75. Kapitel

27 4 0
                                    

Before it started falling apart ~ Back to the Start (Michael Schulte)

Mit dem Rücken an der Wand starrte ich
auf meine Füße. Meine Schuhe waren dreckig und nicht mehr ganz, aber sie waren das einzige, das ich von meinem Zuhause in der Menschenwelt hatte. Das einzige, das ich von Mina hatte. Es kam mir ewig lang her, als ich sie verlassen hatte, dabei war es höchstens ein Monat. Mit den Fingern strich ich über die Oberseite. „Ich muss es tun, oder?“, flüsterte ich.

„Ja“, kam es erstickt von Benjamin. Ich nickte. Xenia würde sich nicht einsperren lassen. Sie würde eine Möglichkeit finden, auszubrechen und dann dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatte. Aber mir war gar nicht wohl bei dem Gedanken, jemanden umzubringen. Xenia hin oder her. Ich wusste, dass das,was sie tat und getan hatte, nicht in Ordnung war, aber sie umbringen? Das war nichts, was man
einfach so tat. Allerdings war mir klar, dass ich keine andere Wahl hatte.

Sie würde uns töten. Wenn ich sie nicht umbrachte, würde sie bald die ganze Welt auf dem Gewissen haben. Also lieber eine einzige Frau als eine ganze Spezies. Vermutlich würde mein Religionslehrer jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Er hatte immer wieder gepredigt, dass man Leben nicht vergleichen durfte. Aber das war mir im Moment relativ egal.

Ich musste es tun. Auch, wenn ich danach das schlechteste Gewissen haben würde, das es auf der Welt gab. Aber halt. Ein Danach gab es ja gar nicht. Ich würde sie umbringen und mich gleich mit. Was die ganze Sache zwar nicht unbedingt besser machte, aber dann musste ich immerhin nicht mit dem Gedanken leben, jemanden getötet zu haben.

„Ich mach’s“, sagte ich mit fester Stimme. „Ich weiß“, antwortete Benjamin. Ich drehte mich zu ihm um. Sein Gesicht war verzerrt und er sah mich an.
„Es tut mir leid, Ben. Ich hab keine andere Wahl. Es ist die einzige Möglichkeit.“ Seine Augen weiteten sich minimal. „Ben?“, fragte er. Ich wurde rot. „Ja … Nein … Doch … Was?“
Er grinste, wenn auch nicht so breit wie sonst. „Ich kann dich auch wieder Benni nennen, wenn dir das lieber ist“, meinte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was?! Nein! Untersteh dich! Ich finde es gut. Sehr gut sogar.“

Ich zog die Beine an und legte meinen Kopf auf die Knie. „Das ist doch alles vollkommen bescheuert“, seufzte ich. „Ich meine, wir sitzen hier rum und unterhalten uns über deinen Namen, während Xenias Marionetten vermutlich gerade Marie und
die anderen foltern oder vergewaltigen! Vielleicht sogar beides! Und so ganz nebenbei haben sich unsere Lebenserwartungen um ein Vielfaches verringert.“

„Ich kann noch nicht mal glinken, du hast recht.“
Ich hob den Kopf und runzelte die Stirn. „Warum kannst du nicht glinken?“
„Man kann nur bis zu einer Entfernung von drei Kilometern glinken. Das ist scheiße, ich weiß.“
„Na ganz toll.“ Kapitulierend ließ ich meinen Kopf wieder auf meine Knie fallen. „Und jetzt?“

Benjamin schien zu überlegen. „Wir müssen das Gespräch mit Xenia nutzen. Das ist unsere einzige Möglichkeit, zu verschwinden. Und dann müssen wir nur noch die anderen suchen.“
Ich verdrehte die Augen. „Nur noch ist gut. Das ist unmöglich!“
„Hey, jetzt sag doch so was nicht! Bis vor einem Monat hast du noch geglaubt, Magie wäre unmöglich! Und jetzt sieh dich an. Du bist in einem Schloss einer mächtigen Aniral gefangen, bewacht von durch illegale Zauber hypnotisierte Wachen. Also erzähl mir nichts von Unmöglichkeit“, widersprach Ben.

„Illegale Zauber?“
„Ja.“ Er nickte. „Das ist schwarze Magie, die Xenia anwendet. Früher wurde das mit dem Tod bestraft. Heute kommt man dafür lebenslang ins Gefängnis. Denn das, was man mit schwarzer Magie anstellen kann, ist unglaublich gefährlich. Man kann ganze Städte mit einem Fingerschnipsen auslöschen. In der Menschenwelt! Man ist in der Lage, Aniral und Menschen mit einem Blick zu töten und man kann Tiere und Aniral zu seinen Marionetten machen. So, wie Xenia es gemacht hat.

Die Kraft der Elemente - Alles liegt in deiner HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt