⭑Rüstungen [HARRY POTTER]

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Clara Wood
Fandom: Harry Potter
[während dem sechsten Teil]

TW: Aggressionsprobleme

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In manchen Momenten wünschte ich mir, dass ich auf Reset drücken könnte.
Alles wieder auf Anfang - ohne die Brüche die ich begangen habe, die Leute die ich verletzt habe oder Dinge, die ich gestartet und wieder abgebrochen habe.

Doch so einfach ging es nicht - und diese Tatsache trieb mich zu einer solchen Wut der Frustration, dass ich nicht mehr wusste, wo oben oder unten war. Oder links oder rechts. Ich wusste gar nichts mehr.

Der Hitzkopf aus Gryffindor - so sagten sie mir mittlerweile.
Es war schon oft passiert, dass ich jemanden geschlagen hatte - und das nicht einmal wegen einem wirklichen Grund.
Ein kleiner, unwichtiger Kommentar reichte - und ich drehte durch. Schrie die Leute an.

Frass durch einen Tag so unendlich viel Schmerz, Angst und Frust in mich hinein - sodass nur ein Tropfen genügte, damit ich platzte. Wie eine Bombe losging.

Und die Menschen um mich herum verstanden es nicht - wie auch?
Ich konnte es nicht erklären, ohne dass ich in Tränen ausbrach. Konnte es nicht erklären, wenn ich nicht bereit dazu war. Wenn ich nicht einen guten Tag hatte.

Spürte, wie sich einige hinter meinem Rücken mittlerweile lächerlich über mich machten - vielleicht teilweise sogar mich fürchteten.
Wollte gar nicht wissen, was für Gerüchte schon im Umlauf waren.

Freundschaften hielten höchstens zwei Monate - dann vermasselte ich es wieder.
Geschweige denn Beziehungen - nie hatte ich es hinbekommen.
Nein, nicht mit Mädchen und nicht mit Jungs - ich hatte nicht einmal diese Ausrede.

Verzog mich mittlerweile täglich in die verlassenen Gänge von Hogwarts - schlich mich nach Mitternacht aus dem Schlafsaal und setzte mich auf steinernde Fensterbänke.

Schon fast melancholisch starrte ich manchmal einfach nur hinaus. Den verbotenen Wald, die peitschende Weide - Hagrids Hütte. Der schwarze See. Hogsmeade.

Manchmal weinte ich - aber konnte nicht laut weinen. Auch wenn ich wusste, dass der Einzige, welcher mich hier hören konnte, vielleicht Peeves war - ich konnte nicht laut schluchzen.

Hatte ich es verlernt? Denn ich wusste, dass es schon lange her war, seit ich das letzte Mal so richtig geweint hatte.
Doch mittlerweile rannen die Tränen einfach nur über meine Wangen hinab - brannten in meinen Augen und das einzige, was mal von mir zu hören war, war ein Schniefen.

Meine Brust drückte - ein komisches, volles und blockierendes Gefühl.
Wusste, dass ich so viele Emotionen in mir drinn verschloss - aber da ich es schon so unendlich lange getan hatte, hatte ich Angst.

Ich hatte unbeschreibliche Angst, die Gefühle nun zu zulassen - denn ich wusste ja nicht, wie mit ihnen umzugehen war.
Hatte Angst, dass mittlerweile schon so viele in mir drinn waren - dass ich alles um mich herum zerstören würde.

Es mochte sich ja dumm anhören - aber das, wonach ich strebte, war Kontrolle.
Ich wollte Kontrolle - und deswegen verlor ich sie.
Deswegen schrie ich meine Mitschüler an. Deswegen reagierte ich körperlich.

Es war ein unbeschreiblich frustrierendes Gefühl, wenn man das, wonach man strebte, nicht bekam - und noch dazu genau das Gegenteil bezweckte, welches man eigentlich abwenden wollte.

seelenverwandte | oneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt