Kapitel 30_Offensive - Teil 4 / Schock

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Knüpft direkt an das vorherige Kapitel an. Viel Spaß und über Kommentare freue ich mich immer :)



Kapitel 30_Offensive - Teil 4 / Schock

Ein paar Sekunden blieb Naho wie erstarrt sitzen, ehe er vorsichtig die Hände von den Ohren nahm, als hätte er Angst, eine weitere Bombe könnte explodieren, sobald er seine Ohren nicht mehr zuhielt.

Die absolute Stille nach der ohrenbetäubenden Explosion war fast noch unheimlicher und eine leichte Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen. Aus dem Augenwinkel nahm er zwischen dem Nebel aus Staub und Rauch eine Bewegung wahr. Zaan, welcher ihn zuvor scheinbar auch schon hinter die Mauer gezogen hatte. Er hatte ihm das Leben gerettet.

„Alles okay?", fragte Naho leise und mit rauer Stimme. Auch, wenn es Teil seiner Ausbildung war, merkte er jedes Mal auf's Neue, was für Nerven er bei einer, nur wenige Meter entfernten Explosion brauchte.

Zaan nickte und stand langsam auf. Nahos Beine fühlten sich schwer, wie nach einem langen Sprint an, als er es seinem Kameraden gleichtat. Gemeinsam lugten sie um die Ecke.

Der Anblick, der sich ihnen bot, war alles andere als schön. Das Haus war ein einziger Gesteinshaufen, Dreck und Staub lagen wie dichter Nebel in der Luft und aus dem Haus stieg Rauch, wie eine schwarze Säule, den Himmel empor. Hier und da brannten ein paar kleine Flammen und um die Trümmer herum, war der Boden kohlrabenschwarz gefärbt.

Zwischen der Staubwolke und den Trümmern, fiel ein strahlendes Türkis in Nahos Blickfeld. Ein sehr vertrautes Türkis.

„SELIN!" Eine Millisekunde, nachdem Naho das Türkis erkannt hatte, stieß Diago einen Entsetzensschrei aus und stürmte an Naho vorbei, auf die hervorstechende Farbe zu. Naho hatte nicht gesehen, wo er sich versteckt hatte, vermutete aber, das Kira auch dort war.

Entsetzt folgte Naho ihm etwas langsamer, unsicher, ob er diesen Bild sehen wollte, oder nicht.

Dann war es zu spät und Naho starrte in die glasigen Augen Diagos kleiner Schwester. Erschrocken keuchte er auf. Ihre türkisfarbene Mütze war rot gesprenkelt und unter ihrem Körper breitete sich langsam eine dunkelrote Blutlache aus. Die Explosion hatte sie voll erwischt.

Ein weiterer Entsetzensschrei entfuhr Diago, und Naho glaubte, auch einen Hauch von tiefstem Hass herauszuhören. Vorsichtig berührte Diago ihre Hand und nahm sie fest in den Griff und drückte sie an seine Brust. Sein Körper bebte und Kiba konnte ein leises Schluchzen hören, das immer lauter wurde.

Diagos Kopf sank auf Selins toten Körper, ohne, dass er ihre Hand losließ. Sein Weinen vermischte sich mit dem Wind, der aufgekommen war und die Blätter der Bäume und Büsche leise zum Rascheln brachte. Wie eine Hymne für Selins Abschied. Es klang so unvorstellbar schmerzvoll, am liebsten würde Naho sich die Ohren zuhalten, um es nicht mehr mit anhören zu müssen.

Langsam, nicht in der Lage, den Blick von Selins Leiche zu nehmen, kniete sich Naho neben seinen Freund. Sein Herz zog sich zusammen, während er Diagos Schmerz lauschte. Irgendwann legte er einen Arm um dessen Schultern und zog ihn zu sich hin. Diago ließ es ohne eine Reaktion zu, ließ Selins Hand nicht los und vergrub das Gesicht in Nahos Pulli.

Naho spürte, wie seine Sicht verschwamm, das Ziehen in seinem Herzen immer schlimmer wurde - er hatte Selin nur kurz gekannt, aber sie war ihm sofort ans Herz gewachsen. Tränen tropften einzeln auf den Boden und leise stimmte Naho in in die Trauer-Hymne ein.

Keiner von ihnen wusste, wie lange sie dort neben Selin saßen, aber es musste lange gewesen sein - 20 Minuten vielleicht. Naho spürte vereinzelte Tränen sein Gesicht hinunterlaufen und das Ziehen in seiner Brust, das ihm die Luft abschnürte. Trotzdem bewegte er sich kein Stück, streichelte über Diagos noch immer bebenden Körper und starrte ins Nichts.

IMVELO || Woodwalkers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt