34. Kapitel: Der verbotene Zauber

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~ Ariya ~ 


Siegel. Siegel. Siegel. Das Wort ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Seit einer halben Stunde lief ich in meinem Zimmer auf und ab. Wieder und wieder ließ ich die letzten Tage Revue passieren. Zwischen Kyoji und mir entwickelte sich etwas, zweifellos, doch darüber wollte ich nicht nachdenken. Es war noch zu neu, noch unbekannt, und ich wollte dem keine große Bedeutung beimessen.

Bevor ich mich auf meine Mission, die übrigen Drachensiegel aufzuspüren, konzentrieren konnte, mussten wir Kyoji von dem Halsband befreien. Das hatte nun höchste Priorität. Es könnte sein, dass ich seine ganze Kraft brauchte, wenn wir die anderen sechs Tempel aufsuchten.

Aber wie befreiten wir Kyoji von dieser Fessel?

Kaito hockte im Sessel vor dem Kamin. Auf dem Schoß hatte er ein dickes Buch aufgeschlagen. „Beruhige dich bitte. Denk an deinen Zustand."

Meine Hand wanderte zu meiner kleinen Wölbung. Kurz stoppte ich im Schritt, ehe ich meinen Parkour wieder aufnahm. Hin und zurück, linke Kurve, rechte Kurve. Drehung und denselben Weg nochmal. „Ich weiß, dass ich Siegel brechen kann. Als Runenmädchen war das ein Kinderspiel." Aber ich war kein Runenmädchen mehr. Diese Gabe wurde weitergereicht. An Jemand Fremdes. Unbekanntes. „Ich muss mich nur daran erinnern."

„Aber nicht mit Gewalt, Mäuschen." Nachdem er das Buch beiseitegelegt hatte, trat Kaito an mich heran und schob seine Hände in meine. „Es gibt mehrere Halsbänder und jedes von ihnen hat sein eigenes Siegel." Ihm entfuhr ein stiller Seufzer. „Wir werden es noch herausfinden."

Meine Gedanken drehten eine Extrarunde Achterbahn. Ryou war auf jeden Fall die Schlüsselfigur. Mein Heildrache war mächtig. Der Mächtigste unter allen Drachen. Auch wenn man es nicht für möglich hielt neben den Elementen und der Immunität von Raiden. Doch Ryou verfügte über die seltenste aller Gaben.

Ein hektischer Atemzug entwich meinen Lungen. Meine Augen nahmen eine andere Farbe an. Kleine Explosionen schossen durch meinen Hinterkopf. Ich fühlte kaum, wie Kaito mich im Arm nahm, als ich in die Vision stolperte.

Kaito kniete auf einer Wiese. Ein helles, blaues Licht umgab ihn. Die vertraute Präsenz von Ryou, den er in sich aufgenommen hatte. Als Barianoberhaupt verfügte er die Gabe, jedes Leben zu spüren, doch er konnte dieses Leben auch festhalten, wie ein Anker.

Ich hockte neben ihm, doch irgendwas war anders.

In mir war Licht und Finsternis.

Meine Fingerspitzen berührten das Halsband.

Zwei Lichter verließen meinen Körper.

Ohnmächtig brach ich zusammen.

Vier Seelen schwebten aus mir heraus, berührten mich und kämpften um mein Leben.

Blinzelnd kehrte ich zurück in die Wirklichkeit. Doch damit endete die Vision nicht. Worte verließen meinen Mund. Worte, die ich sprach, aber nicht formuliert hatte. Worte einer fremden Sprache, die längst ausgestorben war. Meine Stimme klang anders. Monoton, fremd und tiefer. „."

Finsternis. Licht. Ein Wirbel aus Violett und rot. Explosionen. Ein vereintes Band. Hände, die sich berührten.

Schlagartig war es vorbei. Ich blinzelte und sackte kraftlos zurück.

Kaito fing mich rechtzeitig auf. Die Welt schaukelte, als er mich auf die Arme hob und ins Bett legte. Sanft berührte er meine Stirn und strich eine verklebte Haarsträhne zur Seite. „Überanstreng' dich doch nicht immer so, mein Stern.", flüsterte er mit zärtlicher Stimme.

Die Drachenstern Saga - Part 2 - Drachenkind und DrachenkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt