1. Feuerschweif erzählt: Falsche Liebe

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Die "Begriffe" für diese Geschichte sind:
- Entführung (34)
- Das Gesetz der Krieger wird gebrochen (88)
-Gewissen (99)
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"Wusstet ihr, dass ich als junge Kriegerin entführt wurde?", fragte Feuerschweif.

"Entführt?", rief Tannenpfote aus. "Nein, das wusste ich nicht."

"Von wem?" Schattenpfotes Interesse war ebenfalls geweckt. Gespannt schaute er die flammenfarbene Kätzin an.

"Vom NachtClan." Die Augen der Ältesten funkelten. "Wollt ihr wissen wieso?"

"Natürlich", miaute Schattenpfote. Wieso erzählt sie es nicht einfach, sondern redet so viel Unnötiges?

"Also gut", begann Feuerschweif. "Es war in einer kalten Blattleere... "

* * *

Feuerschweif zitterte. Die kalte Blattleere-Luft brannte in ihrer Lunge wie ein eisiges Feuer. Sie schaute sich im Lager um und entdeckte Eichenbart, den Zweiten Anführer des BlattClans, der gerade aus der Kinderstube kam. Sie lief auf ihn zu und neigte ihren Kopf. "Guten Morgen Eichenbart. Wie geht es Lärchenfell und den Jungen?"

"Nicht gut", miaute der Zweite Anfüher traurig. "Lärchenfell hat Weißen Husten und Moosjunges hat sich wahrscheinlich angesteckt."

Feuerschweif riss erschrocken die Augen auf. Zwei weiter Katzen waren krank und das ausgerechnet ihre Schwester und eines ihrer Junge. Wenn der Weiße Husten zu Grünen Husten wird... Weiter wollte sie nicht denken. Sie wirbelte herum und rannte zur Kinderstube, doch Eichenbart stellte sich ihr in den Weg.

"Du darfst da nicht rein", miaute er bestimmt, obwohl sein Blick mitfühlend war. "Lärchenfell braucht ihre Ruhe und außerdem könntest du dich auch anstecken."

Seufzend wandte sich Feuerschweif ab und trottete über die Lichtung. Sie musste sich irgendwie nützlich machen. Plötzlich hatte sie eine Idee. "Eichenbart", rief sie den braunen Kater, der gerade den Anführerbau betreten wollte. "Ist die Jagdpatroullie schon unterwegs?"

Der Zweite Anführer nickte. "Wieso?"

"Ich würde gerne für Lärchenfell jagen. Darf ich alleine losziehen?", fragte sie.

"In Ordnung, aber bleib nicht zu lange."

"Danke", rief Feuerschweif und rannte aus dem Lager hinaus. Wegen der Kälte hatte sich die meiste Beute verkrochen. Außerdem war ihr flammenfarbenes Fell gut im verschneiten Wald erkennbar. Ich muss einen Ort suchen, wo ich mich besser verstecken kann. Sie überlegte kurz und beschloss, in die Nähe der NachtClan-Grenze am Fluss jagen zu gehen.

Die Entscheidung stellte sich als klug heraus, denn bereits nach kurzer Jagd hatte Feuerschweif eine große Maus gefangen. Schnell vergrub sie ihre Beute unter einem Haufen Schnee und lief weiter zum Fluss, der parallel zu den Territorien des BlattClans und des NachtClans verlief. An der Stelle, wo sich die beiden Territorien trafen, bildete das breite Gewässer sogar eine natürliche Grenze zu der Welt außerhalb der Clangebiete.

Als Feuerschweif das Ufer erreichte, traute sie ihren Augen nicht. Trotz der kalten Blattleere war der Fluss nur am Rand mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. In der Mitte war die Stömung stark und gefährlich und trieb Stöcke und Blätter unter die Eisflächen am Rand.

Das muss ich Regenstern berichten, entschied sie. Doch davor wollte sie noch etwas jagen. Der Clan hungerte und eine einzige Maus war nicht genug. Vor allem nicht für eine kranke Königin und ihre fünf Monde alten Junge. Hoffentlich hat die Jagdpatroullie Erfolg und bringt mehr mit als gestern. Sie erinnerte sich an das Kaninchen und die vier winzigen Mäuse, die gestern den ganzen Frischbeutehaufen ausgemacht hatten. Viele Krieger, zu denen auch Feuerschweif gehört hatte, mussten auf eine Mahlzeit verzichten. Erst in der Abenddämmerung kamen drei Krieger mit einem weiteren Kaninchen und zwei Mäusen ins Lager, sodass alle Krieger etwas Beute abbekommen hatten.

WARRIOR CATS KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt