-er-
Von dem Anruf meines Bruders wurde ich aus den Gedanken gerissen. "Was ist, fratello?", fragte ich ihn, nachdem ich den Anruf auf dem Autobildschirm angenommen hatte. Ich bog gerade in die letzte Straße und war nur noch 50 Meter von meinem Ziel entfernt. "Abbiamo qualcosa.", kam es nach ein paar Sekunden. Innerlich atmete ich erleichtert aus. Hoffentlich wusste er, welcher Wichser das getan hatte. Vielleicht konnte ich dann ihren Eltern sagen, wer an ihrem Tod Schuld hatte.
"Cosa avete tutti?", fragte ich nach, da er nicht weiter sprach. Wieder wartete ich ein paar Sekunden und schaltete das Navi aus, da ich es nicht mehr brauchte. "Fratello, dannato, sag doch was los ..." Weiter kam ich nicht, weil ich eine Vollbremsung machen musste und irgendeinem besoffenem Teenager ausweichen musste. Meine Reifen quietschten und durch das ruckartig Lenken, hätte ich fast die Kontrolle über das Auto verloren und wäre gegen einen Baum gefahren.
Neben der Person blieb ich stehen und stieg sofort aus. Ich konnte noch hören, wie Ares nach mir rief, aber ich ignorierte ihn und stürmte auf die Person zu. "Was zur Hölle machst du hier auf der Straße?" Die Person bewegte sich nicht und ich ging weiter auf sie zu. Alles, was ich erkannte, waren, ihre schwarzen langen Haare. Ich stellte mich vor sie und legte meine Hand unter ihr Kinn, um ihren Kopf anzuheben, damit sie mich ansah. Sie sah mir in die Augen, aber gleichzeitig, sah sie durch mich hindurch. Aus ihren braunen Augen liefen schwarze Tränen an ihren Wangen hinunter und tropften auf ihren Ausschnitt. "Merda!"
Mittlerweile hatten sich mehrere Menschen an die Straße gestellt und sahen zu uns. "Scusa, dolcezza.", flüsterte ich ihr zu. Dann hob ich sie hoch und legte sie mir über die rechte Schulter. Mit meinem rechten Arm umfasste ich sie an den Oberschenkeln und ging zurück zu meinem Auto. Es erstaunte mich ein wenig, dass sie sich so leicht mir hingab. Nicht einmal mit der Wimper zuckte sie. "Du hast da meine Freundin auf der Schulter.", kam es plötzlich von einem Knirps links von mir. Ich ignorierte ihn und ging ungestört auf die andere Seite meines Autos und öffnete die Beifahrertür. Meine neue Begleiterin nahm ich von der Schulter und setzte sie dann ins Auto.
"Alter, hast du mich nicht gehört? Gib mir meine Freundin!", jetzt bekam ich ja fast Angst vor diesem Typen. "Erstens, sie ist kein Gegenstand." Ich drehte mich zu ihm um und sofort sah man, wie er immer kleiner wurde. Die freche Fresse war weg. "Zweitens ...", fing ich an zu reden. "Ich habe dich gehört und ignoriert. Und wenn du dich nicht gleich verpisst, dann schieß' ich dir erst zwischen die Beine und dann in deinen dummen Schädel, Idiota." Von seinem Gesicht hätte ich in dem Moment gerne ein Foto gehabt, um es ihr zeigen zu können. Damit er mir glaubte, griff ich mit links hinten in meinen Hosenbund und holte meine Waffe hervor, ohne dass es jemand anderes sehen konnte.
Unschuldig hob er die Arme und ging langsam rückwärts. Ich steckte die Waffe wieder weg und lief wieder ums Auto. Als ich die Tür geschlossen hatte, sah ich zu meiner Beifahrerin. Sie blickte immer noch starr geradeaus und immer noch liefen ihre Tränen an ihrer Wange hinab. Ich startete den Motor und fuhr los. Clairs Eltern konnte ich jetzt nicht mehr besuchen.
„Fratello?", kam es plötzlich aus den Lautsprechern. „Warum hast du nicht aufgelegt?", fragte ich gereizt. Wieder kam für ein paar Sekunden nichts. Es regte mich auf, dass er sich so viel Zeit ließ. "Ares, was ist los? Rede jetzt endlich, sonst schieß' ich dir zwischen die Augen, wenn ich dich in die Finger bekomme." Diesmal kam die Botschaft an und er fing direkt an zu reden. "Hast du wieder ein Mädchen?", wollte er wissen. Jetzt lenkte er vom Thema ab. "Was habt ihr gefunden?", fragte ich, um der Frage auszuweichen. "Es war Maurice."
Jetzt musste ich mich erst einmal fangen. Warum zur Hölle sollte er jemanden von uns umbringen? "Bist du dir sicher? Wir hatten doch vor ein paar Wochen erst den großen Deal." , wollte ich wissen. "Fratello, genau darum ging es ihm. Er hat gesagt, die Ware hätte nicht seinen Erwartungen entsprochen. Er hatte angerufen.", erklärte Ares. "Wann hat er angerufen? Bevor oder nachdem er sie umgebracht hat?" Ares wusste, dass ich wütend war. Und wenn Maurice erst angerufen und dann Clair umgebracht hatte, würden beide keinen Kopf mehr haben. "Er hatte vorher angerufen und gesagt, er wäre nicht zufrieden, aber er würde darüber hinwegsehen. Der genaue Grund für sein Handeln ist also unklar. Hast du ihn irgendwann bloß gestellt?" Warum sollte er dann sie umbringen? Er hätte genauso gut versuchen können, mich zu töten. "Keine Ahnung, kann sein. Ares, du weißt, wie ich bin." Ein leises Auflachen ertönte aus den Lautsprechern. "Sì, purtroppo." Ich fing an zu grinsen.
"Okay, können wir morgen besprechen, was wir jetzt machen?", wollte ich nach einigen Sekunden von Ares wissen. "Wir wissen beide jetzt schon, was du tun wirst.", fing er an. Seine Betonung lag auf dem Wörtchen du und sehr wahrscheinlich amüsiert es ihn. "Aber ich helfe dir auch gerne. Ich mochte Clair." Rache war eigentlich nie etwas, das mein Bruder mochte, aber es störte mich nicht, ganz im Gegenteil, es machte mich glücklich. "Ich weiß. Wenn wir ihn erledigt haben, dann rufe ich ihre Eltern an und sag ihnen, was Sache ist."
Als Antwort bekam ich einen zustimmenden Laut. Aber ich konnte heraushören, dass Skepsis in seinem Ton lag. "Was ist?", erlöst ich ihn. Eigentlich wollte ich nicht wissen, was er jetzt wieder auf dem Herzen zu liegen hatte. "Du bringst schon wieder ein Mädchen mit. Denkst du nicht, dass du wenigstens ein paar Wochen warten solltest?" Wollte mir Ares gerade vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe? "Nein, ich warte nicht, wenn du nicht damit klarkommst ist das dein Problem. Dir reicht eine Angestellte, die mehr Schwänze gelutscht hat, als Jahre die sie auf der Welt ist? Okay. Mir aber nicht." Gefluche kam von ihm. "Ciao!", und damit legte er auf.Jetzt drehte ich mich erst wieder zu meiner Begleiterin. "Wer bist du und wo bringst du mich hin?" Sie war wieder auf der Erde gelandet und starrte mich dumm an. Irgendwie turnte es mich an, sie so verwirrt zu sehen. Aber ich musste mich zusammen reißen, auch wenn ich am liebsten rechts angehalten hätte und mir von ihr einen blasen lassen hätte. "Wer war der Typ, der meinte, er sei dein Freund?", stellte ich eine Gegenfrage. Sie zögerte einen Moment und schien zu überlegen. "Noah? Er ist mein Freund oder war.", erklärte sie. Oder war? "Warum war? Hast du mit einem anderem gevögelt?" Es amüsiert mich zu sehen, wie sie komplett schockiert über meine Worte war. "Er hat ein Mädchen geküsst und wird mit mir Schluss machen." Er sollte Schluss machen? Warum sollte er Schluss machen? "Schreib ihm, dass du nie wieder was von ihm hören willst."
"Was?", schrie sie schon fast. Wieso mussten Frauen immer so übertreiben? "Okay, dann sorge ich morgen dafür." Entweder verliert er nur seine Ehre oder ich schneid' ihm einen Finger ab. Je nachdem, wie schnell er mir glaubte. "Nein. Lass mich sofort raus." Ich lachte kurz auf. " Du wirst hier nicht mehr herauskommen." Fuck. Sie sah mich wieder schockiert an und ich merkte direkt, wie mir die Hose immer enger wurde.
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without him
RomanceNach all den langen Monaten des Lernens, wollte Elenor mit ihren Freunden auf einer Party etwas trinken und Spaß haben. Nachdem sie aber ihren Freund mit einer anderen erwischt, rennt sie von der Party weg auf die Straße. Noah, ihr Freund, versucht...