Ein Licht scheint noch, trotz des langen Tages

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,,Entschuldigen Sie bitte. Dürfte ich mir Miss Evans kurz ausleihen?" Eve sah mich fragend an, aber ich zuckte nur mit dem Schultern.,,Aber natürlich. Miss Evans, Sie dürfen gehen.",,Nehmen Sie Ihre Sachen bitte gleich mit Miss Evans."

Nun beugte sich Eve zu mir.,,Was will die Hexe von dir?" Ich erschrak, auch wenn ich wusste, dass das ,,Hexe" eine komplett andere Bedeutung hat.,,Keine Ahnung." Also packte ich meine Sachen und folgte Mrs Williams in ihr Büro.

,,Bitte setzen Sie sich." Vorsichtig setzte ich mich auf den Stuhl vor Ihrem Tisch.
,,So vorbildlich Sie auch sein mögen, es ist nicht erlaubt eine Schülerin zu verletzten. Ich würde Sie gerne von der Schule werfen, jedoch darf ich dies leider nicht. Sie werden keine Strafe bekommen, jedoch möchte ich diesen Vorfall nicht noch einmal erleben. Wenn doch, werde ich mir das mit der Strafe noch einmal überlegen. Da ich Sie hier ab dem 16. August nicht mehr sehen werde, möchte ich, dass Sie Ihr letztes halbes Jahr an dieser Schule noch genießen."

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,,Sie hat dich einfach gehen lassen? Die Strafe einfach abgeblasen?",, Jap." Elle und ich haben gerade unsere Räder abgestellt und wollten die Tür öffnen, als wir bemerkten, dass genau diese bereits offen stand.,,Ohh gut ihr seid da... Wo ist Eve?",,Miss Roberts wollte noch etwas von ihr. Edith was .... Oh mein Gott. " Nun viel auch Elle's Blick in den Raum.
,,Edith was ist passiert!"

,, Jemand war hier! Wahrscheinlich Todesser.",,Tod- was?",,Wirst du noch früh genug mitbekommen. Zum Glück war niemand hier. Sie haben nur alles verwüstet als hätten sie etwas gesucht-oder jemanden." Den letzten Teil sagte sie so leise, dass ich nicht glaube das Elle's nicht existierende Wahrnehmung das wahrgenommen hat, jedoch laut und deutlich genug, dass es meine doppelte Wahrnehmung wahrnehmen konnte.

17.02.1988/Donnerstag

Ich las seelenruhig mein Buch, als es an der Tür klopfte.,,Herein." ,,Enya?",, Hmm"
,,Geht es dir gut?" Ich seufzte und legte das Buch auf den Nachtschrank, bevor ich mich in eine aufrechte Position brachte.,,Ja mir geht es gut.",,Nein geht es dir nicht.",, Wieso fragst du dann überhaupt?" Sie setzte sich neben mich aufs Bett.,,Enya du leidest! Sag mir was los ist!" Wie ein Platzregen fing ich an zu weinen.,,Enya bitte!" Edith sah mich flehend an.,,Rede mit mir!",,Ich habe versagt..",,Enya was ist los!",, Ich habe ihn alleine gelassen. Es war meine Aufgabe auf ihn aufzupassen und ich habe versagt..",,Du- Du erinnerst dich daran?" Ich nickte und wischte mir die Tränen aus den Augen.,,Ich habe ihn geliebt, aber das ist vergangen.",,Du fühlst dich schlecht, oder?",, Ja und wie. Ich habe ihn geliebt, weil er mein Bruder war, aber jetzt fällt mir ein, dass ich ihn im Stich gelassen habe. Er ist gestorben und das meinetwegen. Ein schlimmeres Gefühl gibt es nicht.",,Du betrauerst es, dass du ihn nicht beschützt hast, aber du betrauerst nicht seinen Tod..",, Ergibt das irgendeinen Sinn?"
,,Enya wenn was ist, kannst du zu mir kommen, ja?",,Danke Edith",, Du bist wie meine Tochter die ich nie hatte, Moineau. Ich möchte später noch den Geburtstag von Elle planen, komm dann bitte zu mir."

18.02.1988/Freitag

,,3,2,1 und los" Und das Wasser landete geradewegs in ihrem Gesicht.
,,Spinnt ihr!"
,,Happy Birthday!",,Eine Ladung Wasser ins Gesicht...und das auch noch an meinem Geburtstag!" Aber selbst sie konnte sich das Lachen nicht verkneifen.

Nach einer vollen Stunde haben wir auch das Geburtstagsessen hinter uns gebracht und jetzt heißt es -,,Wo bleibt mein Geschenk!",, Das kommt jetzt gnädiges Freulein.",, Los beeilt euch, eine Königin kann man doch nicht warten lassen!" Das war der Moment indem das ganze Wasser aus meinem Mund quoll, mitten auf den frisch gewichen Tisch.
,,Och man Elle! Musste das sein?"
,,Natürlich!"
3 Sekunden Stille, bevor alle am Tisch begannen zu lachen.
,,Happy Birthday Elle." Edith kam gerade zurück und legte ihr ein Geschenk vor die Nase.,,Bedank dich bei Enya, es war ihre Idee." Erfreut riss sie das Papier auf und- nun ja sie starrte auf ihr Geschenk.,,Ein Buch?! Was soll ich denn damit?!",,Wie wärst mit lesen oder überhaupt erstmal reinsehen." Sie betrachtete das Buch genauer und freute sich immer mehr.,,Jetzt hab ich endlich genug Bücher um auf den Schrank zu klettern! Ich brauche meine Murmel wieder.",,Du hast nicht ernsthaft vor dich darauf zu stellen?!",,Was soll ich sonst damit machen?"

,,Öffne es." Sie schob das Buch weit weg und öffnete das Buch ganz vorsichtig mit der Fingerspitze, als würde sie davon infiziert werden. Jedoch sahen ihr Gesichter entgegen.,, Das ist ein Fotoalbum!",,Ja ach ne!" Sie sah jedes Bild genau an, bevor sie weiter blätterte.,,Danke Lils." Sie drehte sich nach rechts und umarmte mich ganz fest.
,,So und jetzt gehen wir Picknicken. Ich habt 10 Minuten. Packt euren Rucksack dann treffen wir uns wieder hier."
Eve folgte Maya nach oben und ich ging etwas später mit Elle, nachdem alle anderen verschwunden sind.

,,Wie wärs wenn du packst, Elle? Du kennst dich mit gefährlichen Situationen doch sehr gut aus.",,Haha sehr witzig. " Aber die faule Königin blieb auf dem Bett liegen. Also sammelte ich alle Sachen und stand schließlich bereit vor ihr.,,Kommst du?",, Gib mir noch ein paar Minuten. Ich muss mich erst noch fertig ausruhen und dann meine Sachen packen.,,Ein Wunder das deine Faulheit noch nicht auf mich abgefärbt hat.",,Es kann halt niemand so gut wie ich sein."

Nach einer vollen halben Stunde, standen auch die faule Nuss und meine Wenigkeit bei den anderen. Natürlich gab es keine Beschwerden... Wieso auch. Das Geburtstags Kind ist eine heilige Königin, also wehe es wird sich beschwert. Allerdings wurde es so kalkuliert, dass nicht alle unten stehen. Bei den 10 Minuten wurden in den Gedanken von jeder Person in diesem Gebäude eine halbe Stunde daraus gemacht. Nicht nur Elle ist berühmt, sondern auch ihre Faulheit.

Nach 10 Minuten kamen wir auf der Wiese an und suchten uns einen schönen Platz aus. Vielleicht war es keine gute Idee uns in die Nähe des Teiches zu setzten. Denn schon nach 3 Minuten, war jeder nass. Unabhängig davon ob man nassgespritzt oder reingeworfen wurde. Edith warf mir immer wieder besorgte Blicke zu, die ich so gut wie möglich zu ignorieren versuchte.

Nach einem schönen Abschluss des Tages fielen alle in die Betten und nach ein paar Sekunden war auch jeder eingeschlafen.

Doch nur fast, denn in einem Raum brennte noch ein Licht. Und das Buch hatte das Glück von einem rothaarige Mädchen mit grünen Augen gelesen zu werden.

Geteilte SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt