Mein Herz klopfte wie verrückt und ich tigerte seit Stunden planlos durch meine Wohnung. Heute kam Emilia das erste Mal zu mir und ich war unfassbar nervös. Was total bescheuert war. Schließlich sahen wir uns täglich in der Schule. Trotzdem war das hier irgendwie so etwas wie unser erstes Date, was genauso albern war, wenn man bedachte, dass wir bereits verheiratet waren.
Obwohl ich mich mindestens fünfmal umgezogen hatte, stand ich abermals vor meinem Kleiderschrank und überdachte mein Outfit. Vielleicht sollte ich doch das kleine Schwarze anziehen? Aber das war vermutlich zu viel. Also blieb ich bei Jeans und Top.Dann klingelte es. Inzwischen schlug mein Herz Purzelbäume. Dann drückte ich die Klinke herunter. Als ich Emilia sah, musste ich mir ein Grinsen verkneifen. Sie trug eine Pudelmütze und hatte einen überdimensionalen Schal. Von ihrem Gesicht war kaum noch etwas zu erkennen.
"Ich dachte eine Sonnenbrille im Winter wäre zu auffällig", murmelte sie.
Ich grinste. Sie war so süß.
"So erkennt dich bestimmt keiner mehr", lachte ich.
"Wenn wir noch länger hier im Flur rumstehen, wird die Gefahr jedoch immer größer", murmelte sie.
"Oh, entschuldige. Komm rein", sagte ich.
Als ich die Tür hinter uns schloss, befreite sie sich endlich von ihrem Schal.
"Du siehst heiß aus", sagte sie.
"Soll ich dir erstmal die Wohnung zeigen?", fragte ich, ohne auf ihren Kommentar einzugehen. Mit Komplimenten konnte ich nicht besonders gut umgehen.
"Also, sie ist nicht besonders groß-", begann ich, als ich mit ihr ins Wohnzimmer ging.
"Mir gefällt es hier", unterbrach sie mich. Sie stellte sich sofort vor mein Bücherregal. Zugegeben, nahm das Bücherregal eine ganze Wand ein. Emilia stand eine ganze Weile schweigend davor und betrachtete es ausgiebig. Zögernd stellte ich mich neben sie. Gerade verunsicherte sie mich, denn ich konnte ihr Urteil nicht aus ihrem Gesicht ablesen.
"Das ist beeindruckend", sagte Emilia.
"Hast du die Bücher alle gelesen?", fragte sie.
"Die Meisten", sagte ich.
"Krass. Und mich überfordern schon die Bücher aus dem Deutsch LK", sagte sie.
"Na ja, die würde ich auch nicht freiwillig lesen", sagte ich.
Amüsiert drehte sie sich zu mir um. "Das verrate ich am Montag Frau Behrendt", sagte sie.
"Untersteh dich", sagte ich und gab ihr einen Klaps auf den Unterarm.
Emilia ging ein paar Schritte weiter und entdeckte eine Fotowand. Ich verfluchte mich dafür, dass ich das Foto von meinem Ex nicht abgenommen hatte. Doch Emilia schien sich für ganz andere Fotos zu interessieren.
"Bist du das?", fragte sie mich und deutete auf ein Kinderfoto von mir. Das Foto war im Kindergarten aufgenommen worden. Ich hatte einen Regenwurm gefunden und hielt ihn stolz in die Kamera.
"Ja", sagte ich.
"Du warst echt süß", sagte sie.
"Ich muss dir was gestehen. Ich kann nicht kochen. Deshalb gibt es heute nur Lieferservice", sagte ich.
Emilia begann lauthals zu lachen. "Du kannst nicht kochen? Wie überlebst du?", fragte sie mich.
"Fertiggerichte und Lieferservice oder die Mensa in der Schule", sagte ich.
"Klingt ja richtig gesund", antwortete Emilia lachend.
"Aber du kannst kochen, oder was?", fragte ich.
"Ja", sagte sie ganz selbstverständlich.
"Nächstes Mal koch ich was für dich", sagte sie.
Ich grinste. "Und das kann man dann auch essen?", fragte ich. Für den Kommentar fing ich mir einen Klaps auf den Arm ein.
Ich verschränkte unsere Finger miteinander und zog sie zum Sofa. Ich schob ihren Ärmel hoch, um ihr Tattoo sehen zu können.
"Was ist das für ein Tattoo? Hat das eine Bedeutung?", fragte ich sie.
"Ja", antwortete Emilia.
"Ist das ein Datum?", fragte ich, als ich die römischen Ziffern entdeckte.
"Ja", sagte sie und schob den Ärmel wieder über ihren Arm. Ich verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und fragte nicht weiter nach.
"Da du ja meiner Erinnerung auf die Sprünge helfen wolltest, erzähl mir doch von unserer Nacht in Vegas", sagte ich.
"Ich meinte das eigentlich anders", sagte sie.
"Wir müssen ja nichts überstürzen", sagte ich.
"Also, an was erinnerst du dich denn noch?", fragte Emilia.
"Wir haben uns in der Hotellobby getroffen und sind dann losgezogen. Ich weiß noch, dass wir unterwegs schon Alkohol getrunken haben. Danach ist alles weg", sagte ich.
"So früh schon?", fragte Emilia überrascht.
"Ich vertrag nichts. Außer ein Glas Wein, wenn ich bei meiner Schwester bin, trink ich nichts", sagte ich.
"Okay. Also, wir sind zuerst ins Casino", sagte Emilia.
"Sag mir bitte nicht, dass wir da gespielt haben", sagte ich.
"Doch, natürlich. Wenn man schonmal in Vegas ist, ist das quasi Pflicht. Wir haben aber nicht viel gesetzt. Wir haben noch mehr getrunken. Die ersten Runden haben wir gewonnen. Dann kamst du auf die Idee mit der Wette", erzählte Emilia.
"Wette?", fragte ich. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wovon sie eigentlich sprach.
"Du hast gesagt, wenn wir nochmal gewinnen, heiratest du mich. Dann hast du alles auf deine Glückszahl gesetzt", sagte sie.
"13", sagte ich. Für andere war es eine Unglückszahl, mir aber hatte sie bisher immer gute Dienste geleistet.
"Genau. Du hast gewonnen. Wir sind dann in eine Bar. Da war so ein Päarchen und du hast ihnen von der Wette erzählt und dass du mich jetzt unbedingt heiraten musst. Sie haben uns dann von dieser Elvis Hochzeit erzählt. Ich hab gedacht, dass du das nicht ernst meinst. Aber du hast mich dann zu dieser Kapelle geschleppt. Du warst hübsch und ich besoffen und dann haben wir eben geheiratet", erzählte Emilia.
Kopfschüttelnd hatte ich ihr zugehört. "Normalerweise mach ich sowas nicht", sagte ich.
"Sag bloß", lachte sie.
"Und dann? Wie sind wir in einem Bett gelandet?", fragte ich.
"Na ja, erstmal waren wir noch feiern. Es muss auch ziemlich spät gewesen sein. Die Sonne ging schon auf, als wir zurück gingen. Du wusstest nicht mehr, in welchem Zimmer du bist. Also hab ich dir angeboten bei mir auf der Coach zu schlafen. Wir sind dann in mein Zimmer und haben darüber gewitzelt, dass ohne Sex die Ehe nicht gültig ist. Wir haben dann erst noch getanzt. Du hast auf deinem Handy irgendeinen Hochzeitswalzer gefunden und hast mich gezwungen mit dir zu tanzen. Ich tanze überigens nicht. Wir haben angefangen uns beim Tanzen zu küssen und dann hatten wir Sex", erzählte Emilia.
"Das ist mir so peinlich", sagte ich.
Emilia lachte. "Warum denn? Es war ein ziemlich lustiger Abend und der Sex - du weißt, was du tust", sagte Emilia und zwinkerte mir zu.
"Ganz bestimmt nicht. Immerhin bist du die erste Frau, mit der ich geschlafen hab", sagte ich.
"Es war für uns beide das erste Mal", sagte sie. Ich runzelte die Stirn. Für Emilia war ihre Sexualität schon immer klar gewesen. Sie hatte bestimmt nicht mit einem Mann geschlafen. Als ich sah, dass sie meinem Blick auswich, fiel der Groschen.
"Du warst noch... du hattest vorher noch nicht...? Oh, mein Gott. Ich bin so ein schlechter Mensch. Es tut mir so Leid", stammelte ich.
Doch Emilia nahm meine Hände in ihre. "Mir tut es nicht Leid. Ich hätte es mit keiner anderen Frau haben wollen und es war in meiner Hochzeitsnacht", sagte sie.
Ich beugte mich zu Emilia vor und legte vorsichtig meine Lippen auf ihre. Mit meiner Zungenspitze strich ich über ihre Lippen, um nach Erlaubnis zu fragen. Sie öffnete ihre Lippen und empfing meine Zunge. Diesmal kämpften wir nicht um Dominanz. Ich ließ sie meinen Mund erkunden, während ich glücklich gegen ihre Lippen lächelte.
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What happens in Vegas, stays in Vegas
RomanceLeyla reist nach Las Vegas und verbringt dort eine verhängnisvolle Nacht mit der jungen Emilia. Am nächsten Morgen beschließen die beiden getrennte Wege zu gehen und nie wieder ein Wort über die Geschehnisse der letzten Nacht zu verlieren. Was aber...