Kapitel 24

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Leona

Inmitten von einem Markt stehend, bewundere ich die vielen Stände, an welchen Souvenirs, Schmuck, Kleidung, Taschen, Stoffe, spirituelle Steine und lauter andere Sachen verkauft werden.

Es sind diese Stände mit kleinen Tischen und Zeltdächern, auf welche man in den meisten Strandurlauben stößt. Erinnern tun sie an einen Flohmarkt, nur dass keine gebrauchten Sachen verkauft werden, sondern Nagelneue.

Die meisten Dinge hier sind jedoch Einzelstücke. Gerade bei den Schmuckstücken gibt es von jedem Ring, jedem Armband und jeder Kette nur ein Exemplar.

An solch einem Stand stehen Jack und ich gerade. Kaufen werden wir natürlich nichts, da wir dazu nicht das Geld haben. Aber anschauen kann man die Sachen ja trotzdem.

Unnötig lange halten wir uns bei keinem der Stände auf, sodass wir weiterlaufen. Von dem nächsten kommt eine starke Duftwolke auf uns zu, da dort Räucherstäbchen verkauft werden.

Sandelholz dominiert den Geruch, welcher vom Tisch aus kommt, doch es gibt unzählige verschiedene Duftrichtungen. Ich mag den Geruch sehr gerne. Jack allerdings läuft so schnell es geht weiter.

So vertreiben wir die Zeit, bis die Sonne untergegangen ist.

Den ganzen Tag über waren wir unterwegs und haben nicht wirklich etwas erlebt, bis wir irgendwie hier gelandet sind.

„Als ob wirklich jemand solche hässlicher Dinger kauft." Meine Augen gleiten herüber zu Jack, welcher einen bunten Magneten in der Hand umdreht. „Jack.", zische ich. Einglück scheint die Verkäuferin uns nicht zu verstehen und mit anderem beschäftigt zu sein.

„Sowas kannst du doch nicht einfach sagen.", tadele ich ihn. „Außerdem gibt es sehr viele Menschen, die solche Magnete als Souvenir kaufen." „Warum sollte man das tun? Ich habe so einen Schrott noch nie gekauft."

Ich kann nicht anders als zu seufzen und selber einen Magneten in die Hand zu nehmen. „Weißt du, normale Menschen, welche nicht reich sind und nur das teuerste kaufen, nehmen sowas als Erinnerungsstück mit. Außerdem sind manche garnicht so hässlich, du musst nur den richtigen finden." Von einer Freundin kenne ich das. Ihre Familie hat einen ganzen Kühlschrank voll mit diesen Dingern.

Um ihm zu beweisen, dass nicht alle Magneten furchtbar sind, mache ich mich auf die Suche nach einem schönen.

Welcher mir dabei ins Auge sticht, ist ein Magnet, welcher das strahlend blaue Meer abbildet. Dazu einen kleinen Sandstrand, ein paar Palmen und ein buntes Boot im Meer.

Was meine Aufmerksamkeit aber noch mehr auf sich zieht, ist die Schrift darunter, am Rand des Magneten.

Dort steht Tarragona.

Das bedeutet wir befinden uns in einer Stadt namens Tarragona.

Ich habe noch nie von ihr gehört und keine Ahnung wo sie liegt. Absolut keine Vorstellung davon auf welcher Seite Spaniens wie uns befinden. Aber es ist das erste mal, dass ich weiß, wo wir sind. Oder dass wir es wissen, denn nun zeige ich es auch Jack.

„Weißt du wo das ist?", frage ich ihn, nachdem er einen Blick auf den Magneten geworfen hat. Kurz überlegt er, schüttelt allerdings den Kopf. „Ehrlich gesagt habe ich noch nie von dieser Stadt gehört."

Anfangs wollte ich garnicht wissen, wo wir überhaupt sind, da die Entführung dadurch realer gewirkt hätte. Jetzt habe ich kein so großes Problem mehr damit, hier zu sein. Natürlich möchte ich hier immer noch weg, aber ich habe mich mit dem Gedanken angefreundet hier in Spanien zu sein.

Deshalb finde ich es auch nicht schlimm, nun zu wissen in welcher Stadt wir uns befinden. Eher freut es mich, da wir nun nicht mehr Ahnungslos sind.

„Tres euros.", sagt die Frau hinter dem Tisch, weshalb mein Kopf zu ihr schnellt. Dabei zeigt sie auf den Magneten, welchen ich immer noch in der Hand halte und bis eben betrachtet habe.

Ich kann vielleicht kein Spanisch, aber es reicht aus, um zu verstehen, dass dieses Teil drei Euro kostet. Mit einem abwartenden Lächeln schaut sie mich an, weshalb ich nicht anders kann als drei Euro aus meiner Tasche zu kramen und ihr hinzuhalten. Sie nimmt das Geld und den Magneten an sich, um ihn in einer kleinen roten Papiertüte zu verstauen.

„Was machst du da? Das meinst du doch jetzt nicht ernst?!" Entschuldigend schaue ich Jack an. „Tut mir leid. Aber die Frau hat sich so gefreut und vielleicht braucht sie das Geld ja dringend." Die Verkäuferin hält uns die Tüte hin und bedankt sich, sodass wir weiter laufen können.

Verständnislos schüttelt er den Kopf. „Wir brauchen das Geld auch dringend und du hast es für dieses unnötige Ding ausgegeben." „Ja, aber..." Ich überlege was ich noch sagen kann, denn eigentlich hat Jack recht, aber mir fällt nichts ein.

„Aber so hässlich ist der garnicht. Und immerhin haben wir jetzt ein Erinnerungsstück." Überhaupt nicht begeistert schaut Jack mich an, sagt jedoch nichts mehr und fährt sich einmal mit den Händen übers Gesicht. „Okay, aber mehr können wir uns nicht leisten. Wir brauchen dringend Geld."

Gemeinsam laufen wir die restlichen Stände entlang, bis wir am Ende angelangt sind. Dort ist ein großer Platz, auf welchem gerade ein Pantomime Auftritt. Er ist schwarz weiß geschminkt und gekleidet, wie man sich einen typischen Pantomimen vorstellt.

Links und rechts vom Platz befindet sich jeweils ein Restaurant. Beide sind relativ gut besucht, jedoch nicht vollständig besetzt. Die Geräuschkulisse ist relativ ruhig, doch die stimmen und das klimpern des Bestecks kann man gut hören.

Gerade macht der Pantomime das Schlittschuhlaufen nach und fällt anschließend auf seinen Hintern. Ich und die restlichen Leute drumherum müssen lachen.

Nun beginnt er damit drei Bälle zu jonglieren, wobei ihm einer entwicht und auf mich und Jack zurollt. Ich bücke mich, um den roten kleinen Ball aufzuheben und werfe ihm diesen zu.

Der Mann winkt mich mit seiner Hand zu sich. Unsicher schaue ich zu Jack, welcher mit dem Kopf in seine Richtung nickt. Etwas aufgeregt was der Pantomime vor hat, laufe ich in die Mitte und ignoriere die Blicke der Außenstehenden.

Er hält mir einen schwarzen Hut vor die Nase, in welchen ich greife und eine weiße Blume heraushole. Er nimmt sie mir aus der Hand und steckt sie mir hinter mein Ohr. Leise muss ich kichern.

Früher habe ich das Jonglieren mal aus Langeweile gelernt. Erst konnte ich es garnicht, auch Wochen später nicht. Das hat mich so sehr gestört, dass ich nie aufgegeben habe, bis ich es konnte.

Seit Jahren habe ich es nicht mehr getan, weshalb ich es gerne wieder probieren möchte. Fragend deute ich auf die Bälle, woraufhin der Pantomime eine freigebende Geste macht.

Ich beuge mich zu den drei Bällen und hebe sie auf. Dann werfe ich sie nacheinander in die Luft und werfe sie im Kreis umher. Anscheinend beherrsche ich es immer noch, denn kein einziger Ball entwischt mir. Die Zuschauer applaudieren leicht und werfen Geld in das vor uns Stehende Hütchen, als ich meine Tätigkeit unterbreche.

Der Pantomime verbeugt sich, nimmt meine Hand in seine und deutet mir an es ihm gleichzutun. Daraufhin nimmt er den Hut zur Hand und greift einmal hinein, um mir etwas von dem Geld hinzuhalten.

Mit dem Kopf schüttelnd lehne ich ab. Zwar brauchen Jack und ich es unbedingt, aber ich habe doch gar nichts gemacht. Das Geld hat sich der Mann alleine verdient.

Allerdings lässt er nicht locker und drückt es mir in die Hand, wofür ich mich selbstverständlich bedanke und zurück zu einem lächelnden Jack gehe.

Verloren in SpanienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt