Kapitel 3 Erster Tag

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*Joyce DeLuca*

Heute ist der erste Schultag und ich sehe endlich Felicitas wieder. Nach der Nachricht, dass mein lieber Bruder mal wieder Mist gebaut hat und von der Polizei aufgegabelt wurde ging es mir mal wieder nicht so gut. Er rutscht immer mehr ab und mir tut es weh, ihn so zu sehen. Romy hat es nicht so gut verkraftet, weil sie sich verantwortlich für alles fühlt und hat sich komplett zurückgezogen. Juli und ich sind gerade auf den Lehrerparkplatz gefahren und haben geparkt, als sie mich anschaut und seufzt. „Ich glaube, ich muss mit Romy ein paar Tage wegfahren, es kann so nicht weitergehen. Es ist zur Zeit alles zu schwer, aber wir können Louis nicht..." „Er kann so lange zu mir" unterbreche ich sie. „Wirklich? Es belastet dich doch genauso und du hast jetzt hier einen Job..." fragt sie und ich nicke lächelnd. „Ja, vielleicht hört er ja auf mich und das wird schon" sage ich. „Danke" haucht Juli und umarmt mich kurz.

Gerade als ich aussteige, sehe ich, dass Felicitas neben uns geparkt hat und mich beobachtet. Ich lächle und hole dann meine Tasche aus dem Kofferraum. Ich verabschiede mich von Juli und warte dann auf Felicitas, da wir die ersten beiden Stunden zusammen haben. „Guten Morgen" sage ich, als sie aussteigt und bekomme ein leises guten Morgen zurück. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum Klassenraum und warten auf ihre neue 5. Klasse. Ich höre, wie Felicitas neben mir tief durchatmet und schaue zu ihr. „Alles gut?" frage ich sie und sie nickt. „Und bei dir? Ich habe dich nach der GK weinen sehen.." fragt sie und ich schaue auf meine Hände. „Ich... äh... Juli... Also Frau Black hat mir nur etwas nicht so schönes... erzählt..." murmle ich und schaue weiter auf meine Hände.

*Felicitas Koch*

Etwas nicht so schönes? Wieso erzählt sie ihr das? Hatten sie was und sie hat es beendet? Ich muss das einfach wissen... „Oh, das tut mir leid, aber darf ich fragen, was ihr miteinander zutun habt? Ihr seid ja auch in einem Auto gekommen..." frage ich vorsichtig nach. Joyce seufzt leise und beginnt dann zu sprechen. „Romy, also ihre Frau ist meine Tante und ich hab mit meinem Bruder eine lange Zeit bei ihnen gewohnt, als unsere Eltern verunglückt sind" flüstert sie und ich schaue sie geschockt an. Jetzt macht alles Sinn, die beiden sind Familie! „Oh Gott Joyce, das tut mir so leid" sage ich und schaue sie mitfühlend an. Gerade als sie noch was sagen wollte, kommen die Schüler rein und ich stehe auf.

„Setzt euch bitte" rufe ich und die Kleinen setzen sich an die Tische. „Also, mein Name ist Frau Koch und das hier ist Frau DeLuca. Ich bin eure neue Klassenlehrerin und Frau DeLuca wird mich als Referendarin etwas begleiten" teile ich der Klasse lächelnd mit. „Ich würde euch bitten, dass ihr ein Namensschild bastelt und wir dann eine kleine Vorstellungsrunde machen" sage ich und alle beginnen. Ich schaue zu Joyce und lächele leicht. „Alles gut?" frage ich sie und sie nickt nur kurz. „Wir können nachher nochmal in Ruhe reden" sage ich und streiche kurz über ihre Hand, die auf ihrem Oberschenkel liegt. Sie schaut mich kurz an und ich lächle ihr aufmunternd zu.

Nach eineinhalb Stunden verabschiede ich lächelnd meine Schüler und wende mich dann an Joyce. „Ich weiß, wir kennen uns kaum, aber du kannst mit mir reden. Ich sehe, dass dich irgend was belastet" meine ich mitfühlend und schaue sie an. Sie seufzt leise und spielt dann mit ihren Händen „Mein Bruder, er rutscht immer weiter ab... er wurde vor ein paar Tagen wieder von der Polizei aufgegabelt und ich weiß nicht, was ich noch tun soll... es tut mir einfach so weh, dass er solche Probleme hat. Ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann oder ob ich das überhaupt kann. Er ist immer noch so sauer auf mich, weil ich die Firma unserer Eltern alleine geerbt habe, obwohl ich nie was mit der Firma zutun haben wollte, es belastet ihn, dass er die Firma zwar übernehmen kann, aber ich immer die Eigentümerin sein werde. Meine Eltern wussten wohl, dass er auf die schiefe Bahn geraten wird" schnieft sie leise und sie tut mir so sehr leid. Was musste sie nur alles in ihrem jungen Alter mitmachen? „Komm her" flüstere ich und nehme sie dann fest in den Arm. Ich spüre, wie sie ihre Arme um meine Hüfte legt und dann leise an meine Schulter weint. Ich streiche ihr langsam über den Rücken und lasse sie einfach weinen.

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