Immer dasselbe. Ich dusche, ziehe mich an, föhne meine Haare und verlasse das Haus. Nach nur vier Minuten betrete ich das Schulgelände. Ich bemerke Gelächter, blöde Blicke und Getuschel. Alles wie immer. Ich gehe in meine Klasse, hinterster Platz. Der Unterricht beginnt, aber ich passe nicht auf, Lehrer behandeln mich ohnehin meistens wie Luft. Wen interessiert schon die Außenseiterin?
Eine Familie habe ich nicht mehr, ich wohne seit zwei Jahren alleine. Ich lebe wie ein Geist, zumindest fühlt es sich so an. Ich denke an meine Katze und meine Bücher, das einzige das ich liebe. Armseliges Leben. Ich denke an meinen Opa, er sagte immer das Schönste in seinem Leben sei die Jagd gewesen. Je länger ein Reh oder Hase ihn verspottete, also ihm entkam, desto besser fühlte er sich wenn er es schließlich erschoss. Als er mir kurz vor seinem Tod seine Waffen schenkte sagte er er hoffe sie würden mir soviel Freude bringen wie ihm. Ziemlich makaber. Ich hatte nie viel dafür über, aber heute klang der Gedanke verlockender als sonst.
Die schreiende Stimme meines Lehrers reißt mich aus meinen Gedanken. Ich kenne die Antwort nicht, also schweige ich. Der Lehrer macht eine abfällige Bemerkung über meine Intelligenz und meine Mitschüler fangen an laut zu lachen. Es reicht! Ich packe meine Sachen und verlasse mit Gelächter und einer wütenden Lehrerstimme im Rücken das Klassenzimmer. Ich gehe nach Hause, lege mich aufs Bett und schließe die Augen. Es dauert nicht lange bis ich einschlafe.
In meinem Traum gehe ich in den Keller und hole ein paar meiner Waffen. Ich baue sie auseinander und reinige sie penibel, ich achte auf jedes Staubkorn. Anschließend baue ich sie wieder zusammen und lade sie. Ich suche Tarnfarben aus meinem Kleiderschrank, ziehe mich um und binde meine Haare zusammen. In meinen Rucksack packe ich die Waffen, Proviant, eine Machete und Sachen zum Zelten. So bepackt breche ich zur Jagd auf.
Das Geräusch von nahen Polizeisirenen weckt mich. Ich öffne die Augen, aber was ich sehe ist falsch. Ich halte meine Machete in der Hand. Ich schaue mich um und sehe mein Klassenzimmer. Die Wände und der Boden sind voll Blut, Blut meiner Mitschüler, ich bin umgeben von ihren Leichen. Ich höre ein paar Polizisten die Treppen hoch stürmen. Nachdem ich mich noch einmal umgesehen habe nehme ich meine Pistole und halte sie an meine rechte Schläfe. Vom Flur höre ich die Stimme eines Polizisten, er fordert meine Aufgabe. "Ich habe schon vor Jahren aufgegeben" schreie ich zur Antwort.
Ich drücke ab.