CLÉMENCE
Ich öffne langsam meine Augen und schaue 5 Minuten lang an die Decke. Direkt kommt alles wieder hoch. Wie ich auf die ganzen Wachen geschossen habe und geflüchtet bin. Ich schließe meine Augen wieder und probiere so ruhig wie möglich zu bleiben. Ich will nicht noch einmal in Panik geraten. Meine Augen öffnen sich wieder, als ich höre, wie die Tür geöffnet wird. Mein Blick huscht kurz rüber und natürlich steht mal wieder Enric am Türrahmen. Ich schaue ihn an, ohne mich zu rühren. Es ist so, als wäre ich eingefroren. Als er in meine Richtung kommt, kann ich mich wieder bewegen. Ich setze mich hin und gähne. Enric setzt sich direkt vor mich. Weitere Minuten schaut er mich einfach nur an und sagt nichts. Ich wünschte, ich könnte seine Gedanken lesen. »Wie geht es dir?«, fragt er mich, aber es ist komisch. Er hört sich anders an. Kalt, er hört sich kalt an. »Besser als gestern«, antworte ich ihm. Er nickt nur und steht wieder auf. Erst jetzt fällt mir das Verband auf. Sein Arm. Ich habe auf ihn geschossen. »Wie geht es deinem Arm?«, frage ich ihn besorgt. »War ein Streifschuss, ist nicht so schlimm.« Kalt wie ein Eiswürfel. Was ist nur los. Er war nicht einmal kalt zu mir. Ich bin jetzt seit fast 2 Wochen hier bei ihm und er war noch nie so wie er jetzt ist. Er war oft ernst, aber er hat auch gelacht. »Sicher, dass alles okay ist?« »Ich sagte doch bereits, dass alles okay ist.« Jetzt schaut er mich genervt an. Es macht mich wütend, dass er so ist. Ich stehe auf und gehe ins Badezimmer. Als ich die Tür schließe, höre ich auch wie eine andere geöffnet und geschlossen wird. Er ist rausgegangen. Ich ignoriere meine Gedanken, die sich um Enric drehen und gehe duschen. Als ich fertig bin, ziehe ich mir bequeme Sachen an und verlasse das Zimmer. Meine Haare habe ich nass gelassen, weil ich keine Lust habe, sie zu föhnen. Ich gehe die Treppen runter und sehe ein paar Wachen. Ich senke meinen Kopf und gehe so ins Wohnzimmer. So leicht senke ich meinen Kopf nicht, aber das, was ich gemacht habe, ist ganz und gar nicht okay. Ich hätte einen anderen Weg finden sollen um zu flüchten. Ich habe mich schon aufs Sofa gesetzt und denke nach. An gestern. Ich weiß immer noch nicht, ob es tote gibt. Jemand nährt sich mir und bleibt hinter mir stehen. Ich drehe mich um und erblicke Enric.
»Ich habe einen Termin, kann dauern, bis ich komme, geh essen und mach kein Blödsinn.« Er dreht sich um und geht. »Geh essen und mach kein Blödsinn bla bla bla« äffe ich ihm nach und atme genervt aus. Ich verschränke meine Arme. Ich merke, dass ich Hunger habe. Eigentlich will ich nicht essen, weil Enric es gerade befohlen hat, aber ich muss. Ich stehe auf und laufe Richtung Küche, damit ich mir was zum Essen machen kann. Aber komischerweise riecht es im Flur schon nach essen. Als ich in die Küche reingehe, sehe ich eine junge Frau, die was am Herd macht. »Hi, wer bist du?«, frage ich sie lächelnd. Sie hebt ihren Kopf und schaut mich genervt an. »Stella, das Hausmädchen.« »Schöner Name, ich heiße Clémence« ich bin noch freundlich. »Schön, hier Frühstück« sie stellt mir ein Teller vor die Nase und geht. Pancakes. Warum ist jeder in diesem Haus so komisch? Ich werde heute mit Enric reden. Ich fange an zu essen, aber schaffe alles nicht. Nachdem ich gegessen habe, räume ich alles weg. Ich gehe hoch in mein Zimmer und setze mich auf das Bett. Ich lehne mich zurück und schließe meine Augen. Langeweile. Ein Geräusch. Ich mache meine Augen wieder auf und stehe vom Bett auf. Es hat sich so angehört, als hätte jemand was gegen das Fenster geworfen. Ich laufe auf das Fenster zu und schaue nach draußen. Im Garten ist niemand zu sehen. Meine Augen schweifen in den Wald, aber es ist unmöglich, dass es von dort kommt. Ich entferne mich vom Fenster und setze mich wieder aufs Bett. Es fängt an, stark zu regnen. Plötzlich wirkt alles grau und es ist laut. Die Regentropfen sind laut und man hört wie fest sie gegen die Scheibe prasseln. Ich bekomme ein komisches Gefühl. Ich probiere es zu ignorieren und schalte den Fernseher an. Bis vor kurzem wusste ich nicht, dass es hier in diesem Zimmer ein Fernseher gibt. Wie denn auch, wenn es versteckt hinter der Wand ist. Ich suche mir irgendeine Serie aus und fange an, sie zu gucken.
Ich schrecke hoch. Ich drehe automatisch mein Kopf Richtung Fenster. Draußen regnet es immer noch sehr stark und es hat auch angefangen zu donnern. Ich lege meine rechte Hand auf meine Brust. Mein Herz schlägt schnell. Ich kann den Grund nicht sagen, aber heute fühle ich mich wirklich komisch. Es ist schon gruselig. Meine Brust fühlt sich schwer an, und ich fühle mich immer noch sehr müde. Ich stehe vom Bett auf und drehe mich um, damit ich ins Bad kann, aber erschrecke mich dann noch einmal. Enric steht an der Wand gelehnt und schaut zu mir. Wann ist er hier reingekommen? Wann ist er überhaupt gekommen? Er schaut mich einfach an und sagt nichts. »Warum sagst du nichts, ist alles gut?« stelle ich ihm eine Frage und laufe mit langsamen Schritten zu ihm rüber. Er sagt immer noch nichts. »Wenn du nicht reden willst, dann rede nicht, aber dann schau mich auch nicht so an, es nervt«, sage ich lauter als gewollt. Ich gehe ins Badezimmer und wasche mein Gesicht. Als ich in den Spiegel schaue, merke ich, dass meine Augen sehr gerötet sind. Ich beachte es nicht mehr und verlasse das Bad. Im Schlafzimmer steht Enric immer noch an der gleichen Stelle. Er hat sich kein bisschen bewegt und schaut geradeaus. Sein Verhalten macht mir angst aber ich gebe mir Mühe, es nicht zu zeigen. Ich laufe einfach an ihm vorbei und verlasse das Zimmer, um nach unten zu gehen. Aber bevor ich die Treppen überhaupt erreicht habe, fliegt die Tür hinter mir auf. In Sekunden werde ich an der Schulter gepackt und umgedreht. Meine Augen treffen auf die von Enric. Er nimmt meine Hand und führt mich nach unten. Erst als wir im Wohnzimmer sind, lässt er meine Hand wieder los. Er drückt mich nach unten, sodass ich auf der Couch sitze. Warte mal seit wann lasse ich mich eigentlich so behandeln? »Hör mir ganz genau zu, es ist wichtig. Ich habe gestern eine Nachricht bekommen, die nicht gut ist. Es geht um dich, du wirst höchstwahrscheinlich beobachtet und ich auch.« Ich gucke Enric verwirrt und ängstlich an. Wer soll mich beobachten? Ich denke nach und mir fällt der heutige Tag ein. Die Geräusche am Fenster, das komische Gefühl. Sollte ich es Enric sagen? Aber was will er denn jetzt noch machen? Vielleicht sollte ich es lassen. »War heute was los?« Als hätte er meine Gedanken lesen können, kam die Frage wie aus der Kanone geschossen. Ich schüttel' verneinend meinen Kopf als Antwort. Enric nickt und schaut mich ernst an und sagt, ich solle ihm alles erzählen, wenn was passiert. Ich schüttele auch nur meinen Kopf und lächle ihn dann leicht an. »Tut mir leid, dass ich heute so war.« höre ich plötzlich Enrics Stimme, was mich wundert. »Ich war einfach viel zu gestresst, ich musste sehr viel erledigen.« »Kein Problem aber passiert das öfters, knall' ich dich irgendwann ab.« Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und meine Augen wandern ungewollt dahin. Ich will mich beherrschen, aber ich kann nicht.
Enric ist vor 20 Minuten essen gegangen und ich kann nicht mehr an anderes denken als seine Lippen. Ich weiß, es ist krank, dass ich gerade an seine Lippen denke, aber ich kann einfach nicht aufhören. Warum das so ist, weiß ich auch nicht. Ich muss bald meine Tage bekommen deswegen bestimmt. Passiert öfters bei mir das ich dann anders drauf bin. Ich stehe von der Couch auf und will nach oben gehen, damit ich mich fertig fürs Bett machen kann, aber höre wie eine Tür mit Schlüssel aufgeschlossen wird. Ich drehe mich um und sehe den gleichen Typen von letztem Mal. Als ich zum ersten mal wegrenne, wollte. Er sieht aus wie Enric, das habe ich beim letzten Mal nicht wirklich gemerkt. »Ich nehme an, du bist Enrics Bruder.« »Ja, leider ist der Fettsack mein Bruder.« Ich kann mich nicht beherrschen und fange an zu lachen. »Wie heißt du?« »Enzo, ich heiße Enzo.« schöner Name. »Freut mich, dich kennenzulernen, Enzo« als ich gerade vorstellen will, höre ich schon meinen Namen. Aber nicht von Enric oder mir, sondern von Enzo. »Clémence, ich habe viel von dir gehört und ich freue mich, dich endlich besser kennenzulernen.« Ich schaue verwundert in Enzos Gesicht, aber mir wird schnell klar, dass er es von Enric wissen muss. Ich nicke lächelnd, aber ich weiß nicht genau, was ich jetzt machen soll. »Na gut, dann gehe ich mal hoch, ich würde mich gerne bisschen hinlegen, gute Nacht.« »Gute Nacht Clémence« Ich drehe mich um und gehe die Treppen hoch. Ich mag Enzo, er wirkt nett und lustig. Hoffentlich ist er öfter zu Hause. Ich würde gerne mit ihm quatschen. Als ich fertig fürs Bett bin, lege ich mich unter die kuschelige Decke und schlafe schnell ein.
—————Hellooo wie geht es euch?
Ich weiß, ich habe lange für das Kapitel gebraucht, aber schneller ging es leider nicht.
Ich hoffe, es hat euch gefallen🤍
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CLÉMENCE DION
Разное𝓒𝓵é𝓶𝓮𝓷𝓬𝓮 𝓓𝓲𝓸𝓷, eine junge Frau, die von ihrem Vater gerade mal mit 18 Jahren rausgeworfen wurde. 4 Jahre sind es her und seitdem lebt Clémence in unsicheren Gebieten. Um zu überleben, hat sie oft gestohlen und verletzt. Die Suche nach Clé...