Audreys POV:
Nach der Schule schlendere ich nach Hause. Das Wetter ist angenehm, man merkt, dass der Sommer kommt. Heißt, dass auch bald wieder Sommerferien sind und ich habe meinen Abschluss und kann endlich von hier verschwinden. Ich wandere durch die Straßen von Derry, demnach muss ich auch an der abgebrannten Kirche vorbei, wo Spezialisten nach Hinweisen suchen, weshalb und wie sie abgebrannt ist. Unbewusst gehe ich schneller vom Geschehen und erst Meter weiter verlangsame ich mich. Bei mir Zuhause angekommen treffe ich meine Mutter auf der Couch liegend. Im Fernseher läuft eine Kinderserie, auf dem Boden unendliche benutzte Taschentücher, zwei Flaschen Wein wobei eine bereits geleert ist, Mutter weint und trinkt ungeschickt vom Weinglas.
„Hey Mum." sage ich und sie schaut mich mit Mascara verschmierten Gesicht an: „Sie haben ihn gefunden, Audrey! Mein geliebter Jeff, er – er ist tot!" sie heult laut auf und bekommt kaum mehr Luft. Es tut mir schon irgendwo leid aber dann denke ich an dem Tag zurück, wo ich ihr schweren Herzens erzählt hatte was Jeff mit mir tat und dafür bekam ich von ihr eine Backpfeife und eine Predigt, dass ich nicht lügen sollte. Seufzend gehe ich von ihr zur Küche, wo ich mir etwas zu essen mache, was eigentlich nur aus einem Mikrowellen Burger besteht. Während ich warte bis mein Essen heiß wird spiele ich mit meinem Feuerzeug und denke an den Kuss mit Patrick. Ein Kribbeln macht sich in mir breit. Entwickle ich gerade Gefühle für ihn? Er ist doch eigentlich gar nicht mein Typ. Er ist schlaksig, geht wie Goofy, hat merkwürdige Interessen, ist ein gefährlicher Kerl und grinst immer so pervers. Doch irgendwie glaube ich nicht so ganz, dass er so ein Psychopath ist, wie alle sagen. Als wir beim Steinbruch saßen war er ruhig und gesittet. Er wirkte wie ein normaler Mensch, was bei seinen Kumpels anders ausschaut. Vermutlich ist das alles nur Show von ihm. Ich schrecke auf als die Klingel der Mikrowelle erklingt. Ich stecke mein Feuerzeug wieder in die Hosentasche und nehme mir mein Essen um gleich danach auf mein Zimmer zu gehen.
Den ganzen Tag über bleibe ich Zuhause bis mir doch langweilig wird und ich spätabends hinaus gehe. Mutter ist auf der Couch eingeschlafen, weitere Weinflaschen liegen auf dem Boden und es riecht wie eine Schnapsbar, sogar ein Eimer voll mit Erbrochenen steht hier. Sie muss sich völlig die Kante gegeben haben. Umso leichter ist es, ohne Bescheid zu geben, raus zugehen. Denn eigentlich mag sie es nicht, wenn ich nachts durch die Stadt wandere. Ich nehme mir meine Schlüssel und stecke sie in die Jackentasche. Es ist 23 Uhr, bereits dunkel und keine Menschenseele. Ich liebe Nachtspaziergänge, weil es immer so schön ruhig ist und ich meinen Kopf frei kriegen kann. Ich gehe hinein zur Stadt, wo alle Märkte sind. Doch so ruhig ist es plötzlich nicht mehr, viele Leute haben sich versammelt und eine Menge Polizisten sind anwesend. Je näher ich der Masse komme umso mehr sehe und höre ich. Eine Frau, so alt wie meine Mutter, kniet sich schreiend vor seelischen Schmerz auf dem Boden. Sie weint so heftig, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Ein Mann, vermutlich ihr Mann, hält sie fest und weint ebenfalls. Ich dränge mich durch die Leute und sehe plötzlich wie man eine Liege in ein Auto verfrachtet. Auf der Liege eine kleine Gestalt, es muss ein Kind sein und darüber eine weiße Decke. Nun verstehe ich, das Kind ist tot und die Eltern trauern lauthals.
„Bitte, hören Sie zu!" ruft der Hauptkommissar der Polizei aus, „Es treibt sich ein Serienmörder in Derry auf. Bitte keine Panik!"
Die Leute tuscheln wild umher, dass man den Polizisten kaum mehr verstehen kann.
„Um die Sicherheit aller und besonders Ihrer Kinder willen, legen wir eine Ausgangssperre um 19 Uhr ein! So lange bis wir dem Täter haben. Geht niemals alleine und immer in Begleitung. Passt auf euch auf!"
Die Menschenmenge löst sich langsam auf, jeder ist schockiert und geht in Begleitung nach Hause. Auch ich bin baff. Seit wenigen Wochen verschwanden bereits mehrere Kinder aus dieser Gegend, dies kann die Polizei nicht mehr verheimlichen. Und diesmal ist es wohl ein Morddelikt. Es muss sehr Ernst sein, wenn man schon eine Ausgangssperre verrichtet bekommt.
„Ey Mädchen!" ruft ein Polizist aus und ich blicke zu diesem, „Geh nach Hause." sagt er und ich drehe mich um den Absatz. Widerwillig muss ich zurück und schlendere alleine durch die Wohnhäuser. Die qualvollen Schreie der Frau gehen mir nicht aus dem Kopf. Plötzlich hält mir wer seine Hand vor meinen Mund, ich wollte gerade schreien doch da erklingt Patricks Lache. Er lässt mich los und ich drehe mich zu ihm: „Du Arsch!" zische ich und schlage ihn, was er leicht abwehren kann. Ich war so in Gedanken, dass ich nicht bemerkt habe, dass mir jemand gefolgt ist.
„Was machst du hier draußen?" fragt er mich doch ich wechsle das Thema: „Hast du das eben auch mitbekommen?"
„Katie Lunman." Patricks Miene wird ernster, „Sie war vor 10 Tagen verschwunden, jetzt fand man ihre Leiche im Brunnen. Sie soll bereits seit Tagen dort liegen."
„Wie alt war sie?"
„Vielleicht 13 oder 14." antwortet er mir, „Es sind noch mehr Kinder verschwunden. Deswegen wohl die Ausgangssperre."
Verständlich nicke ich und komme zurück zu seiner Frage: „Was machst du hier?"
„Ich mache gerne Nachtspaziergänge. Und du?"
„Würde ich auch sagen." ich presse meine Lippen aufeinander und verschränke meine Arme.
„Komm," sagt Patrick auf, „ich begleite dich nach Hause."
„Eigentlich will ich noch nicht nach Hause." beichte ich, Patrick überlegt kurz und grinst mir zu: „Dann komm mit, ich weiß wo uns niemand finden wird."
Ich folge ihm. Wir gehen quer durch die Stadt, verstecken uns vor der Polizei, die auf einmal überall vertreten sind und erreichen ohne erwischt zu werden den Schrottplatz. Geschickt klettern wir über den Zaun.
„Willst du mir jetzt den Kühlschrank zeigen?" frage ich etwas ängstlich, denn das will ich wirklich nicht sehen.
„Der wurde entfernt." meint er knapp, „Ich will dir was anderes zeigen."
Wir gehen durch den Schrottplatz und erreichen den Bereich voll mit Autowrackteilen. Darunter ein noch fast ganzes Auto, nur vorne ist er sehr beschädigt und der Motor ist nicht mehr drin. Patrick hilft mir zum Auto, da es auf einen Berg voll mit Schrott steht. Die Türen existieren auch nicht mehr aber dafür die Sitze. Wir setzen uns ins Auto. Ich nehme es zurück, dass das Auto fast ganz ist, es ist nur noch ein Gehäuse, die Frontscheibe ist nämlich auch nicht mehr existent. Aber dafür bietet sich eine schöne Aussicht zum Wald. Patrick holt sich eine Zigarettenschachtel hervor und bietet mir eine an, die ich annehme. Wir rauchen genüsslich und starren zum wolkigen Himmel, wo ab und zu der Mond sich zeigt. Auf einmal legt sich Patrick kalte Hand auf meine, ich schaue zu dieser und blicke dann mit runzelnder Stirn zu ihm. Er wendet sich nicht vom Himmel ab, ich atme auf und lasse seine Hand auf meine ruhen. Es überkommt mir schon ein warmes Gefühl. So verweilen wir mehrere Minuten, keiner von uns sagt etwas. Doch ein lauter Knall lässt uns aufschrecken. Patrick ist sogar aufgestanden und lacht: „War nur eine Katze." sagt er und ich beruhige mich schnell wieder. Patrick setzt sich wieder und starrt mich an.
„Willst du meine Freundin sein?" haut er plötzlich die große Frage raus, was mich zum lachen bringt. Doch er bleibt ernst, es war kein Scherz.
„Der Kuss war nur Deal, damit du den armen Jungen in Ruhe lässt, Patrick." sage ich mitfühlend. Er beißt sich auf die Lippe und schaut auf meinen. Er beugt sich nach vorne um mich zu küssen doch ich stoppe ihn: „Patrick, ich habe einen Freund."
„Du hast was?" fragt er völlig bestürzt und sogar wütend, „Wer ist es?"
„Wenn du ihn etwas antust ist unser Schwur fürn Arsch, Patrick." sage ich streng und halte meinen Schnitt hoch. Schwer atmet er auf und nickt mir zu.
„Cody Brock." antworte ich ihm also, „Er geht nicht mehr auf unsere Schule, er arbeitet."
Patrick schaut mich nicht mehr an und wirkt sehr angespannt. Er sagt gar nichts und steigt aus dem Auto. Ich blicke hinaus und sehe ihn davon gehen. Da habe ich wohl gerade wen verletzt. Aber wie konnte ich ahnen, dass er was von mir will? Und so plötzlich mit mir zusammen sein will? Der Kuss war doch eher wie ein Spiel.
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NORMALIZE │ Patrick Hockstetter x OC │Stephen Kings ES Fanfiktion
FanfictionDerry 1989. Die Kirche der Stadt steht in Flammen. Die Bewohner sind schockiert, und es ist offensichtlich wer dies getan haben muss - Patrick Hockstetter. Dem psychotischen 17 Jährigen traut man jegliche Grausamkeiten an, schließlich quält er auch...