NUR EIN DEAL - Teil 3

232 6 0
                                    

Eliana

»Oh, kleine Raubkatze, mach' es uns beiden doch nicht so schwer«, säuselte Darco und legte seine Hand fest um meinen Hals.
Wiederholt fauchte ich: »Finger weg!«
»Wenn die ganze Sache hier vorbei ist, wirst du froh darüber sein, wenn meine Finger dich noch berühren. Dann wirst du darum betteln, dass ich dich anfasse, denn kein anderer wird dich jemals wieder haben wollen.«
Erneut landete seine Faust schmerzhaft auf meinen bereits geschundenen Lippen. Wiederholt platzte die Wunde und er leckte das herablaufende Blut von meinem Kinn. Genoss es und stöhnte in meine Halsbeuge. Der Kerl widerte mich an. Inzwischen fühlte ich keine Angst mehr, sondern ausschließlich abgrundtiefen Ekel und Hass.
»Du wirst mir gehören, mein Vater wird kein zweites Mal verhindern, dass ich mir nehme, was ich will!«
Seine Augen blitzten wütend. »Zieh dich an, wir machen einen Ausflug. In etwa einer Stunde hole ich dich ab.« Langsam ging er um mich herum, küsste meinen Hals. Starr blickte ich auf die Wand und wartete auf das Klicken der sich öffnenden Handschellen.
Erst als er das Zimmer verließ, rieb ich über die schmerzenden Stellen. Im Badezimmer erkannte ich die Frau, die mir aus dem Spiegel entgegenschaute, nicht wieder. All der Glanz war verloren. Mein Körper über und über mit Blutergüssen. Meine Lippen geschwollen, mein Kinn blutverschmiert. Mit Händen und Füßen werte ich mich gegen Darco Gurijev. Ja, ich wurde zu einer Raubkatze besser gesagt zu einer Löwin.
Das heiße Wasser der Dusche streifte meinen Körper, kurz stöhnte ich vor Schmerzen auf. Es gab keine Tränen, ich strotzte vor innerer Stärke, keiner der Gurijev-Männer würde mich brechen. Niemals! Lieber starb ich, als mich ihnen zu beugen.
Ein winziger Funke glühte in mir – Hoffnung, dass Remo meine Nachrichten über Giuliana bekam und auch verstand. Hoffnung, ihn noch einmal wiederzusehen.
Hoffnung, ihm sagen zu können, was ich für ihn empfand.
Hoffnung, er würde meine überstürzte Abreise verstehen.
Leise schummelte sich nun doch eine Träne über den Lidrand, lief langsam über meine Wange, bis sie sich mit den Wassertropfen verband.

Remo

In getrennten Fahrzeugen fuhren wir zur benannten Adresse. In meinen Gedanken eine verlassene Lagerhalle. War das nicht immer so, wenn man Personen loswerden wollte?
Stattdessen fuhr ich langsam an einer alten Stadtvilla vorbei. Vom Navi die Info. ›Sie haben ihr Ziel erreicht.‹
Etwas die Straße runter parkte ich und beobachtete den Zielort. Vico traf unterdessen mit seinen Männern ein. Ein letzter Blick ins Magazin meiner Pistole, bevor ich sie in meinen hinteren Hosenbund schob. Das Messer unter meinem rechten Hosenbein saß fest. Aus dem Augenwinkel sah ich meinen Bruder aussteigen und tat es ihm gleich. Mit etwas Abstand gingen wir auf das Haus zu. Misstrauisch schaute sich Vico um. Trat an das große schmiedeeiserne Tor , stupste es mit dem Schuh an. Quietschend öffnete es sich langsam. Ein letzter Blick zu mir betrat er das Grundstück. Bedächtig schlich ich an dem zwei Meter hohen Zaun entlang, hinter dem eine ebenso große Hecke wuchs.
Durch den kleinen Empfänger im Ohr hallten Vicos Schritte wieder. Bevor er die Haustür erreichte, wurde diese geöffnet.
»Vico, mein Freund. Da müssen wir um die halbe Welt reisen, um uns endlich wiederzusehen.«
Wie verabscheute ich die schleimige Stimme von Victor Gurijev.
»Victor, mir ist zwar neu, dass wir Freunde sind, aber ja, gesehen haben wir uns lange nicht«, erwiderte Vico.
In dem Moment als mein Bruder im Inneren des Hauses verschwand, nickte ich seinen Männern zu. Geduldig wartete ich auf eine Rückmeldung, dass sie sich in einer sicheren Position auf dem Gelände befanden.
»Dein Bruder, wo bleibt er? Oder will er die Party des Jahres verpassen?«, fragte Victor.
»Er ist unterwegs«, antwortete Vico knapp.
Das war mein Zeichen, etwa fünf Minuten später stieß ich zu den beiden.
War ja klar, dass Victor nicht alleine war, zwei seiner Bluthunde behielten ihn im Auge.
»Recht wenig Leute für eine Party«, grüßte ich.
»Draußen erwartet uns ein weiterer Gast«, erwiderte Victor, ergriff zwei Whiskygläser und trat hinaus auf die große Terrasse. Vico und ich folgten. Rasch tauschten wir einen Blick aus, als wir den Gast erblickten.
Victor trat auf Marcello zu, reichte ihm ein Glas, welches er aufgrund seiner am Rücken verbundenen Hände, nicht annehmen konnte.
»Du verschmähst den besten und teuersten Whisky, den es auf der Welt gibt? Schade.« Hämisch grinsend wandte sich Victor von DiMarco ab und reichte Vico das Glas, das Zweite hielt er mir entgegen.
»Oh, bei nahe hätte ich vergessen, wir haben noch einen Ehrengast.« Wie aufs Stichwort tauchte Darco auf.
Marcellos Aufstöhnen, war nicht zu überhören.
Darco führte Eliana in einem festen Griff an seiner Seite.
Für eine Sekunde gefror das Blut in meinen Adern. Weit entfernt von der Frau, die ich so sehr begehrte, stand sie steif und mit leerem Blick neben ihm. Ihre zarte Haut mit unzähligen blauen Flecken und Striemen übersät.
Hass und Wut grollte in mir. Dafür würde er büßen.
»Oh Darco, was hast du nur mit der wunderschönen Eliana angestellt«; fragte Victor höhnisch lachend.
»Die kleine Raubkatze musste etwas gezähmt werden«, lachte er dreckig.
Zu meinem Hassgefühl gesellte sich einwenig Stolz.

Lustvolle Kurzgeschichten - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt