Fall 5 | He is back | Teil 85

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>>Scheiße...<< murmelt Philipp leise. Stumme Tränen laufen mir heiß über die Wangen und hinterlassen eine brennende Spur auf meiner Haut. Stille tritt ein. Man könnte eine Stecknadel fallen hören.
>>Anni, du musst dich jetzt ausruhen.<< sagt Robert und schaut auf die Uhr. >>Du weißt dass ich nicht hierbleiben kann?<< - wissend nickt er. >>Ich habe Angst hier.<< stammel ich. Erneut läuft ein Schwall Tränen meine Wangen herunter. >>Ich weiß. Aber dieses Mal gibt es keine Ausrede. Du musst hier bleiben. Es muss ein Rape-Kit erstellt werden. Du kannst hier nicht weg. Du hast Polizeischutz vor der Tür. Du schaffst das, okay?<< Robert streicht mir die von Tränen getränkte Haarsträhne hinter mein Ohr. Danach legt er seine Hand auf meinen Arm und streichelt ihn sanft. >>Bitte<< murmel ich und atme zitternd durch. >>Nein. Nicht dieses Mal.<< bestimmend sieht er mich an. Er steht auf und drückt meine Hand fest. >>Wir kommen morgen früh so früh wie möglich wieder, okay?<< Philipp nimmt meine andere Hand. >>Achja und Anni... Ich werde die Vergewaltigung und deine Verletzungen bei den Schwestern melden. Ich weiß, dass du das nicht möchtest und dass du jetzt sauer auf mich bist, aber das ist es mir Wert. Ich will, dass es dir gut geht, ja?<< fügt er hinzu und presst die Lippen aufeinander. Ich seufze nur und schaue nach unten. >>Und nochwas<<, beginnt Robert >>die beiden Polizisten vor deiner Tür stehen auch da, damit du nicht raus kannst. Also versuche es erst gar nicht. Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn etwas ist, ja?<< - >>Mich auch.<< ergänzt Philipp. Ich verabschiede mich von den beiden und als sie den Raum verlassen, kehren die Gedanken zurück. Drückende Gedanken. Bilder. Schmerz.
Ich halte diesen Druck nicht aus. Wie ferngesteuert bewege ich mich ins Bad, nehme die Nagelschere und setze sie auf meinem Arm an. Ich zitter am ganzen Körper, mir wird heiß ich beginne zu schwitzen. Schluckend greife ich neben das Handy neben mir und wähle Roberts Nummer. >>Anni, alles okay?<< sofort hebt er ab. Ich schluchze ins Telefon. >>Ich brauche dich<< - >>Was ist los Kleine?<< - >>Ich... ich kann nicht mehr. Ich... will... die Schere.... Muss Blut sehen<< stammel ich. >>Philipp und ich drehen um, ja?<< ruft er. Ich schluchze nur weiter. >>Bleib am Telefon, bis wir da sind. Weißt du, ich war letztens mit Philipp in einem veganen Restaurant und hab da Burger gegessen. Und jetzt zieht er mich die ganze Zeit damit auf, dass es mir besser geschmeckt hat als normaler Burger...<< Robert versucht mich abzulenken und irgendwann kann ich mich auch darauf einlassen. Ich höre Robert einfach nur zu. Er erzählt irgendwas aus seinem Leben. Diese Ablenkung finde ich aber gut.
Plötzlich klopft es an der Badezimmertür. Wankend stehe ich auf und öffne sie. Robert und Philipp stehen dort, hinter ihnen eine Ärztin und ein Pfleger. Erschrocken schaue ich die vielen Menschen an und möchte die Tür wieder zuschlagen. Philipp stellt seinen Fuß dazwischen und tritt in den Raum. Die Tür hinter sich schließt er. >>Anni, gibst du mir die Schere?<< fragt er sanft und sieht auf meinen Arm. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich sie so fest aufgedrückt habe, dass sie sich in meine Haut gebohrt hat. Blut läuft über meinen Arm. Erschrocken ziehe ich sie aus der Wunde. >>Gib sie mir<< er sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich schließe die Augen und drücke Philipp die blutverschmierte Schere in die Hand. >>Das hast du gut gemacht.<< lobt er mich. >>Möchtest du eine Umarmung?<< - ich nicke, gehe auf ihn zu. Er schließt mich fest in seine Arme und ich beginne hemmungslos zu weinen. Er öffnet während der Umarmung die Tür und legt die Schere auf die Seite. >>Die Wunde muss versorgt werden.<< murmelt er in meine Haare. >>Wir spritzen ihr Benzodiazepine. Dadurch wird sie sich besser fühlen. Für diese Nacht zumindest.<< erklärt der Arzt Philipp und Robert. Wir lösen die Umarmung und Philipp stützt mich zum Bett. Der Arzt zieht die Spritze auf und gibt sie mir ins Bein. >>Das Mittel wirkt gleich.<< versichert er mir. Währenddessen wird meine Wunde am Arm gebunden. >>Darf ich diese Nacht hier bleiben?<< fragt Robert und deutet auf das leere Bett im Raum. >>Eigentlich geht das nicht, aber in ihrem Fall können wir eine Ausnahme machen, Herr Kommissar.<< lächelt der Arzt und zieht die Plastikplane über dem Bett ab. >>Ihre Kollegin braucht jetzt Ruhe, daher würde ich Sie bitten, schlafen zu gehen.<<
Langsam zieht Robert die Decke über meinen Körper, alle anderen sind schon aus dem Raum. >>Brauchst du noch irgendwas?<< will er wissen. >>Ne danke<< antworte ich. >>Weck mich, egal wofür okay? Auch wenn du dich alleine fühlst oder einfach Lust hast zu quatschen. Weck mich, ja?<<
Ich kann Robert nur noch halb zuhören, das Beruhigungsmittel wirkt. Schnell schlafe ich ein.

K11 - Kommissare im Einsatz - Die neuen FälleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt