"Ich liebe dich, Eldegarde. Vertrau mir. Wir tun das für uns. Für unsere Zukunft." flüsterte Janice heuchlerisch ihr ins Ohr, während er ihr das Buch der dunklen Magie aus der Hand riss. Er wollte ihre Macht für sich. Wie immer glänzten seine Augen. Eiskalt.
Endlich.
Ja endlich spürte Elly, wie sie unter seiner Gewalt litt. Er hatte sie jahrelang nur manipuliert, um sie zu seiner Komplizin zu machen. Er hatte sie dazu gebracht, sich der dunklen Magie zu widmen, um sich zu rächen. Er hatte sie geschlagen, gedemütigt und isoliert. Aber in einem hatte er sich getäuscht.
Durch die Zeugung ihrer Tochter Thyrie wurde Eldegarde nicht schwächer. Nein ihre Magie floss in ihren Adern, so rein, wie die Druiden es vorher gesehen hatten.
Eldegarde liebte Thyrie mehr als alles andere auf der Welt. Sie war ihr Licht in der Dunkelheit. Sie war ihr Grund zu leben. Sie war ihre Hoffnung auf Erlösung.
Aber Janice hasste Thyrie. Er hasste sie, weil sie nicht seine Mutter war. Er hasste sie, weil sie nicht seine Gabe hatte. Er hasste sie, weil sie ihn an Eldegarde erinnerte.
Er wollte sie loswerden. Er wollte sie als Köder benutzen. Er wollte sie opfern, um seine Mutter wiederzuerlangen.
Eldegarde konnte das nicht zulassen. Sie musste Thyrie beschützen. Sie musste Janice aufhalten.
Sie stand auf und stellte sich ihm entgegen.
"Janice, bitte. Lass Thyrie in Ruhe. Sie ist unsere Tochter. Sie ist unschuldig."
"Unsere Tochter? Unsere Tochter ist tot, Eldegarde. Sie ist gestorben, als Armangus meine Mutter getötet hat."
"Nein, Janice. Das ist nicht wahr. Du bist krank. Du bist besessen."
"Ich bin nicht krank, Eldegarde. Ich bin erleuchtet. Ich habe die Wahrheit gesehen. Ich habe die Macht gespürt."
"Du hast die Macht missbraucht, Janice. Du hast die Magie verdorben."
"Schweig, Eldegarde. Du weißt nichts von Magie. Du weißt nichts von Liebe."
"Ich weiß mehr von Liebe als du, Janice. Ich liebe Thyrie. Ich liebe dich."
"Lügnerin. Du liebst mich nicht. Du hast mich nie geliebt."
"Doch, Janice. Ich habe dich geliebt. Ich liebe dich immer noch."
"Dann beweise es mir, Eldegarde. Beweise mir deine Liebe."
"Wie?"
"Indem du mir hilfst, meine Mutter wiederzubeleben."
"Aber das ist unmöglich, Janice. Das ist gegen die Natur."
"Nein, das ist gegen deine Natur, Eldegarde. Du bist schwach. Du bist feige."
"Nein, Janice. Ich bin stark. Ich bin mutig."
"Dann zeig es mir, Eldegarde. Zeig mir deine Stärke. Zeig mir deinen Mut."
"Wie?"
"Indem du Thyrie opferst."
"Was? Nein! Niemals!"
"Doch, Eldegarde. Das ist der einzige Weg."
"Das ist Wahnsinn, Janice."
"Das ist Liebe, Eldegarde."
Er packte sie am Hals und drückte zu.
"Entscheide dich, Eldegarde", zischte er.
"Meine Mutter oder deine Tochter?"
Er sah ihr in die Augen und wartete auf ihre Antwort.
Eldegarde sah ihn an und spürte seinen Hass.
Sie sah auch Thyrie an und spürte ihre Angst.
Sie sah sich selbst an und spürte ihre Trauer.
Sie sah die Zukunft an und spürte ihre Verzweiflung.
Sie sah die Wahl an und spürte ihre Ohnmacht.
Sie sah die Liebe an und spürte ihre Schuld.
Sie schloss die Augen und spürte ihren Schmerz.
Sie öffnete den Mund und gab ihre Antwort.
"Nein, ich glaube dir nicht mehr! Du tust das nur für dich! Um deine eigenen Ziele zu verwirklichen! Dafür hast du mich die ganzen Jahre bloß benutzt?Aber dadurch kommt sie nicht zurück!"
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ELDEGARDE - DREKASJóNIR
FantasiEldegarde Sinclair kann die Zukunft in ihren Träumen sehen. Doch ihr Leben wird von einem schrecklichen Ereignis überschattet: Der Tod von Janices Mutter durch einen bösen Zauberer namens Armangus. Janice, ihr Freund, wird von Hass erfüllt und mani...