NUR EIN DEAL - Teil 1

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Eliana

Wie konnte ich nur auf diese Lüge hereinfallen, als mein Bruder mich bat eine Zeit lang, als Sicherheit, mit einem seiner Geschäftsmänner mitzugehen.
Für etwa vier Wochen, beteuerte er.
Mir war bewusst, er steckte in Schwierigkeiten. Doch er hielt immer sein Wort. Anscheinend gab es dieses Mal Probleme, dennoch vertraute ich ihm und stimmte dem Deal zu.
Eine schwarze Limousine brachte mich in das Haus. Falsch! Das umwerfende Anwesen. Der Fahrer stellte meine Koffer ab und verschwand ohne ein Wort.
Mir verschlug es den Atem, als ich den wundervollen Garten und das alte Gemäuer sah. Und von innen erst, diese schlichte Eleganz. Ein Gefühl der Kälte durchzog mich, nicht unangenehm vielmehr aufregend und prickelnd.
Mein erster Blick fiel auf den modernen Küchenbereich, der etwas fehl wirkte. Dem Kühlschrank entnahm ich eine Wasserflasche und ging ein paar Schritte. Die Küche eine Art Zentrum, rechts und links anliegende Räume. Keine Türen, alles offen nur getrennt durch Torbögen.
Auf der Arbeitsplatte entdeckte ich einen Umschlag, zog den Brief heraus, entfalte ihn und las:

Willkommen auf ›Castello De Santis‹, such' dir eines der Zimmer im rechten Flügel aus, der Linke gehört mir!

Remo De Santis

De Santis, las ich erneut, ein Schauer lief mir über den Rücken. Den Namen hatte ich bereits in Bezug auf zwielichtige Geschäfte gelesen. War mein großer Bruder in ernsthaften Schwierigkeiten?
Neugierig durchstreifte ich die Räume des linken Flügels. Mehrere Schlafzimmer, ein Badezimmer, was seines Gleichen suchte, schwarzer Marmor mit zarten goldenen Verzierungen – so, so... mir fehlten die Worte.
Weiter ein Konferenzraum. Ein Arbeitszimmer, mit einem Blick aufs Meer, der mich fast umgehauen hätte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löste ich mich von dem Anblick und inspizierte die Räume des zweiten Flügels. Ebenfalls mehrere Schlafzimmer, ein Badezimmer aus weißem Marmor, einen Salon. Das Zimmer mit dem kleinen Balkon und der Sicht auf den Garten sollte meins werden.
Mein Studium frisch abgeschlossen, war eine mehrwöchige Auszeit eine wunderbare Verlockung und hier an diesem Ort einfach perfekt. Zeit, um mir Gedanken zu machen, was ich zukünftig will.
Ahnungslos, wann der Herr des Hauses auftauchen würde, fing ich an, mein Zimmer zu beziehen.
Abends überlegte ich, ob ich für uns zwei kochen oder nur eine Kleinigkeit für mich zu bereiten sollte.
Auf meine innere Stimme hörend setzte ich mich mit einem Salat auf das Loungesofa, welches auf der prachtvollen Veranda stand. Aß und lauschte den Klängen der Natur. Ließ mich vom warmen Abendwind streicheln und fing an abzuschalten.
Mein Handy und alle anderen Verbindungen zur Außenwelt waren zu Hause geblieben. Einfach Zeit für mich selbst.
Den vierten Abend in Folge saß ich mit meinem Mahl und einem Glas Wein auf der Veranda. Die laue Abendluft und die Blumendüfte verzauberten mich aufs Neue. Mit geschlossenen Augen sog ich alle Eindrücke in mir auf und genoss, das sich ausbreitende Glücksgefühl.

Remo

Wie konnte mein Bruder es wagen, mir die Schwester von Marcello DiMarco aufzudrücken. Ein Frauenzimmer in meinem Reich! Sollte er doch seine Probleme selbst lösen und mich raushalten, ich hatte mein eigenes Geschäft und wollte in seine nicht reingezogen werden.
Für circa vier Wochen, dann ist der Deal im Kasten, hatte er verschwörerisch gesagt.
Manche Dinge regeln sich von selbst, dachte ich und gab meiner Haushälterin Giuliana eine Woche frei.
Auf Castello De Santis wird es Eliana DiMarco nicht aushalten, so weit ab vom Schuss, ohne Angestellte, ohne Internet, zumindest ohne das entsprechende WLAN-Passwort. Nach vier Tagen sollte sie längst das Weite gesucht haben.
Ein Irrtum!
Beim Betreten des Hauses roch es verführerisch nach Essen, die offene Flasche Wein im Kühler unübersehbar. Eliana DiMarco war demnach noch da.
Leise schlich ich durch die offene Verandatür, mir die Worte zurechtlegend, wie ich sie am besten loswerden konnte.
Eiskalt erwischte es mich, als ich sie mit geschlossenen Lidern entspannt und genießerisch vor mir sitzen sah. Bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde es langsam eng in meiner Jeans. An einen der Steinbögen der Veranda gelehnt ersehnte ich Abkühlung. Stattdessen nahmen die Bilder in meinem Kopf immer mehr Gestalt an. Fuck! Ich sah sie vor mir, wie sie sich sinnlich und nackt in meinen Laken wälzte und nach mehr bettelte.
Mit einem Räuspern versuchte ich die Gedanken aus meinem Hirn zu verbannen. Ruckartig drehte sich ihr Kopf zu mir und ihr Körper spannte sich an. Erschrocken ihr Gesichtsausdruck.
Wortlos stieß ich mich von der Mauer ab. Ging drei Schritte, ergriff ihr Weinglas, weiterhin in der Hoffnung auf Abkühlung. Stattdessen entsprang ein Feuer in mir.
Mein Blick fest auf sie gerichtet.

Lustvolle Kurzgeschichten - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt