Kapitel 1

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Nachdem Tonda Krabat gute Nacht gewünscht hatte, ging auch er, nach einem langen Abend, ins Bett

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Nachdem Tonda Krabat gute Nacht gewünscht hatte, ging auch er, nach einem langen Abend, ins Bett. Er war traurig, verzweifelt, beinahe musste er weinen, denn er wusste, dass dies die letzten Momente seines Lebens sein würden. Er konnte es einfach nicht fassen. Wieso musste ausgerechnet er außerwählt sein, diese Silvesternacht zu sterben? Nein, er durfte die Schuld nicht auf das Schicksal schieben. Er hatte gewusst, welche Risiko es mit sich brachte, so fleißig zu lernen, wie er es das letzte Jahr über getan hatte. Wenn Worschula doch nur bei ihm wäre. Sie hätte ihn getröstet, ihm Mut zugesprochen und gemeinsam hätten sie womöglich eine Lösung für das Problem gefunden. Tonda war sich sicher, dass sie die Prüfung bestanden hätte. Sie hätte ihn erkannt, unter all den anderen. Doch sie war tot. Hatte sich ertränkt, nur weil der Meister sie mit Träumen gequält hatte. Wut flammte in ihm auf. Gerade hasste er den Meister, würde ihm am liebsten zeigen, dass er nicht einfach töten kann wen er will. Doch er wusste, dass dies nur böse enden würde. Es war ein komisches Gefühl wütend zu sein. Normalerweise konnte Tonda seine Gefühle immer im Zaum halten, sie verbergen, so tun als ob er ganz gelassen wäre und mit der Situation klar kam. Aber jetzt in diesem Moment wollte er seiner Wut freien Lauf lassen. Er wollte den Meister wissen lassen was er fühlte. Er wollte Worschula rächen.

So langsam, wie es ging stand Tonda auf und bemühte sich, kein Geräusch von sich zu geben, aus Angst, er könne die anderen wecken. Bedacht schlich er die Treppe hinab, immer auf Zehenspitzen, damit auch jah keine der alten Treppenstufen knirschte. Und dann stand er vor der Kammer des Meisters. Verdattert schüttelte Tonda den Kopf. War er gerade wirklich dabei gewesen den Meister aufzusuchen, um ihn seine Meinung zu sagen? Was war nur los mit ihm? Lange konnte er nicht darüber nachdenken, da eine Stimme ihn aus den Gedanken riss. Und er wusste sofort wem sie gehörte. Tonda drehte sich um und blickte dem Meister direkt in sein Auge. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, wie er ihn sonst nicht kannte. „Ich wusste, dass du mich aufsuchen würdest, " erklang die heisere Stimme des Meisters. Tonda rührte sich nicht vom Fleck. Er wusste, dass es vorbei war. Das jeder Augenblick sein letzte sein konnte. „Du warst mir immer ein sympathischer Mensch", begann der Meister wieder zu sprechen. „So klug und ein Vorbild für die anderen. Aber es muss so sein. Jedes Jahr muss einer sterben. Der Herr Gevatter verlangt es nun mal so und keiner kann etwas dagegen machen. Du nicht, ich nicht oder sonst irgendwer." Tonda sah ein funkeln im Auge des Meisters. Sah, wie er seine Hand hob und ein paar Worte murmelte. Es war eine Sprache, die Tonda fremd schien und doch wusste er, was sie bewirken sollten. Gleich darauf durchzuckte Tonda ein Schmerz. Nun war es soweit, dachte er. Nun würde er sterben. Ein letztes Mal dachte er an Krabat. Hoffentlich wird er einen neuen Freund finden. Jemand der ihm zu Seite steht wenn er Hilfe benötigt. Jemand der ihn auf einen Sicheren Pfad in dieser Welt leitet. Und natürlich dachte er auch an Worschula. An ihre wunderschönen blauen Augen und an ihr Lächeln. Ob er sie im Himmel treffen wird? Doch es blieb ihm nicht mehr genug Zeit darüber nachzudenken, denn da sagte der Meister schon: „Leb wohl." Tonda spürte, wie ihn das letzte bisschen Kraft verließ und sank zu Boden. Das Bild vor seinen Augen wurde schwarz...

...

..."Endlich sehen wir uns wieder, " erklang eine sanfte Stimme. Sie war der Grund, weshalb Tonda die Augen öffnete. Die Stimme kam ihm irgendwie so bekannt vor, so vertraut. Und als er sich umblickte, wusste er auch warum. Hinter ihm stand Worschula. Sie lächelte, streichte sich ihr langes Haar aus dem Gesicht und legte eine Hand auf seine Schulter. Tonda brachte kein Wort heraus. Er war so überrascht Worschula zu sehen. Hatte sie sich nicht ertränkt? Hatte der Meister sie nicht mit Träumen gepeinigt? Weshalb stand sie dort, so lebendig wie nicht nie? Wie war das nur möglich?

Da traf es ihn wie ein Schlag. All die Erinnerungen kamen zurück. Er war tot. Er, Tonda, wurde vom Meister umgebracht. Und der einzige Ort wo er jetzt sein konnte war das Jenseits. Auf einmal war er gar nicht mehr so traurig tot zu sein. Im Gegenteil. Er war froh seine Worschula wieder zu haben. Tonda dachte nach und lächelte.

Vielleicht war der Tod gar nicht so schlimm wie alle immer sagten. Vielleicht war er einfach nur der Start in ein neues Leben...

Tondas letzte MomenteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt