POV Maya:
Ein turbulentes Getreibe war im Schockraum zu beobachten. Die blonde Ärztin, die ich total nett fand, hatte dicht inzwischen verabschiedet, als ein neuer Notruf reinkam und hatte mir und Emma alles Gute gewünscht. Sie hatte mich die ganze Zeit so komisch angeschaut, als wollte sie was sagen, täte es aber nicht. Ich war schon ganz Wirr im Kopf dadurch geworden. Ich hasse Krankenhäuser, ich meine wer mag sie. Aber ganz explizit hasse ich es, dass viele Ärzte und medizinisches Personal Menschen gut lesen können, auf Grund ihrer Erfahrung und vielleicht auch teilweise einfach auf Grund ihrer Persönlichkeit. Und das wiederum macht sie schneller skeptisch und es macht es anstrengender in ihrem Umfeld zu sein, da man unter Druck gesetzt ist, sich normal zu verhalten, wenn man tatsächlich vor Panik am durchdrehen ist. Und das macht es einem schwer etwas geheimzuhalten, ohne aufzufliegen, da das keines Falls eine Option ist. Niemals!
Emma wurde von einer Liege auf die nächste gehoben, verkabelt. Es piepte ständig irgendetwas. Sie wurde abgetastet und es wurden Ultraschallbildern gemacht. Alles mögliche, um ihre Gesundheit sicherzustellen. Ich stand mittlerweile, da ich mir bereits alle Nägel abgekaut hatte und sitzen mich nur noch nervöser machte. Es war so ein hin und her, so viel Tumult. Da wurde Emma plötzlich an mir vorbeigeschoben auf einer Liege.
M: „Wohin...wohin geht sie?"
Fragte ich etwas eingeschüchtert und war mir nicht einmal sicher, ob man mich gehört hatte. Es war alles an der Situation, das mich einschüchterte: Ärzte, der Unfall, Sorgen, Emma.
?: „Die Schwester bringt sie jetzt in eine ganzkörper CT, da können wir innere Verletzungen und Brüche erkennen und diagnostizieren."
M: „Oh... Du packst das Emma!"
Ich drückte ihre Hand kurz, als sie na mir vorbeigeschoben wurde und sie drückte meine.
?: „Willst du mir vielleicht kurz nochmal erzählen, was passiert ist?"
Ich reagierte erst nicht, mein Gehirn brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass jemand mit mir sprach. Dann nickte ich langsam.
?: „Ist alles okay bei dir? Willst du dich setzen?"
Fragte eine Frau mich besorgt, sie war vorhin auch um Emma herumgelaufen. Ich hatte auf das Zweite kaum eine Chance zu antworten, da drückte sie mich auch schon sanft auf den Hocker hinter mir.
?: „Ich hab mich dir gar nicht vorgestellt oder, vor lauter lauter. Paula Martinson mein Name."
Die Frau trug geflochtene, braune Haare und einen weißen Kittel. Ihre Augen waren grünlich. Sie sah mega nett aus und absolut hübsch.
[P=Paula]
P: „Und du heißt?"
Sie legte eine Hand auf mein Knie, ich atmete kurz erschrocken ein, beruhigte mich dann aber wieder. Nichts anmerken lassen! So halte die Stimme in meinem Kopf. Ich lächelte, vermutlich etwas zu plötzlich, den die Sorgenfältchen vertieften sich in ihrem Gesicht. Ich ließ es lieber sein.
M: „Maya."
P: „Maya, hast du dich auch verletzt? Bist du auch runter gestürzt?"
Ich schüttelte nur wie in Trance den Kopf.
P: „Sicher?"
Ich nickte.
P: „Und das an deinem Ellenbogen?"
Ich schaute verwirrt zu ihr und dann auf meinen Ellenbogen. Seit wann hatte ich dort geblutet. Ich fasste mir aus Reflex drauf, um zu überprüfen, ob es stets am Bluten war. War es nicht.
M: „Ist nur aufgeschlürft."
P: „Na gut, tut dir sonst was weh?"
Ich schüttelte den Kopf.
P: „Sicher? Du kannst es mir sagen, dann kümmern wir uns darum?"
Ich schüttelte erneut den Kopf.
M: „Mir geht's gut."
Murmelte ich verunsichert. Ich muss selbstbewusster wirken, sonst wirke ich verdächtig. Ich bemühe mich, aber es funktioniert absolut nicht. Je mehr ich es versuche, um so schlechter werde ich leider.
P: „Na gut, belassen wir es mal dabei..."
Sie schaute mich skeptisch an.
P: „Was ist den passiert Maya?"
Fragte sie einfühlsam und rüttelte an meinem Knie, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, da ich wieder in Gedanken versunken war.
M: „Ähm... Wir hatten uns verabredet, Eis gegessen, und dann sind wir in den Park gegangen. Emma liebt diesen Platz und hat es tatsächlich geschafft auch mich zu überzeugen, das erste Mal mit ihr hochzuklettern. Ich hätte niemals mitgehen sollen... Ich bin doch sonst nicht so dumm! Und dann haben wir von 18-22 Uhr oben auf der Mauer gesessen und die Welt und den Sonnenuntergang beobachtet. Aber dabei haben wir die Zeit vergessen. Und mussten uns dann beeilen runterzuklettern, man konnte kaum was sehen. Emma ist sonst eine gute Klettererin, sie ist sehr sportlich generell. Aber ich eben nicht. Und es war schwer überhaupt was zu erkennen, und etwa nach der Hälfte wurde es anstrengend und dann waren wir schon kurz vor dem Boden, als sie daneben griff und das Gleichgewicht und den Halt verlor und abstürzte. Es war so tief, bestimmt 5m, wenn nicht mehr. Ich hatte sie noch gerufen, aber sie hatte nicht mehr reagiert. Und dann bin ich weiter runter geklettert und hab sie gesucht, weil ich nicht sicher war, wie schräg wir abgestiegen waren. Und dann habe ich sie im Gebüsch gefunden, das hatte sie irgendwie abgefedert. Ich dachte sie wäre Tod... Aber dann war sie es Gott sei Dank nicht. Und dann habe ich den Notruf gewählt. Ich hätte nie zustimmen sollen hochzugehen! Es ist alles meine Schuld..."
Meine Lippe zitterte, das passierte immer wenn ich kurz vorm weinen war. Ich durfte jetzt nicht weinen. Ich durfte keine Aufmerksamkeit erregen! Ich schaute weg.
P: „Es ist nicht deine Schuld Maus, du hast sie ja nicht gestoßen oder gedrängt?"
Meinte sie fragend.
Ich schüttelte vehement den Kopf, niemals! Das würde ich nie tun!
P: „Und es war jetzt nicht die beste Idee, aber ihr seit Teenager, da macht man mal dumme Sachen."
Versuchte sie mich zu trösten und zu beruhigen, was möglicherweise daran liegen könnte, dass ich an meinen blutigen Nägeln, die ich eigentlich bereits abgebissen hatte, weiter kaute und zu dem leicht zitterte. Das passte dazu, dass mein Herz wie verrückt am rasen war. Ich hörte es sogar schon in meinen Ohren pochen.
P: „Hat deine Freundin sich über gesundheitliche Probleme beklagt? Kopfschmerzen? Oder ähnliches?"
Ich schüttelte nach jedem den Kopf. Sie hatte nichts gehabt.
P: „Vorerkrankungen? Medikamente?"
Ich schüttelte den Kopf. Sie machte eine Pause und musterte mich.
P: „Drogen?"
Sie schaute mir tief in die Augen, doch ich konnte Augenkontakt noch nie gut, naja besser gesagt, gar nicht.
Ich schüttelte erneut den Kopf.
P: „Sicher? Es wäre nicht schlimm wenn, wir müssen es nur wissen. Für die Behandlung deiner Freundin und für dich."
M: „Nein, keine Drogen."
Ich meine, ich konnte ihren Verdacht gut nachvollziehen. Ich bin aufgelöst, panisch und nervös und nicht ganz anwesend, ich wirke schon wie auf Pillen.
P: „Und Alkohol? Es wäre nicht schlimm wenn..."
Ich schüttelte erneut den Kopf.
M: „Nein, kein Alkohol."
Unterbrach ich sie.
P: „Okay, hast du den Kontakt ihrer Eltern?"
Ich nickte und nahm Emmas Handy aus dem Rucksack, welches ich entsperrte, immerhin kannte ich den Code und der Ärztin gab, welche es wiederum einer Schwester und die dann der Rezeptionistin übergab, welche ihre Eltern verständigte.
P: „Und deine Eltern? Wissen sie Bescheid?"
Sie schaute mich prüfend an und beobachtete vermutlich jeden kleinsten Teil meiner Körpersprache, um mich zu entschlüsseln.
M: „Ich hab ihnen vorhin schon geschrieben."
Log ich nickend und hoffte, dass sie mir es abkaufte.
P: „Wann? Ich hab dich im Schockraum gar nicht am Handy gesehen?"
Mein Herz setzte kurz aus, ich war noch nie eine gute Lügnerin. Im Verschweigen war ich gut, aber im direkten anlügen hingegen nicht.
M: „Noch im Park, sie wissen Bescheid."
Sie nickte nicht so ganz überzeugt.
P: „Komm ich begleite dich nach vorne, dort kannst du noch kurz Platz nehmen bis Emma wieder zurück ist von den Untersuchungen."
Ich nickte und stand mit ihr auf und folgte ihr. Ich war so fertig mit den Nerven...
Ich ließ mich in ein Metallstuhl sinken und stützte meinen Kopf auf meine Arme.
P: „Alles Gut?"
Ich nickte. Erneut eine fette Lüge.
P: „Wenn Emma wieder kommt, hol ich dich mit rein, Okay?"
Ich nickte erneut. Die nette Ärzrin lief in Richtung Rezeption, drehte sich jedoch immer wieder unsicher und besorgt um. Dann sagte sie irgendwas zu der Schwester am Empfang, bevor sie sich dem nächsten Patienten widmete. Es waren um diese Uhrzeit zum Glück nicht all zu viele. Ich vertiefte mich in meine trübsinnigen Gedanken und hoffte, dass es Emma gut gehen würde und es nichts schlimmes sei, während ich ganz verdrängte, was für ein Ärger mich zu Hause erwarten würde...
DU LIEST GERADE
I don't know ~ KaS/Asds
FanficMaya gelangt eines Tages durch ein Missgeschicks in die Klinik am Südring. Doch hätte sie nie das Zentrum der Aufmerksamkeit und Sorge werden sollen... Man sollte vermuten, dass es nie mehr als nur ein Pflaster sein sollte, doch dieser Tag veränder...