Ententanz

384 13 0
                                    

Ich grinste, als Emilia zur Tür hereinkam. Ich hatte einen Plan.
„Warum sollte ich erst so spät kommen?", fragte sie mich.
„Ich hab was vor", sagte ich.
„Was?", fragte sie.
„Das wirst du noch sehen", sagte ich.
„Wir gehen raus", sagte ich.
„Was? Aus der Wohnung?", fragte sie verwundert. Wir verbrachten unsere gemeinsame Zeit immer nur in meiner Wohnung. Für uns war es der sicherste Platz. Der einzigste Platz, an dem wir wir selbst sein konnten.
„Ja", sagte ich.
Emilia zog sich sofort ihre Jacke wieder an.
„Die brauchst du nicht", sagte ich.
Ich nahm ihre Hand und führte sie ins Wohnzimmer.
„Das ist nicht dein Ernst", sagte sie.
Sie betrachtete die zwei Entenkostüme, die auf dem Sofa lagen. Ich grinste zufrieden. Mein Plan war großartig.
„Das zieh ich auf gar keinen Fall an", sagte sie.
„Du willst doch bestimmt auch einen coolen Tag mit mir erleben und was ist schöner als in der Öffentlichkeit Händchen zu halten. Aber wenn du Angst hast, dann verbringen wir den Tag mal wieder mit Netflix", sagte ich.
Ich sah sie an und wartete auf ihre Entscheidung.
„Das ist so unfair. Du provozierst mich", sagte sie.
„Ich weiß", sagte ich grinsend.
„Du schuldest mir was", sagte sie.
„Alles, was du willst", sagte ich.
Ich nahm mir das Kostüm und schlüpfte hinein. Zögernd tat Emilia es mir gleich. „Sexy", sagte ich.
„Ärger mich nicht", sagte sie.
Ich gab ihr ein Küsschen auf die Wange.
Dann zogen wir noch die Entenköpfe an. Ich nahm ihre Hand und steuerte die Haustür an.
"Was machen wir jetzt?", fragte sie.
"Na, was wohl? Wir gehen in die Stadt", antwortete ich.
"In die Stadt? Es könnte uns dort jemand erkennen", sagte Emilia.
"Es wird uns niemand erkennen. Wir tragen ein Entenkostüm. Niemand wird mich darunter vermuten. Ich bin eine seriöse und äußerst langweilige Mathelehrerin", sagte ich grinsend.
Ich hörte Emilia kichern.
Mit dem Bus fuhren wir in die Stadt. Trotz des Kostüms bemerkte ich, dass uns die Leute
verwirrte Blicke zuwarfen. Es war noch nicht Karneval. Ein kleines Mädchen stellte sich vor uns. "Bist du echt?", fragte sie mich.
Ich nickte einfach nur.
Ich war froh, als wir kurz darauf die Innenstadt erreichten und vor dem kleinem Mädchen fliehen konnten. Inzwischen begann sie unser Fell zu streicheln und das wurde mir dann doch zu viel.
Als ich aus dem Bus ausstieg, nahm ich Emilias Hand. Wir konnten tun, was wir wollten und niemand würde uns dafür verurteilen. Emilia erwiederte meinen Händedruck.
"Ich hab eine Idee", sagte Emilia plötzlich. Sie zog mich hinter sich her. Erst vor einem Spielzeugladen stoppte sie.
Sie ging hinein und kaufte unzählige Luftballons, die wir dann auf der Straße an kleine Kinder verteilten. Sie alle schenkten uns ein riesiges Lächeln. Eigentlich verteilte hauptsächlich Emilia die Luftballons. Sie war großartig mit den Kindern. Mich hingegen ignorierten sich größtenteils. Dabei war ich die Lehrerin. Man müsste meinen Kinder mochten mich.
Irgendwann gingen uns die Luftballons aus.
"Was machen wir jetzt?", fragte Emilia.
"Kennst du den Ententanz?", fragte ich sie.
Emilia schüttelte ihren großen Entenkopf. Das sah so lustig aus, dass ich nicht umhin konnte als laut los zu lachen.
Ich hakte mich bei Emilia unter und zeigte ihr den Ententanz. Als wir fertig waren, merkte ich, dass einige Kinder mitgetanzt hatten.
"Nochmal", schrie ein blonder Junge. Also tanzten Emilia und ich den Ententanz ein um das andere Mal.

Völlig erschöpft ließen wir uns abends auf mein Sofa fallen. Von unseren Entenköpfen befreiten wir uns sofort. "Das war so lustig", sagte Emilia und kuschelte sich näher an mich.
"Hast du gesehen, dass Cenk da war?", fragte sie.
Ich kicherte. "Der hat es ja gar nicht drauf", sagte ich lachend.
Emilia stimmte sofort in mein Lachen ein. "Ich werde ihn am Montag damit aufziehen", sagte sie grinsend.
"Nein, wirst du nicht. Weil du nicht da warst", sagte ich.
"Verdammt! Das ist so eine perfekte Vorlage. Der Typ nervt extrem", sagte sie.
"Mich auch. Er könnte wirklich mal einen Dämpfer vertragen. Aber es geht trotzdem nicht", sagte ich.
"Du magst ihn auch nicht? Ich dachte als Lehrerin musst du alle Schüler mögen", sagte Emilia.
Ich lachte. "Ich verrate dir ein Geheimnis. Ich hab Lieblingsschüler", sagte ich.
"Ach ja?", fragte sie.
"Ja. Mit meiner absoluten Lieblingsschülerin bin ich verheiratet", sagte ich und küsste sie.
"Seit wann hast du einen Kalender?", fragte mich Emilia. Sie stand auf und ging zu der Fotowand herüber, neben die ich den Kalender gehangen hatte.
"Der ist merkwürdig. Der geht bis Nächstes Jahr im Sommer", sagte sie.
"Den hab ich selber gemacht. Der geht bis zu deinem Schulabschluss", sagte ich.
Emilia grinste über beide Ohren. "Du kannst es wohl kaum erwarten", sagte sie.
"Nein. Ich will dich endlich als meine Frau vorstellen können", sagte ich.
"Ich brauche auch so einen", sagte sie. Sie zog ihr Handy hervor und forografierte ihn ab.
"Ich mach mir die ganze Arbeit und du klaust dir den einfach?", fragte ich und tat auf höchst beleidigt. Meine Lippe tat ich schmollend hervor.
Emilia verteilte Küsse auf meinem Gesicht, bis ich schließlich aufgab und meine Lippen auf ihre presste.

What happens in Vegas, stays in VegasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt