63. Sieg

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Ich wusste, dass Hawk nicht so leicht zu schlagen war, wie Aisha. Er kämpfte verbissen und unfair, fast so, wie ich.
"Ich habe Miguel und Tory rausgekickt.", sagte er angestrengt, während wir kämpften, "Ich schätze es sind nur noch wir beide übrig."

Seine Vermutung bestätigte sich, als der Rest sich plötzlich in der Ferne erschien.
"Miguel wollte die Medal of Honor.", er zeigte mir die geklaute Medaille aus dem Miyagi-Dojo.
"Du trägst das Ding bei dir?", fragte ich belustigt, bevor ich ihn Angriff.

Er blockte meine Tritte und wich allen Schlägen aus. Inzwischen bemerkte ich die Blicke der anderen, die sich um uns herum versammelten.
Ich musste zugeben, Hawk war besser, als das letzte Mal, als wir gekämpft hatten.

Er war nicht nur schneller und stärker, sondern auch fieser.
Er brachte mich plötzlich unvorhergesehen zu Fall, doch ich konnte seinem Griff an mein Stirnband ausweichen und ihn im liegen von den Beinen reißen.

Doch Hawk sprang sofort wieder auf und griff schneller denn je an. Er schlug und trat fast zu gleich und ich hatte wirklich Mühe zu blocken und keinen Fehler zu machen.

Doch es machte mir Spaß gegen ihn zu kämpfen, denn es war schon eine Herausforderung.
"War das schon alles?", fragte er mich übermütig.
Doch im nächsten Moment traf ich ihn mit einem Schlag, den er nicht kommen sehen hatte und brachte ihn schließlich mit einem nächsten Tritt auf den Boden.

Auf den Knien hielt er seinen Bauch und ich riss ihm schnell das Stirnband weg, bevor ich ihn mit einem letzten Tritt, ins Gesicht, erledigte. Hawk lag am Boden und hielt sich die getroffenen Stellen, doch ich hielt stolz das gegnerische Stirnband hoch und sah meinen Dad grinsend an. Doch dieser konnte mein Grinsen nicht erwidern.

Sofort kam mein Team zu mir und freute sich mit mir, denn wir waren die Sieger.
Doch schnell fiel mir ein, wieso mein Dad sich nicht freuen konnte.
Am Abend zuvor hatte ich ihm versprochen keinen Gegner fertig zu machen, der sowieso schon verloren hatte. Doch es gab bei diesem Training keine Regeln, also wieso sollte das nun falsch gewesen sein?

Aber ich bemerkte bereits, wie er mit Miguel sprach und anschließend zu mir kam.
Er nahm mich leicht am Arm und zog mich von den anderen weg.
"Was sollte das? Ich habe es dir gestern gerade gesagt. Du schlägst keinen Gegner, der sowieso schon am Boden ist!", er flüsterte zwar, doch es hörte sich für mich an, als würde er mich anschreien.

"Sensei Kreese hat gesagt, es gibt bei dem Training keine Regeln.", versuchte ich sofort gegen an zu gehen, "Keine Gnade. Es steht sogar an deiner Wand! Was ist los mit dir, Dad?"
Doch er sah mich nur kopfschüttelnd an, "Ich werde es nicht zulassen, dass du dein Leben mit so etwas kaputt machst.", er wendete sich von mir ab und verließ uns, um zu seinem Auto zurück zu gehen.

Sofort kam Hawk zu mir, der mich für den guten Kampf lobte. Doch ich sah immer noch meinem Vater hinterher.
Wieso konnte er nie stolz auf mich sein? Ich hatte so hart trainiert, um hier zu stehen und zu gewinnen. Ich hatte so viel Zeit und Kraft in mein Training investiert, doch ich hatte das Gefühl, dass mein Vater das nicht sehen wollte.

Plötzlich trat Sensei Kreese in mein Blickfeld, "Sie haben sehr gut gekämpft, Mrs. Lawrence.", er drehte sich um und sah auch kurz meinem Dad, der sich immer mehr entfernte hinterher, "Wir werden Ihren Vater wieder hinkriegen. Er macht gerade eine schwere Zeit durch. Keine Sorge."

Ein wenig zuversichtlicher sah ich Sensei Kreese an, doch ich sprach nicht meine Zweifel aus.
Schließlich legte Hawk mir seinen Arm um die Schultern, "Lass uns was essen gehen."

Ich verbrachte den restlichen Abend mit Hawk. Wir redeten über das Training und unseren Kampf, während wir uns ungesundes Essen reinschaufelten.
Doch schließlich fragte er mich, was mein Vater mir zu sagen hatte, bevor er gegangen war.

"Er sagt plötzlich, dass es falsch wäre keine Gnade zu zeigen.", ich zuckte mit den Schultern, denn ich wusste nicht, wieso er plötzlich alles abstritt, wofür er stand.
Auch Hawk hatte keine Antwort auf diese Frage.

Am Abend brachte er mich bis zur Auffahrt und verabschiedete sich von mir.
Mit einem Ruck öffnete ich die Wohnungstür, "Dad!", rief ich laut, denn ich wollte mit ihn reden.

Mit ernstem Blick kam er aus seinem Zimmer und ging auf mich zu, "Was ist?", er wirkte enttäuscht und wütend.
"Wir müssen reden.", sagte ich, als wäre ich erwachsen und wüsste, was ich tat.

"Ich habe dir alles gesagt, was ich zu sagen habe.", kopfschüttelnd sah er mich an und verschränkte die Arme.
"Du hast uns doch beigebracht keine Gnade zu zeigen! Das kam alles von dir! Wir sollten knallhart sein.", widersprach ich sofort.

"Aber nicht so. Ich will, dass ihr knallhart seit, ja. Aber dabei auch ehrenhaft Kämpft. Du sollst nicht den Fehler machen, den ich damals gemacht habe."

Ich atmete wütend aus, "Es ist kein Fehler stark zu sein."
"Es ist aber ein Fehler jeden zu verprügeln, der dir in den Weg kommt! Nur weil er etwas falsches sagt, falsch guckt oder falsche Klamotten trägt!", plötzlich wurde mein Vater lauter.
"Ich kann dich auch verstehen, wenn du normal sprichst.", sagte ich in einem normalen, aber abwertenden Ton.

"Anscheinend ja nicht.", er ließ seine Arme sinken, "Merk dir einfach, was ich gesagt habe. Du wirst es früher oder später verstehen. Mach nicht den Fehler, den ich damals gemacht habe, okay?", er legte mir eine Hand auf die Schulter und sah mich nun sanfter als zuvor an.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt