Die vier Leben eines Menschen

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SGH, 14:29

Man sagt, dass der Mensch aus vier Leben besteht.

Er lebt alle viere, bevor er vergeht.

Sie alle sind eigen, erschaffen, was ihn,

den Menschen, begründet; sie ihn gar erzieh'n.

So sagt man, das erste, das wichtigste, sei

wohl nach einem Vierteljahrhundert vorbei.

Es prägt dich, den Menschen, und macht, wer du bist,

was lieblich dich trifft, was du sehnend vermisst.

Ob Geist, ob der Körper, ob herzlich, ob hart,

ob Dichter, ob Werker, ob grob oder zart

das erste, das wichtigste, Leben, es birgt,

das Schicksal, das erst deinen Wege bewirkt.

Es quält dich, du leidest, denn werden ist schwer,

das Leben, das erste, ist wahrlich nicht fair.

Manch Krümmung, manch Hiebe, manch schönsten Moment

ist das, was das Leben, das erste, gut kennt.

Das Leben, das Zweites gar lobend benannt,

ist wohl als das grausamste, schönste bekannt.

Denn nun lebst du das, was das erste dir gab,

die Chancen, die Wege, all das, was nicht starb.

Was du dir erarbeitet, führst du nun aus,

ob Straße, ob Wohnung, ob Villa, ob Haus

du lebst wie die Frucht, die am Birnenbaum hängt,

die, Schicksals gezeichnet, manch Unheil befängt.

Wie gut sie es meistert — sieh, wird es dir klar? —

liegt in ihrem Ursprung; sie ist, wie sie war.

Die Birne am Baume, so prächtig wie leicht,

bist du, der das Leben, das zweite, erreicht.

Das Leben, das Dritte, wie schön mag es sein,

da isst du die Frucht, die Baum hängt, an dei'm.

Genießen ist wichtig und nun ist es Zeit

im dritten Kapitel bist du nun befreit.

Befreit von den Lasten, von Arbeit, von dem,

was erste zwei Leben für sich gut versteh'n.

Erblickst, wie Frucht, die am Baume einst hing,

Vergangenes fühlte, erlebte, befing.

Wie du nun geworden, du alternder Baum,

mit manch einem Wunsche, mit manch einem Traum,

wir sehen und staunen: wie bist du gereift.

Im Ganzen vollkommen, der endliches streift.

Denn nun ist es Zeit, sieh, das vierte beginnt;

und mit ihm der Abschied, er ist ihm gesinnt.

Das vierte weiß, Leben ist einmalig, nicht?

Das Ende kommt näher, gar kürzer die Sicht.

Ein letztes Ade, und ein ganz letzter Kuss,

denn so ist das Leben, das enden wohl muss.

Sprich, nun ist die Zeit, sag, hast du es bereut?

Dein Leben, den Wege, hat es dich erfreut?

All das fragst du sicher, am Ende, zuletzt,

hast du dein wohl einziges Leben geschätzt?

Du schließt deine Augen, ich wünsch' es dir sehr,

Dein Leben war schön; willst kein anderes mehr.

Kämpfer ohne Phantasien VWo Geschichten leben. Entdecke jetzt