Das Unwetter

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Eine sich reimende Kurzgeschichte von Felix-M M

Genießend sitze ich auf jener Parkbank
welche es seit meinem Bewusstsein gibt
In Dangast mit Blick auf die Sandbank,
die sich Richtung Wilhemshaven schiebt.

In dieser morgenröte schleicht über dem Himmel her
Eine Wand aus schwarzgrauen Wolken in das Himmelmeer.
Das Rauschen der Bäume wie ein warnender Schrei
Erblickt man in der Ferne erst ein Blitz dann zwei

Fünf Uhr erklingt es am Kirchturm hinter mir
Wilhemshaven sticht ins Dunkle wie ein Pier
Vom schwarzen Watt und den Regenwolken umschlungen
Wird vom Wind das Lied des Unwetters gesungen

Hier auf dem Deich neben meinen leeren Kolaflaschen
Höre ich schon den Regen auf die Erde klatschen
So sitze ich da, ganz allein, regungslos
völlig Ziellos.

Kein Mensch ginge freiwillig umher
Bei dieser Unwetter - Sturmflutwarnung
Da ein Blitz schlug auf's Meer
Ein Donnerschlag ohne Fassung
Diese Stille fast als hätte sich der Deich erschreckt
Wird dieser nun mit Niederschlag vollstreckt

Keine 3 Sekunden, bin ich klatschnass
Meine letzte eiskalte Kola hier
Öffne ich zu diesem Anlass
Vom Wetter unbeeindruckt senil
Check ich die Textnachricht
Komm schnell rein es Stürmt
Sorgen tu ich mich aber nicht
Selbst wenn der Blitz sich vor mir auftürmt

Der Wind ohrfeigt, der Regen schlägt, der Donner schreit
So schön im Sommersonnenlicht wirkt sie nun fremd diese Örtlichkeit
Nur ich bin der der ich eben noch war
Nichtmal Wilhemshaven ist in der Gischt erkennbar

Randalierend schmeißt der Wind Strandkörbe um
Einzelne Bäume werden krum
Zu schwach um der Situation zu trotzen
Zwei Ältere aus dem Wohnwagen beginnen mich anzuglotzen

Ich sitz nur hier im Chaos dieser Welt
Schützen davor kann dich auch nicht dein Geld
Halte durch sagen sie es wird auch wieder besser werden
Hinter mir zerbersten Fenster zu Scherben.

Schreie von Menschen durchdringen das Wetterspiel
Doch ohne Skrupel wird es immer schlimmer
Nichts ist dem Wetter zuviel
Sogar ein Namen hat dieser Unheilbringer

6Uhr, schon eine Stunde im Gewittersturm
Setzt nun langsam die Flut hier ein
Ding Ding erklingt es vom Sturmflutturm
Die Flut muss mächtig hoch sein.

20 verpasste Anrufe
Komm her schwing die Hufe
Der Campingplatz wurde evakuiert
Bin ich darüber etwa amüsiert?

Der Wind peitscht mir die Luft aus den Lungen
Als würde er mich zum Tod hassen
Hab ich mit ihm auch noch offene Rechnungen
Die ganzen Menschen die im Chaos Ihren Wohnwagen verlassen.

Sie rennen zum Bus der von Einsatzkräften wurde organisiert
Schon lobenswert wie gut Das funktioniert
Alle halten sie zusammen
Ob sie nach mir suchen?

Ich mache die Kola leer, schmeiß die Flasche gegen den Feind
Doch das hat nichts bewirkt wie es scheint
Wir sind beim Nationalpark-Haus steht im Telefon
Komme gleich sende ich voller "motivation"

Lass ich den Sturm gewinnen?
Man kann ihn niemals bezwingen
Ich fühle mich von Paparazzi umgeben
Es sind nur Blitze muss ich zugeben

Ein dumpfer harter Schlag und mein Arm ist getränkt in Schmerz
Um mich herum färbt Hagel den Boden weiß
Beworfen von mit diesem fast schon harten Erz
An meinem Arm seh ich einen dicken blauen Kreis

Ein Korn trifft eine Flasche, sie zerschellt
Weg hier renn zur Holzüberdachten Infotafel
Wetter was hast du Angestellt
Aus dem löchrigen Dach ragt ein großer Nagel

Er hat versagt konnte die Wut nicht mehr ertragen
Brauchen sie Hilfe versuchte der Herr zu erfragen
Ohne zögern rannten wir in das Pförtnerhaus
"Das Fenster ist zerbrochen dadurch war ich raus"

Der Mann so hilfsbereit und verzweifelt
War er eigentlich freigestellt
Nur um die Evakuierung zu unterstützen
Vergaß er sich selbst zu schützen

10cm hoch lag der Hagel als es abschwächte
Der Wind trieb die Armee der Flut an die Spitze des Deiches
Wir müssen warten auf die Welle die Nächste
Die Trümmer taten gleiches

Ein gefährliches Spiel zur Rettung unserer selbst
Hinterm Deich sah das Auge nur zerstörtes Eigenheim
Überm Deich ist die Flut bereit bis sie durch die Siedlung wälzt
"In der Hausruine siehst du den Schein"

Zum Retten bereit
Eine Frau die nach uns Schreit
Steigender Wasserspiegel
Ein verklemmter Dachgiebel

Teamworkhalber weggestemmt und gemeisam gerettet
Wateten wir durch ein Trümmerfeld
Bevor der Deich zerschellt
Wonach wir sind verpflichtet

Weg hier los schnell rauschte dass Wasser hinter uns auf
Von einer Parkbank unterbrochen von unserem Lauf
Erkannten wir das Ausmaß der Zerstörungskraft
Was einfach wird so dahin gerafft

Der Wald auf dem Hügel nach der Siedlung
War nun kein Wald mehr
Stehend vor Furcht und Erschöpfung
Wasserpeitschte der Sturm uns umher

Gerettet waren wir auch nicht im Nationalpark-Haus
Wenig überraschend waren dort alle Fenster raus

3Lange kalte Nasse Stunden vergingen
Waren wir es die dem Sturm übergingen

Sonnenstrahlen erwärmten unsernen Laib
Doch die Schönheit ist nichts was bleibt
Nichts war wie eben
Hats vorher Häuser gegeben

War alles zertört hinter blauen Himmel liegen
Beängstigend dass alle Menschen schwiegen
Das Meer lag ruhig im abnehmenden Wasser
Als wenn nichts gewesen dieser Menschenhasser

Alles was die Menschen haben
Waren nun Opfergaben

Nur ich der Nichts verloren hat
Blieb weitestgehend unversehrt
Ein anderer alles verloren hat
Was nun an jenen zerrt

Was wir als Selbstverständlich hielten
Wurde unser Verhängnis
Alles immer nah ist was wir wollten
Umso härter nun das Ergebnis

Ein GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt