While my friends are somewhere else ~ Eyes Closed (Ed Sheeran)
„Emmi? Emilia! Wach auf! Ich brauche dich doch! Bitte.“ Jemand weinte. Warum weinte die Person? „Du musst nicht weinen“, presste ich heraus. Arme zogen mich an einen Körper, hielten mich fest und gaben mich nicht frei. Die Person roch so gut, dass ich mich an sie schmiegte. Jemand lachte glücklich auf. „Alles gut“, beruhigte ich sie. Ich wusste nicht, wer die Person war, aber ich wusste, dass ich wollte, dass es ihr gut ging.
„So halb, ja“, meinte sie mit lachender
Stimme, die bei dem letzten Wort brach. Jemand küsste mich auf die Schläfe und diese Berührung holte mich ins Hier und Jetzt zurück. Ich schlug meine Augen auf und atmete tief ein. Es schmerzte ein bisschen, aber es ging. Eine Hand streichelte meinen Rücken und bescherte mir eine Gänsehaut. Ich wusste, wer mich im Arm hielt, noch bevor ich den Kopf hob und ihn
ansah. „Benjamin“, flüsterte ich. Als Antwort drückte er mich noch näher an sich. Ich lachte auf. „Was ist denn los?“Er verflocht unsere Finger miteinander, bevor er antwortete. „Wir wurden entführt. Ein Drache hat uns mitgenommen. Du wärst fast gestorben. Jetzt sind wir im Schloss von Xenia.“
„Was?“ Er hatte nicht detailliert gesprochen und mir damit vier erschreckende Fakten offenbart. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir uns in einem Raum ohne Fenster befanden.
Das einzige Möbelstück war ein klappriges Bettgestell mit einer dünnen Matratze. Und vielleicht noch zwei Türen. Die eine war rabenschwarz und unscheinbar, die andere aus Metall und sehr auffällig.„Wir sind in Xenias Schloss“, wiederholte Benjamin. Ich sah ruckartig zu ihm. Die Wunde an seiner Schläfe blutete noch immer leicht. Er trug nun ein schwarzes T-Shirt, das er wohl von Xenias Angestellten oder so bekommen haben musste. „Scheiße“, entkam es mir.
„Das kannst du laut sagen, aber hey, wir sind im gleichen Gebäude wie die anderen“, meinte er.
„Und wie sollen wir zu ihnen gelangen? Ich glaube kaum, dass wir einfach so aus dem Zimmer spazieren können."Er schien zu überlegen. „Jemand wird uns etwas zu essen bringen müssen und dann können wir vielleicht entwischen", meinte er. „Dann müssten wir schon sehr schnell
sein", gab ich zu bedenken. Benjamin malte mit seinem Finger Muster und verworrene Linien auf meine Hand. „Irgendwie kommen wir hier raus. Das verspreche ich dir." Ich lächelte ihn kurz an, bevor ich den Blick abwandte und auf unsere Hände sah. Ich war mir nicht sicher, ob wir entkommen würden. Xenia hatte, was sie wollte. Marie hatte uns in ihre Arme getrieben.Als könnte er meine Gedanken lesen, drückte mich Benjamin ganz fest. Immerhin waren wir zu zweit. Etwas scharrte an der Tür. Ruckartig hoben wir unsere Köpfe. Im nächsten Moment schwang die Tür auf und ein Mann kam rein. Er konnte höchstens fünfundzwanzig sein, doch die Uniform, die er trug, und seine abrasierten Haare bewirkten, dass er aussah wie fünfunddreißig. Seine Augen waren leer und er lief irgendwie komisch. Er hielt zwei Tabletts in der Hand und stellte sie vor unseren Füßen ab. Ich sprang auf und spähte zur Tür. Sie stand offen.
Benjamin erhob sich ebenfalls, drückte mir zwei Mal kurz seinen Zeigefinger in den Rücken und ich nahm das als Zeichen, loszusprinten. Während ich auf die Tür zuhielt, rempelte Benjamin den Wachmann an, sodass er torkelte und auf das Bett fiel. So viel zum Thema: Wachleute sind muskulös und stark. Dieser hier schien nicht einen Muskel zu besitzen und sein schlaksiger Körper krachte auf die Matratze. Das Bett fiel in sich zusammen. Beeindruckend. Und darauf hätten wir zu zweit schlafen sollen?
Ich hatte mittlerweile die Tür erreicht und stolperte auf den Flur. Benjamin war direkt hinter mir. In dem Gang, in dem wir jetzt standen, waren haufenweise Türen. Und vor jeder stand ein Wächter. Sofort drehten sie sich in unsere Richtung und sahen uns mit leeren Augen an. Was zum Teufel ...? Sie sahen aus wie Marionetten. Alle hatten den gleichen Haarschnitt - einen kahlrasierten Kopf - und die gleiche Uniform - schwarz mit einem Zeichen darauf, das aussah wie eine Krone, die mit Rosen umrankt war. Xenias Zeichen. Nun gab es keine Zweifel mehr, dass wir uns tatsächlich in ihrem Schloss befanden.
DU LIEST GERADE
Die Kraft der Elemente - Alles liegt in deiner Hand
FantasiEmilia war noch nie normal. Dadurch, dass sie Erde und Luft beherrschen kann, muss sie aufpassen, was sie tut. Als sie eines Tages an ihrem Geburtstag in eine magische Welt gezogen wird, findet sie heraus, dass sie Teil einer uralten Prophezeiung is...