𝚜𝚝𝚛𝚎𝚎𝚝𝚏𝚒𝚐𝚑𝚝𝚎𝚛 ♤ 𝚠𝚘𝚘𝚜𝚊𝚗

𝟷𝟼

♤ 𝚜𝚊𝚗

Eigentlich hatte ich keinen validen Grund, womit ich argumentieren konnte, weshalb ich wieder vor dem Tanzstudio meiner Schwester stand. Es war spät am Abend, ich kam vom Training und Yejin war mit ihren Freunden noch unterwegs. Dennoch sagte ich mir selbst, dass ich ja keinen Grund in dem Sinne haben musste, weil ich ein freier Mensch war...?

Oder so?... Ehm.

Da mir dann doch ziemlich kalt wurde und ich über meiner schwarzen Motorcyclejacke nur ein Top in derselben Farbe trug, betrat ich das Studio schnell und schloss die Tür hinter mich. Ich merkte schnell, wie keine Menschenseele hier und die Rezeption wohl lange nicht mehr besetzt war. Dennoch waren die Lichter an, dementsprechend ich mich entspannt auf die Suche nach irgendwen machte.

Irgendwann stieß ich auf eins der Tanzräume, die ich noch nie gesehen hatte. Ich kannte auch nur die Räume für das Contemporary Tanzen, wenn ich Yejin mal abholte und einen kleinen Blick hineinwarf. Aber aus dem Raum, wo ich langsam hinspazierte, schien ein dunkelviolettes Licht. Oder besser gesagt, der Raum war mit dem Licht beleuchtet. Ich hörte solangsam auch Musik heraus, je näher ich kam, die mal nicht laut durch das Studio polterte, so, wie man es normalerweise tagsüber hier kannte.

Ich öffnete die Tür und erkannte zwei Gestalten. Etwas überfordert blickte ich zu der einen Person, die an einer der vielen Stangen am Tanzen war und einer weiteren Person, die an der Wand gelehnt auf dem Boden saß. Schnell checkte ich, wo ich gelandet war und war somit umso froher, dass Yejin bisher kein Interesse am Pole Dancing entwickelt hatte.

Nehmt mir bitte meinen Bruderinstinkt nicht übel.

Beide schauten mich nach einem Moment auch an, wobei das Mädchen an der Stange abstieg und mir lächelnd zu wunk. Von ihrer sinnlichen Aura vorhin war gar nichts mehr zu erkennen:,,Guten Abend! Ich bin jetzt weg, aber mein Chef ist noch hier. Bye, Wooyoung!",,verabschiedete sie sich dann auch direkt von der Person, die ich eigentlich suchte.

Stumm wunk er ihr zu, und sie verließ den Raum. Meine Augen wanderten auf den Jungen, der seitlich von meiner Sicht an der Wand gelehnt saß und seinen Lolli mit der Hand an den Lippen hielt. Die Tür hinter uns fiel ins Schloss, während er mich mit seinen tief dunklen Augen still musterte. Dabei wirkten seine Augen durch das violette Licht umso dunkler, wie zwei schwarze Löcher.

Es war das erste Mal nach langer Zeit, wo ich ihn wieder sah. Das letzte Mal war etwas ausgeartet und endete damit, dass sein bester Freund ihn anrief. Schnell lenkte ich mich von meinen Erinnerungen ab, um auf keine weiteren falschen Ideen zu kommen und trat paar Schritte in den Raum.

Stimmt, er war ja auch ein Pole Dancer.

Mit einem Ruck zog er seinen ganzen Körper elegant auf die Beine und kam mit entspannten Schritten sowie einer selbstsicheren Haltung auf mich zu.

,,Du bist aber zu einer eigenartigen Uhrzeit hier. 23 Uhr.",begrüßte er mich neugierig und blieb lässig vor mir stehen. Die Hand hatte er immernoch am Stiel seines Lollis, während seine Augen konzentriert auf mir lagen. Ich hingegen gab mir richtig Mühe, ihn bloß nicht auffällig abzuscannen, was damit endete, dass ich auf den Boden blickte und sagte:,,Ich komme gerade vom Training und habe mir meinen Finger vorhin aufgeschnitten. Hast du ein Pflaster?"

Ihm stand der Mund bei meinen Worten offen, was ich direkt sah, als ich meinen Kopf wieder anhob, um ihn ruhig anzuschauen. Mit einer ungläubigen Mimik schaute er mir auf das Gesicht und blinzelte etwas, bevor er laut auflachte, sodass er sich etwas beugen musste.

,,Du bist hier her gekommen, damit ich dir ein Pflaster gebe?? HAHAHAHAHAUHA!",entkam es ihm sichtlich amüsiert, weshalb ich die Wärme in meinen Wangen hoch schießen spürte, aber auf das lila Licht vertraute, das dies nicht zur Schau brachte. Dennoch ließ ich mir nichts anmerken und wartete darauf, bis er sich beruhigte.