Kapitel 9

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Audreys POV:

Wir gehen durch die Stadt und halten an der sogenannten Kussbrücke an. Wir setzen uns auf das Gelände, reden und rauchen gemeinsam. Ich erzähle ihm von den Fragen die mir die Polizisten gestellt haben und dass er sich keine Sorgen machen muss, er hat mich schließlich als Alibi. Wir reden und lachen gemeinsam als auf einmal eine Frau auftaucht, sie wirkt völlig fertig mit den Nerven: „Hallo, geht ihr nicht mit Betty auf die gleiche Schule? Betty Ripsom?"

„Eh, ja." antworte ich.

„Habt ihr sie gesehen?" fragt sie und den Tränen nahe. Gerade will ich erzählen, dass ich sie gestern Abend beim Steinbruch sah aber da kommt mir Patrick zuvor: „Nein, nur in der Schule."

Die Frau schnieft: „Ist okay, wenn ihr sie seht, sagt ihr bitte, dass sie sofort nach Hause kommen soll."

Wir beide nicken und sie geht weiter.

„Warum hast du ihr nicht erzählt, dass Betty gestern beim Steinbruch war?" flüstere ich ihm zu.

„Ich will momentan nichts mehr mit den Bullen zu tun haben. Ich könnte bei dem kleinsten Verdacht im Jugendknast landen."

„Die Frau ist ganz krank vor Sorge, weil sie ihre Tochter nirgends finden kann." weise ich ihn darauf hin aber er schüttelt den Kopf: „Es wird sowieso nicht viel bringen. Außerdem wird Gretta es ihr schon beichten. Oder auch nicht, weil sie sich ebenfalls bei der Ausgangssperre aus dem Haus schlich." er wechselt das Thema und springt vom Gelände, „Wollen wir uns auch hier einritzen?"

„Machen das nicht eigentlich Paare?"

„Wir werden sicher ein hübsches Paar sein." grinst er verschmitzt, was mich zum schmunzeln bringt. Er zück sein Taschenmesser und ritzt in das Holz. In Kürze steht dort 'Patrey'.

„Patrey?" frage ich mit runzelnder Stirn.

„Das ist dein und mein Name zusammen. So ein lausiges P und ein langweiliges A kann ja jeder sein." erklärt er sinnvoll.

„Es klingt fast wie dein Name nur anders betont." fällt mir auf. Patrick liest es mehrfach vor und flucht, was mich zum lachen bringt. Ich nehme mir sein Messer und ritze dazu 'Audrick'.

„Jetzt sind wir Patrey + Audrick."

„Die Leute die das sehen denken sich wahrscheinlich, dass wir voll die hässlichen Namen haben."

„Oder dass wir Ausländer sind." ich gebe ihm das Messer zurück. Ich betrachte unser Werk und spüre Patricks Blick auf mir, als ich zu ihm sehe lächelt er mir nur mild zu.

„Was ist?" frage ich ebenfalls lächelnd, weil es mir ein wenig unangenehm ist.

„Ich liebe dich." sagt er plötzlich aus dem Nichts. Ich weite meine Augen: „Nein, dass geht nicht."

Er zieht seine Brauen zusammen: „Es geht nicht dich zu lieben? Ich tue es doch bereits."

Ich atme laut auf, mein Herz schlägt so schnell, dass ich Angst habe ohnmächtig zu werden. Meine Knie fühlen sich nicht existent an als würde ich jeden Moment umkippen. Patrick kommt mir ein Stück näher: „Irgendwas ist da mit uns. Du spürst es doch auch."

„Pat, ich- ich weiß nicht ..." ich halte inne und schaue in seinen grünen Augen. Sollte ich mich wirklich darauf einlassen? Ich kann nicht leugnen, dass da etwas ist. Ich fühle mich wohl bei ihm und ich mag ihn, weil er so anders und faszinierend ist. Ich beiße mir auf die Lippe. Ständig kreisen negative Gedanken in meinem Kopf, die nur Hirngespinst sind. Ich kann mir nicht einmal Nachteile ausdenken. Scheiß drauf, denke ich mir deshalb. Ich kann mir was Gutes unter uns vorstellen.

„Drei Wörter. Sag sie und ich gehöre dir."

Patrick runzelt die Stirn: „Drei Wörter."

Lachend lege ich meine Hände an seinem Nacken und ziehe ihn zu mir herunter um ihn dann zu küssen. Sofort erwidert er den Kuss und es artet etwas aus. Wir knutschen wild und keuchen immer wieder auf. Patrick hat mich zum Gelände geführt und mich drauf gesetzt, so haben wir die perfekte Höhe für unsere Gesichter und genießen den jeweiligen anderen. Ich ziehe ihn so nah wie möglich an mich heran, seine Hände wandern überall hin. Doch wir werden von einem lauten Hupen unterbrochen.

„Ey, nimmt euch ein Zimmer!" ruft Belch lachend aus. Victor und Henry sitzen auch mit im Auto. Genervt dreht sich Patrick zu ihnen: „Ist was?"

„Die Polizei kam zu uns, wegen gewissen Flachwichser Cody." Henry steigt aus und nähert sich Patrick, der sich ganz von mir löst, „Du hast ein Alibi?"

Er nickt. Henry wirkt wütend und starrt Patrick an als würde er ihm gleich ein Messer in den Rücken rammen.

„Gut, wir haben dich nämlich nicht erwähnt." sagt er und dreht sich um, „Macht ruhig weiter." damit steigt er wieder ein und fahren mit quietschen Reifen davon. Patrick wirkt etwas betrübt, weshalb ich ihn mit einem Finger zu mir symbolisiere. Da ich noch auf dem Gelände sitze, kann ich ihn so gut umarmen.

„Warum bist du überhaupt mit denen befreundet?" frage ich.

„Mit Henry bin ich schon seit der ersten Klasse befreundet." murmelt er an meinem Dekolleté.

„Du bist nicht so wie jeder denkt." spreche ich aus, „Du bist kein Psychopath."

„Ich quäle Tiere zu meinem Vergnügen." sagt er doch ich schüttle den Kopf: „Ich habe dich mal beobachtet, es war Faszination was geschehen wird aber keine sadistischen Gelüsten, weil sie sich quälen."

Er löst sich ein Stück von mir um mich mit skeptischen Gesicht anzuschauen: „Du bist das komischste Mädchen, was ich jemals traf."

„Beruht auf Gegenseitigkeit aber dafür wird es nie langweilig werden." erwidere ich und wir lachen gemeinsam. Er lehnt sich wieder gegen mein Dekolleté. Wir verweilen so einen Moment bis er wieder redet: „Henry und die anderen sehen mich gerne so. Bei denen kann ich auch nicht anders sein. Wenn Henry wüsste, dass ich in einem Buch kritzle und Gedichte schreibe, verprügelt er mich und würde mich eine Schwuchtel nennen."

„Du hattest ihm im Prinzip einen geblasen."

Er lacht rau und schaut zu mir auf: „Dies ist verjährt. Es gilt nicht mehr."

Lächelnd betrachte ich ihn und spiele mit seinen schwarzen Haaren: „Kennen sie dich überhaupt?"

„Sie kennen mich genauso wenig, wie ich sie kenne." antwortet er, „Wir hängen nur ab, machen irgendeine Scheiße und terrorisieren andere. Es ist nie langweilig aber momentan frage ich mich, wozu das alles. Dann kamst du in meinem Leben und irgendwie fühlt sich alles anders an."

„Lass uns nach der Schule abhauen." sage ich euphorisch, er runzelt misstrauisch die Stirn: „Was?" lacht er mild.

„Ich meine es Ernst. Lass uns nach dem Abschluss von dieser Stadt abhauen. Wir beginnen ein neues Leben. Vielleicht sogar ein normales Leben. Weg von all der Scheiße, die hier in Derry ist." spreche ich und erkenne, dass Patrick etwas überfordert ist.

„Zu viel?" frage ich unsicher und er schüttelt sofort den Kopf: „Nein, es ist eine tolle Idee aber wir bräuchten doch Geld, ein Auto und so weiter."

„Ich habe dieses Jahr meinen Führerschein gemacht und kann das Auto meiner Mutter klauen. Geld werden wir schon aufbringen."

Ein breites Grinsen ziert sein Gesicht: „Ich habe wirklich einen guten Fang gemacht." schnurrt er und küsst mich verlangend, was ich erwidere.

NORMALIZE │ Patrick Hockstetter x OC │Stephen Kings ES FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt