Die Tage wurden kürzer und kälter. Kaveh trug inzwischen einen Übergangsmantel und würde bald eine Mütze brauchen. Das war unangenehm, denn es zerstörte seine Frisur. Er musste doch gut aussehen. Vielleicht, aber nur ganz vielleicht, würde er auf dem Campus doch noch jemand Interessanten kennen lernen. Seit Tighnari und Cyno seltsame Andeutungen gemacht hatten, war es ihm sinnvoller vorgekommen außer Haus zu Alhaitham auf Distanz zu gehen. Inzwischen war zumindest ihr Verhältnis innerhalb der eigenen vier Wände besser geworden. Wenn es auch immer noch seltsame Momente gab. Wie der eine Tag neulich, als Alhaitham spontan nackt vor ihm gestanden war, weil Kaveh aus Versehen kein neues Klopapier ins Bad nachgelegt hatte. Kaveh wurde rot bei der Erinnerung daran, wie gut er eigentlich bestückt war.
"Sag mal, hörst du mir eigentlich zu, Babe?", riss ihn eine Stimme in die Realität zurück.
"Ohh... Kaeya... ich hab grad dran gedacht, dass... wir noch Klopapier brauchen", murmelte Kaveh ein wenig überfordert.
"Achso..."Wir"... hmhm... das ist ja etwas ganz Neues", sagte Kaeya mit schiefem Lächeln.
"Er ist mein Mitbewohner, was soll ich denn sonst sagen!??", fauchte Kaveh zurück.
"Ganz ruhig, Blondie", entgegnete Kaeya und kicherte.
"Nicht alles dreht sich um Dates, okay?!! Ich bin wirklich froh, dass es bei dir und Dirk, oder wie hieß er noch gleich??, gut läuft, aber ich brauche das nicht. Weißt du eigentlich, wie viel ich dieses Semester lernen muss??", antworte Kaveh und schaute weg. Als er wieder aufschaute, sah er ihn. Alhaitham lief in einiger Entfernung, lässig seine Tasche über die Schulter, ein Buch unter den Arm geklemmt, mit seinen Kopfhörern wie üblich und – WAR DAS SEIN SELBSTGESTRICKTER SCHAL!!??
"Diluc eigentlich, nicht Dirk, aber... huh, was ist los?", fragte Kaeya überrascht und stupste Kaveh an, der erneut ins Hier und Jetzt zurück befördert wurde.
"Ehh... gar nichts", erwiderte Kaveh und drehte sich wieder zu ihm um. Aber sein Herz klopfte aus irgendeinem Grund heftig und er strahlte übers ganze Gesicht.
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Alhaitham war mit schnellem Schritt unterwegs. Er wollte nämlich noch etwas abgeben. Als er sein Ziel ausfindig gemacht hatte, atmete er auf. Eigentlich gefiel es ihm nicht, dass Kaveh schon wieder mit diesem Kaeya abhing, aber er musste das wohl akzeptieren.
"Also irgendwie glaub ich dir das nicht so ganz", schnappte er einen Gesprächsfetzen auf. In welcher Diskussion sie auch immer vertieft waren, das war kein Grund, abzuwarten. Casually lief er zu den beiden hin und stellte sich einfach schräg hinter Kaveh, der ihn gar nicht bemerkte, weil er versuchte, sich bei Kaeya zu rechtfertigen. Von "Es ist nicht so wie du denkst" und "Das hast du falsch aufgefasst" bis zu "Ich hab' doch nicht mal hingesehen" war alles dabei. Kontext wäre an diesem Punkt interessant gewesen.
"Ich würde mich an deiner Stelle umdrehen", sagte Kaeya nun, mit einem schiefen Grinsen.
"Huh??", fragte Kaveh verwirrt, drehte sich dann aber – und erschrak sich anscheinend des Todes.
"OHH MEIN GOTT – was machst du denn hier??!!", rief er und machte einen Satz zurück, wie so ein kleines, verstörtes Tier.
"Alhaitham reicht", erwiderte Alhaitham und konnte sich ein Grinsen nun nicht verkneifen.
"... - Ähm also... ja. Haha. Schön, was gibt's?", fragte Kaveh ihn, wie üblich, relativ abweisend.
"Ich wollte dir etwas geben", sagte Alhaitham und reichte ihm das Buch, "Ich dachte, es könnte dir bei deiner Präsentation und Hausarbeit helfen. Du hast ja gesagt, du findest vermutlich schwer Literatur."
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Roomrivals - or I wish we never met
FanfictionNach einem Projekt kommt der Architekturstudent Kaveh für das neue Semester an die Uni zurück. Das erfordert auch einen Wohnungswechsel - und diesbezüglich die Begegnung mit seinem neuen Mitbewohner. Er ist leider nur nervig, stur und anstrengend. N...