Teil 7

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POV Maya:

Sie durfte nicht dahinter kommen! Aber es war zu spät, der Stein war bereits ins Rollen gekommen, was sollte ich denn noch tun?! Lügen hatte ich schon versucht und sie würde nicht locker lassen. Vielleicht war da auch ein Teil von mir, der ins Geheim gerettet werden wollte, und das war der Grund dafür, weshalb ich zu blöd war, meine Gott verdammte Klappe zu halten. Oder es waren auch einfach Dr. Martinsons Worte und die Tatsache, dass sie die erste Person in meinem Leben war, die sich ernsthaft um mich sorgte und nicht locker ließ.
P: „Du bist hier in Sicherheit wir werden dir nicht weh tun."
Sie legte ihren Kopf schief. Ich meine, sie wusste es eh schon, also wäre es wirklich so schlimm gewesen, es ihr zu sagen?
M: „Aber... er wird mich dafür umbringen."
Ich konnte es kaum aussprechen und schon rannten die Tränen, wie Flüsse über meine bleichen Wangen.
P: „Wer Süße? Wer tut dir das an?"
M: „Mein Stiefvater..."
Hauchte ich, meine Stimme war beinahe verschwunden.
M: „Er schlägt mich..."
Ich drehte meinen Kopf ruckartig weg, so dass sie ihre Hand von meinem Kinn tun musste und hielt mir meine Hand vor den Mund. Was hatte ich nur getan?! Ich hätte es nicht sagen sollen! Niemals! Ich hätte es mit in mein Grab nehmen sollen!
P: „Shhhh... Komm mal her Kleine..."
Ich konnte mein Schluchzen nicht unterdrücken, es war das erste Mal, dass ich es ausgesprochen hatte und es tat verdammt weh. Es zerriss mich bei lebendigen Leib. Es laut zu sagen, machte es real. Und sich einzugestehen, dass es nicht normal war windelweich geprügelte zu werden, ist schmerzhafter als erwartet.
Dr. Martinson nahm mich in den Arm. Ich hatte gar keine Zeit auszuweichen oder sie davon abzuhalten. Ich zuckte kurz zusammen und hielt vor Angst meine Luft an, dich es geschah nichts, es folgte kein Schlag. Sie saß da und hielt mich fest umschlossen.
P: „Shhhh... Du bist in Sicherheit! Es wird dir nie wieder jemand weh tun! Es ist nicht deine Schuld."
Redete sie ruhig, aber eindringlich auf mich ein, während sie mich fest an sich gedrückt hielt. Ich spürte so ein unbekanntes Gefühl. Es war Sicherheit und Fürsorge. Ich fühlte mich geborgen, statt ausgeliefert. So kam es dazu, dass ich es nicht mehr zurückhalten konnte. Ich atmete aus und das Weinen brach über mir ein. Ich schluchzte tieftraurig und verzweifelt, sodass mein ganzer Körper bebte. Es fasste mich, wie ein Erdbeben und ich krümmte mich und schluchzte und das immer wieder. Ich konnte es nicht kontrollieren. Es wäre, als würden die ganzen letzten Jahre meines Lebens über mir zusammenbrechen und ich würde den Schmerz der ganzen Welt spüren. Es erdrückte mich und ich konnte nur atmen, da ich weinte. Meine ganzen Haare waren schon nass und so auch meine Kleidung und vermutlich auch Dr. Martinsons Kittel. Sie ließ mich nicht los und so hang ich in ihrem Arm und brach vollkommen zusammen, während sie mich einfach fest im Arm hielt und keine Anstalt machte mich fallen zu lassen. Sie strich mir meine nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht und hielt mich so fest wie nur möglich an sich, aber nicht in einem gewaltvollen Weg, sondern in einem mit Liebe erfüllten Weg. Ihr Griff war voller Liebe und Fürsorge, statt Hass und Missachtung. Es war so ein unbekanntes Gefühl, dass mich sicher fühlen ließ. Und ich ließ es zu, selbst wenn ich nicht wusste, ob es das richtige war.
Ich weiß nicht, wie lange ich in diesem Zustand blieb, bis alle Tränen versickert waren und selbst, wenn ich noch hätte weinen wollen, so konnte ich es nicht. Dr. Martinson nahm mein Kopf und lehnte ihn behutsam an ihre Brust, während sie mir durchs Haar strich. Sie war so nett und gütig zu mir, obwohl ich so verlogen war. Ich hatte das nie verdient! Ich sank einfach in mir zusammen. Ich bewegte mich nicht und weinte nicht mehr. Dafür tat mein Kopf ordentlich vom Weinen weh. Das ist ein anderes Level an Schmerz. Als wenn man dafür bestraft wird, dass man emotionalen Schmerz gefühlt hat.
P: „Maya, liebes?"
Sie drückte mich sanft von sich weg.
P: „Ich muss das dem Jugendamt melden und der Polizei. Gibt es jemand, den wir informieren können, bei dem du sicher bist? Familie? Deine Mama und dein Papa?"
Ich konnte ihr kaum in die Augen schauen. Das hatte ich ganz verdrängt. Was sollte ich nun tun? Ich konnte nicht mehr lügen.
M: „Mein Vater kenne ich nicht. Meine Mom, lebt mit meinem Stiefvater zusammen."
Schniefte ich bedrückt.
P: „Weiß sie davon?"
Ich schaute sie fragend an.
P: „Davon, dass ihr Mann dich, ihre Tochter, schlägt?"
Ich schwieg. Sie schaute besorgt, aber ich würde ihr das nicht verraten, weil die Tatsache, dass sie es wusste, machte es noch schlimmer und mich noch erbärmlicher. Selbst meine eigene Mutter, gönnte es mir verprügelt zu werden.
Linda kam rein und gab mir besorgt die Decke.
P: „Ich werde kurz raus gehen und telefonieren. Es ist das beste für dich, vielleicht fühlt es sich jetzt nicht so an, aber es wird dich beschützen."
Ich biss mir auf meine Lippe. Sie würde es eh tun, also warum sollte ich sie davon abhalten.
P: „Linda bleibst du bei ihr? Wir haben ein Fall von HG."
L: „Na klar!"
Paula schob mich sanft von sich. Ich wollte nicht, dass sie anrief. Meine Mom würde mir das nie verzeihen.
L: „Komm, Ich decke dich zu Mäuschen."
Ich fühlte mich, wie ein Kleinkind, doch ich war zu erschöpft vom weinen und der Situation, um irgendetwas zu tun. Also tat sie es und lehnte mich an der Liege an.
L: „Hier, ein paar Tücher."
Sie reichte mir welche und ich konnte meine Nase putzen, welche vom weinen verstopft war.
L: „Weißt du, egal, was jetzt noch passieren wird. Du bist nicht mehr alleine. Es gibt immer Menschen, die dir helfen können."
Sie strich mir über den Arm und ich nickte nur. Ich war so unendlich müde. So müde, dass ich einschlief, noch bevor Paula wieder kam. Ich konnte einfach nicht mehr...

I don't know ~ KaS/AsdsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt