Toxisch

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Triggerwarnung: Toxische Beziehung; gewaltvolle Beziehung; grafische Darstellung von Verletzungen und Blut
Es ist wirklich kein leichtes Thema, bitte passt auf euch auf und lässt den OneShot wirklich nur, wenn ihr euch sicher seid. Mir selbst ist das Thema aus persönlichen Gründen sehr wichtig!

Und bitte denkt daran, ihr müsst euch niemals dafür schämen, nach Hilfe zu fragen! Kein Mensch verdient es, in so einer Situation leben zu müssen!

Passt auf euch auf und ganz viel Liebe,
Sarah <3

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Vincents PoV

"Was machst du da?"

"Ich spiele Geige", murmelte ich, während ich eine Augenbraue hochzog und provozierend eine Taste meines Klaviers drückte, "Wonach sieht es denn aus?"

Kopfschüttelnd schmiss er seinen Rucksack in eine Ecke, was mich die Augen verdrehen ließ, schließlich wusste ich ganz genau, dass das gleich wieder an mir hängen blieb, alles wegzuräumen. Aber wir waren beste Freunde, es war also okay.

"Sehr witzig, Vince", es klang wie ein leichtes Knurren, bevor er sich zu mir auf die Pianobank setzte, mir interessiert zusah, "Und was spielst du?"

Seufzend fing ich an Für Elise von Beethoven anzuspielen, legte die Stirn in Falten und konzentrierte mich nur darauf, bevor ich  Dag wieder ansah und mit den Schultern zuckte. 

Seine Augenbrauen schossen in die Höhe und er verzog leicht das Gesicht, als hätte ich gerade nicht eines der schwersten Stücke gespielt, sondern wäre auf einen Frosch drauf getreten. Leicht zickig verschränkte ich deshalb die Arme vor der Brust. 

"Das, äh, wäre zumindest mal was neues", versuchte er etwas positives heraus zu wischen, aber wir wussten beide ganz genau, dass das nicht ernstgemeint war. Schnaubend wendete ich mich wieder den Tasten meines Klaviers zu, drückte ein paar einzelne Noten und seufzte.

"Man, Vincent, das ist doch wohl nicht dein ernst, oder?", fragte mich Dag, knuffte mit der Schulter gegen meine und war nun derjenige, der beleidigt guckte. 

"Ne, man, eigentlich habe ich Alle Meine Entchen geübt, du Spast", knurrte ich, bevor ich doch das eigentliche Lied anspielte. Ein Lied unserer Lieblingsband, den ich sowieso schon in und auswendig spielen konnte. 

Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während er mir zuhörte und klatschte, als ich fertig war. 

"Das gefällt mir schon besser", er grinste, "Ich dachte schon, dein Freund hat dir jetzt auch das ausgetrieben."

Ich erstarrte, meine Hände verharrten in der Luft und ballten sich unterbewusst zu Fäusten. Mit leerem Blick starrte ich an die Wand, als würden sich irgendwelche Muster darauf abzeichnen. 

"Was meinst du?", es war nicht mehr als ein Hauchen und mehr brauchte es auch nicht. 

"Na ja, du siehst aus, als hättest du Kaum noch Energie, du gehst nicht mehr zum Boxen, du lachst nicht mehr so viel", vorsichtig griff Dag nach dem Bild von uns beiden, das immer hinter den Tasten an meinem Klavier hing, "Wo ist dieser Vincent hin, hm?"

Wieder erstarrte alles in mir und es fühlte sich ein bisschen so an, als würde ich keine Luft mehr bekommen. Vermutlich hielt ich unterbewusst sogar die Luft an. 

Ich reagierte nicht, drückte nur wieder auf einzelne Töne und versuchte das Gesagte irgendwie zu verdrängen – wenn ich es nicht an mich heranließ, war es auch nicht da, das redete ich mir immer wieder ein. 

"Vince, bitte, ich verstehe einfach nicht, wie ein Mensch, der dir so weh tut, so viel Macht über dich hat."

Wortlos stand ich vom Pianohocker auf und ließ meinen besten Freund einfach so sitzen. Ein Teil von mir, hätte ihm am liebsten eine reingehauen, einfach, weil ich nicht wusste, wie ich anders damit umgehen sollte. 

Und wir gucken UFOs beim Fliegen zu - SDP OneShot-SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt