist schon gut, ich glaub dir das jetzt erstmal. Machen wir direkt weiter... Wann wurden diese Treffen mehr vom privaten Interesse? Wie hat das angefangen?" fragte sie weiter.

Brachte sie das wirklich in irgendeine Art und Weise weiter? Vielleicht wollte sie meine Erzählungen aber auch mit Ezras abgleichen, um zu gucken, ob er sie angelogen hatte oder wohl eher, ob ich lügen würde.

„Ich glaub von Ezra aus war das schon vorher. Um ehrlich zu sein hab ich das am Anfang garnicht verstanden, ich dachte wirklich, dass das ganze ein reiner Interessenaustausch seie. Aber nach dem zweiten Treffen war er das erste Mal bei mir Zuhause." erklärte ich, ohne die Zweideutigkeit dahinter wahrzunehmen.

„So früh schon? Nagut... so genau will ich das ja eigentlich auch garnicht wissen. Und ab da ging es dann mehr um private Angelegenheiten?" „Ezra wollte den beruflichen Austausch immer am Anfang unseres Gespräches klären, damit wir uns über andere Sachen unterhalten können. Ich glaube, dass ich da kein großes Mitspracherecht hatte." lachte ich verlegen und kratzte mich am Hinterkopf.

„Hast du dem Geheimdienst alles erzählt, was Ezra dir erzählt hat?" fragte sie weiter. „Nur, das war er wollte. Er meinte sonst trifft er sich nicht mehr mit mir und da ich ja eigentlich den Auftrag hatte weiteren Treffen zuzusagen, behielt ich das erstmal für mich." erklärte ich weiter.

Wir unterhielten uns über noch sehr, sehr viele Themen. Wir sprachen über meinen beruflichen Werdegang, wie Ezra sich mir gegenüber verhalten hatte, was ich genau über die Organisation wusste,...

„Warum hast du deinen Job bei der Polizei gekündigt?" fragte sie weiter. „Ich denke, das war nur eine Frage der Zeit, ich bin schon länger unzufrieden mit meinem Arbeitsplatz. Es macht mich einfach unglücklich." antwortete ich ehrlich, so wie Ezra es mir aufgetragen hatte.

„Was denkst du über Ezra und seine Arbeit hier?" fragte sie mich zum Schluss. Über diese Frage musste ich ein wenig nachdenken, was wusste ich denn überhaupt schon?

Nervös spielte ich mit meinen Fingern, ich durfte jetzt nichts falsches sagen. Ich hatte Angst, dass ich sonst Ezra hinter mir lassen müsste und das war das letzte, was ich wollte. „Ezra hat mir privat sehr viel geholfen, ich halte sehr viel von ihm und seinen Entscheidungen. Auch wenn es verrückt klingen mag, er bedeutet mir sehr viel. Zu seiner Arbeit weiß ich leider sehr wenig, ich weiß, dass er wohl einiges zu sagen hat, aber ich vertraue ihm. Ich denke nicht, dass er etwas tut, was ich nicht nachvollziehen könnte." zufrieden mit meiner Antwort schaute ich Evelin nun etwas selbstsicherer an, sie nickte.

„Gut, ich glaube das reicht erstmal. Warte bitte draußen, ich möchte jetzt einmal mit Ezra reden." sagte Evelin und schickte mich somit raus. Endlich war das Gespräch beendet, ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen.

Draußen traf ich auf Ezra, welcher auf einem Stuhl saß und zu warten schien. Als er mich bemerkte, guckte er mich erwartungsvoll an. Ich seufzte „Du bist dran." sagte ich und zeigte hinter mich. Auch Ezra seufzte, stand auf und machte sich auf den Weg. „In der Krankenstation kannst du dich vielleicht etwas hinlegen, das würde dir guttun, ja? Bis später." wies er mich an, drückte mir einen schnellen Kuss auf den Mund und verschwand in dem Raum, aus welchem ich gekommen war.

Verwirrt starrte ich ihm hinterher, ehe ich mich zur Krankenstation begab. Hatte er mich gerade geküsst? Ein wenig aufgelöst begab ich mich zur Krankenstation. Auf dem Weg dorthin traf ich überraschenderweise niemanden. Ich hätte irgendwie mehr Leute hier erwartet. Ich schlich mich weiter zur Krankenstation, um genau das zutun, was Ezra mir gesagt hatte. Schlafen könnte ich bestimmt nicht, aber mal runterzukommen und mich eventuell ein bisschen auszuruhen erschien mir sinnvoll genug.

Ich legte mich also auf die weniger bequeme Liege und versuchte zu entspannen. Aber diese Aufgabe war alles andere als leicht. Die ganze Zeit musste ich das Gespräch in meinem Kopf wiederholen und die Gedanken, dass ich etwas falsches gesagt haben könnte, plagten mich ununterbrochen.

Ich wollte Ezra nicht verlieren und ich hoffte inständig, dass er genauso dachte. Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen. Ohne ihn, würde ich immer noch in meinem alten Leben gefangen sein und hätte nicht mal die Motivation etwas zu ändern. Dieser Mann machte mich verrückt. Warum könnte er nicht einfach einen normalen Beruf nachgehen.

Aber anscheinend war mein Leben nicht für ein leichtes bestimmt. Vielleicht brauchte ich sowas auch und ganz besonders brauchte ich Ezra. Wie gestern wohl der Tag verlaufen wäre, wenn Vincent nicht aufgekreuzt wäre? Bestimmt, würde ich jetzt lächeln und ganz vielleicht auch mit Ezra einen Moment der Zweisamkeit genießen.

Ich seufzte vor mich hin. „Alles gut bei Ihnen?" ein Kopf lugte durch die Tür, erschrocken drehte ich mich zu dem Geräusch. Ich glaube es war einer der Männer, der Vincent mitgenommen hatte. „Ja, Entschuldigung, ich wusste nur nicht wo ich sonst hinsollte." erklärte ich mich flüchtig.

„Komm mit, hier ist es viel zu ungemütlich." meinte der Mann und ich stand auf. Wir verließen das Krankenzimmer und gingen durch einen Flur in eine Küche. „Magst du etwas trinken? Ich kann dir auch was mixen, wir haben alles hier." bot mir der Mann an, öffnete einen Schrank und zeigte mir eine Sammlung an Spirituosen. Ich überlegte eine Weile, nicht hier, nicht jetzt.

„Nein danke, ein Wasser reicht mir." seufzte ich und rieb mir die Schläfen. Was war das überhaupt für eine Situation? Warum kümmerte sich dieser Mann um mich? Er stellte mir das Glas Wasser vor die Nase und riss mich somit wieder aus meinen Gedanken.

„Was hat es mit diesem Vincent auf sich? Er scheint komplett durchgedreht zu sein?" fragte der Mann mich. „Er war so eine Art Stalker von mir." gab ich zu. Ich wollte nicht viel erzählen, es schien mir zu intim.

„Du machst es uns nicht leicht, weißt du? Solche Leute ohne Gewalt ruhig zu stellen, ist keine leichte Sache. Aber hierbei darf ich mich wohl nicht einmischen." er seufzte. „Schon ein bisschen ironisch, wenn man bedenkt, dass Ezra den Mann mehrmals niedergeschlagen hat." lachte er sarkastisch.

„Kannst du mir doch etwas richtiges zu trinken geben?" fragte ich. Was sollte ich denn dazu sagen? „Natürlich, lass dich überraschen." sagte der Mann, stand auf und fing an mehrere Flaschen zu greifen. Was tat ich hier nur schon wieder?

Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt