Alfred

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Es gibt Tage, da schaff ich es nicht aus dem Bett.
Ich schaue hoch, an die hohe, dunkle Decke, frage mich, wie lange diese Mission wohl dauern würde.

An einem dieser Tage streiche ich dann über meine grau verzirrte Decke, streiche über das sonst so kühle Nachtkissen.
Streiche über meine kleine ledernde Tasche, die einsatzbereit neben mir auf dem Bett ruht.

An einem dieser Tage schläft der Professor neben mir tief und fest, in seiner wie immer sitzenden Position.
Meistens baumelt dann seine kleine Mütze auf seiner Stirn, und sein Atem geht regelmäßig und sanft.

Es gibt Tage, da sitzen der Professor und ich stundenlang in der Bibliothek und während er dann über neue Theorien grübelt und währenddessen ein neues Buch schreibt, suche ich mir die schönsten Gedichte für sie aus.

Und dann gab es diesen einen Tag, an dem sie mir zu verstanden gegeben hatte, dass, egal wie schön meine Gedichte jemals sein könnten, sie mich niemals lieben könnte.

Und dann gibt es wieder diese Tage, an denen ich nicht aus dem Bett komme.
Ich schaue wieder mal hoch, an die hohe, dunkle Decke, frage mich, was ich hier mache.
Dabei strahlt dann die Sonne mir ins Gesicht, und plötzlich frage ich mich, wann du letztes Mal die Sonne gesehen hast.
Ob du sie überhaupt jemals gesehen hast.

Und dann gibt es plötzlich Nächte, in denen ich dich suche.

Plötzlich wurden die sonst so dunkeln Nächte nicht mehr so dunkel.

Es gibt Nächte, in denen ich belanglos die dämmrigen Flure erkunde, in der Hoffnung, ich würde dich sehen.

Natürlich würde ich dich sehen.

Es war schließlich dein Zuhause.

Und plötzlich machte es mir nichts mehr aus, in der Nacht herumzuirren.

Schließlich war ich nie alleine.

Es gibt Nächte, an denen frage ich mich, ob es sich wirklich gelohnt hatte.

Dabei schaue ich dich an.

Dein blasses, rundliches Gesicht.
Deine Augen, die mich so liebevoll anschauen.
Deine weißen Haare, die in Strähnchen aus dem kleinen Zopf an deinem Hinterkopf rausfallen.
Dein großes und offenes Lachen, bei dem immer deine weißen Zähne im Vordergrund stehen.
Die kleinen Lachfältchen, die sich dann bilden.

Es gibt Nächte, da hinterfrage ich jede noch so kleine Entscheidung, die ich je in meinem Leben getätigt habe.

Und zum allerersten Mal, habe ich nichts bereut.

Nur, dass ich nicht von Anfang an die Nacht zum Tag gemacht habe.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 05, 2023 ⏰

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Es gibt so Tage.. || Tanz der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt